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Markus Fetter

© FOTO: BUNDESWETTBEWERB GESANG

Bundeswettbewerb Gesang: Und dann ist der magische Moment da

Fulminant, herzzerreißend, intensiv: Das Preisträgerkonzert des Bundeswettbewerbs Gesang im Friedrichstadt-Palast.

Ganz schön gewagt, die jüngste Teilnehmerin als erste auftreten zu lassen. Doch obwohl Yasmina Hempel erst 17 Jahre alt ist: Mit „Partykleid“ aus dem Musical „Henry and Mudge“ gelingt der gebürtigen Berlinerin beim Preisträgerkonzert des Bundeswettbewerbs Gesang gleich ein fulminanter Auftakt auf der „größten Bühne der Welt – ein Titel, den der Friedrichstadt-Palast für seine rund 3000 Quadratmeter Bühnenfläche reklamiert. Eine Bühne wie ein Spielfeld, auf dem sich Nachwuchskünstler durchaus verlieren könnten.

Aber das passiert an diesem Abend nicht ein einziges Mal, was daran liegt, dass Teilnehmer wie Yasmina entweder hier im Haus, im „Jungen Ensemble“, schon Erfahrungen sammeln konnten oder bei „Jugend musiziert“ erfolgreich aufgetreten sind, in jedem Fall aber meist schon seit der Kindheit Bühnenluft atmen. Fast alle Preisträger absolvieren gerade ein Gesangsstudium mit dem Schwerpunkt „Musical“, oft in einer der drei „Hochburgen“ Essen, Osnabrück oder an der Berliner Universität der Künste.

Auftritt eines Vollblutkünstlers

Dort studiert auch der große Gewinner dieses Jahrgangs, Markus Fetter. Ihn kann man erst nach der Pause erleben, dann aber mit dem Auftritt eines Vollblutkünstlers. Mit deutlichem Abstand zu allen anderen Preisträgern spielt der gebürtige Düsseldorfer in einer eigenen Liga, präsentiert im Song aus dem Musical „Footloose“ mit Körper und Stimme die perfekte Kombination aus Gesang und Tanz. Später beim Lied „Familienaufstellung“ aus dem Musical „Kopfkino“ kommt dann noch das brillante Schauspiel des 22 Jahre alten Sängers hinzu: ein Sohn singt eine herzzerreißende Klage an seine Eltern, die sich mit Alkohol und Gleichgültigkeit aus ihrer Verantwortung stehlen. Großes getanztes „Kopfkino“ – an der Neuköllner Oper hat Markus Fetter als „Lennard“ die Hauptrolle gespielt, die sicher nicht seine letzte sein wird.

Und dann ist da noch der Erstplatzierte in der Kategorie Chanson. Er heißt Sebastian Jüllig – noch ein Name, den man sich merken sollte – und zelebriert in seiner urkomischen Musical-Theater-Performance schon etwas, was alle anderen, ebenso talentierten Preisträger ruhig noch intensiver ausleben dürfen: ganz weit vorn an die Rampe treten, dem Publikum in die Augen schauen, vielleicht sogar ins Publikum hineingehen. Eine Nähe, die man als Künstler nicht so leicht herstellt. Aber wenn es, wie an diesem Abend gelingt, dann ist er da, der magische Moment.

Hans Ackermann

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