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Taylor Swift

© picture alliance/dpa

„Bundle“-Geschäfte: Die Marketingtricks der Superstars

Musik wird nicht mehr gekauft, sondern gestreamt. Also hat die Industrie Strategien entwickelt, um Stars wie Taylor Swift ganz oben in die Charts zu bringen.

In keiner anderen Kunstsparte herrschen die Regeln des Kapitalismus so rigoros wie im Pop: Ein Star ist, wer ganz oben in den Charts steht. Und je länger er sich dort behaupten kann, je öfter er es mit einem Song, einem Album schafft, alle anderen hinter sich zu lassen, desto heller strahlt sein Ruhm. Irgendwann wird der Star dann zum sogenannten Superstar. Allerdings droht immer der Absturz. Sterne können verglühen. Was übrig bleibt, ist ein Schwarzes Loch.

Wichtigster Gradmesser für den Erfolg sind Hitparaden. Wie in einer Börsennotierung zeigt sich in ihnen allwöchentlich der Kurswert von Sängern, Sängerinnen und Bands. Das amerikanische „Billboard“–Magazin veröffentlicht seit 1936 seine Charts, die inzwischen in Kategorien wie Rhythm & Blues, Jazz oder Rock aufgefächert sind.

Der Ruf der Billboard-Charts ist legendär, sie wurden in aller Welt kopiert und wirkten stilprägend. So geht der Begriff Crossover, der eine Verschmelzung von Genres bezeichnet, auf afroamerikanische Musiker zurück, die es in den vierziger Jahren schafften, ihre Stücke nicht bloß in den schwarzen R&B-, sondern auch in den weißen Country- und Pop-Charts zu platzieren.

Hot 100, so heißt die wichtigste Hitparade des Branchenblattes. Sie ist bis heute das kommerzielle Maß aller Dinge. Versuche, die Liste zu manipulieren, hat es immer wieder gegeben. Über einen aktuellen Fall berichtet die „New York Times“.

Es geht um „Bundles“, ein Marketinginstrument, das immer mehr um sich greift. Weil der Verkauf von physischen Tonträgern drastisch zurückgegangen ist und auch der Download von einzelnen Titeln oder kompletten Alben inzwischen kaum noch eine Rolle spielt, beherrschen Streamingdienste wie Spotify, Youtube und Tidal den Markt. In die Charts kommt, was geklickt wird.

Pizza für den Afficionado

Doch der Streambait lässt sich steuern, besonders wirkungsvoll bereits, bevor die Musik zu kaufen ist. Über das neue Album von Taylor Swift gibt es bislang nur Gerüchte. Es soll in diesem Jahr erscheinen und könnte, so mutmaßen Fans nach den Instagram-Äußerungen des Superstars, eine Upbeat-Platte werden.

Vorbestellen kann man es auf ihrer Website schon, zusammen mit einem Hoodie (für 65 Dollar), einem T-Shirt (40 Dollar) oder einem Smartphonehalter (20 Dollar). Dass das siebte Swift–Album wieder aus dem Stand auf Platz 1 der Billboard-Charts springen wird, genauso wie 2017 der Vorgänger „Reputation“, dürfte damit gebongt sein.

Ähnliche Bundles („Bündel“) mit Konzertkarten oder Merchandiseartikeln haben im letzten Jahr 39 Titel an die Billboard-Spitze gebracht. Manchmal ist es sogar eine Pizza, die der Afficionado zusammen mit der Musik ordern kann. Guten Appetit. In Zeiten, in denen sie CDs in schuhkartongroßen Boxen, zusammen mit DVDs und buchdicken Linernotes verkaufte, wurden Plattenfirmen als Verpackungsunternehmen verspottet. Die Musikindustrie, oft totgesagt, ist nicht totzukriegen. Sie bleibt kreativ.

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