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Kultur: „Cannabis ist nicht koscher!“ Matisyahu rappt über seinen jüdischen Glauben

Matthew Miller ist der multikulturellste Popstar, den man sich vorstellen kann. Der 26-jährige New Yorker trägt die Tracht der chassidischen Juden und rappt zu Reggae-Rhythmen Lieder, die von seinem Glauben handeln.

Matthew Miller ist der multikulturellste Popstar, den man sich vorstellen kann. Der 26-jährige New Yorker trägt die Tracht der chassidischen Juden und rappt zu Reggae-Rhythmen Lieder, die von seinem Glauben handeln. Seit er seinen Namen ins Hebräische übersetzte, nennt er sich „Matisyahu“. Sein Debütalbum „Youth“ erreichte den 4. Platz der US-Charts.

Mr. Miller, was ist es für ein Gefühl für Sie, als Musiker jüdischen Glaubens nach Deutschland zu kommen?

Ein mächtiges Gefühl. Es ist das Gefühl, 60 Jahre nach dem Holocaust hier zu sein, jüdisch zu sein und es nicht verstecken zu müssen. Wir machen Musik, singen Lieder über Gott, und Deutsche kommen und hören zu. Dass sich Leute hier dafür interessieren, zeigt, dass wir einen weiten Weg zurückgelegt haben.

Wie wandelte sich Matthew Miller zum Reggae-Star Matisyahu?

Das war ein längerer Prozess, der begann, als ich 16 war und nach Israel ging. Ich spürte eine starke innere Verbindung zu meinem Judentum und ging auf eine spirituelle Suche. Mit 21 fing ich an, mit einem hebräischen Gebetbuch zu beten. Als ich noch auf dem College war, dachte ich, ich müsste mich verstecken, um zu beten. Meine Freunde könnten es merkwürdig finden. Aber ich hab es dann doch gemacht. Das Gebet hat mir die Welt eröffnet.

Mit Reggae assoziiert man kiffende Rastafaris, für die Cannabis eine göttliche Pflanze ist. Gibt es koscheres Gras?

Cannabis ist eine hinterhältige Droge, die am Anfang harmlos erscheint. Ich kenne Leute, die seit 20 Jahren kiffen und Sklaven dieser Substanz wurden, das ist ihr Pharao, ihr Ägypten. In meinem Song „King Without A Crown“ geht es darum, die Inspiration aus sich selbst heraus zu gewinnen und sich nicht von externen Substanzen versklaven zu lassen.

Sie treten auf Konzerten mit Rastafaris und Musikern anderer Glaubensrichtungen wie dem muslimischen Beatboxer Kenny Muhammad auf. Geht das immer gut?

Ich habe noch keine schlechten Erfahrungen gemacht. Die anderen respektieren mich, und ich respektiere sie. Wir chassidischen Juden glauben, dass wir aus der göttlichen Welt stammen und unsere Seelen in diese physische Welt der Dunkelheit gebracht wurden. Die Rastafaris glauben, dass sie aus ihrer Heimat ins Exil entführt wurden. Wir glauben im Grunde das Gleiche, nur dass wir Juden von Jerusalem aus ins Exil geflohen sind.

Das Gespräch führte Martin Schubert. Matisyahu tritt am Donnerstag in der Kalkscheune auf, 21 Uhr.

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