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Was war zuerst da: Diese Zeichnung, die angeblich von dem jugendlichen Caravaggio stammt ...

© Ansa

Caravaggio: Ein Werbetrick, schimpfen die Experten

Der angeblich sensationelle Caravaggio-Fund in Mailand stößt auch international auf große Skepsis.

Im Streit um die in Mailand entdeckten angeblichen Zeichnungen von Caravaggio (1571–1610) mehren sich die kritischen Stimmen. Bei den internationalen Reaktionen finden sich vor allem Skepsis und Verärgerung. Die E-Book-Veröffentlichung der rund 100 Arbeiten, die zwei italienische Kunsthistoriker als echte Caravaggios aus der Werkstatt des Malers Peterzano identifizierten, rieche nach Sensationsmache, sagte Keith Christiansen, Leiter der Europäischen Abteilung des Metropolitan Museum of Art, der „New York Times“. Sein Kollege am Los Angeles County Museum of Art spricht gar von reiner Erfindung. Tomaso Montanari, Professor für Barockkunst in Neapel, kritisierte, die beiden Kunsthistoriker Curuz und Fedrigolli hätten keinen wisschenschaftlichen Gegencheck von Kollegen vornehmen lassen. Ihre Website www.giovanecaravaggio.it erinnere an TV-Werbung. Die Caravaggio-Expertin Paola Caretta hält es laut „New York Times“ für plausibel, dass der Meister auch nach Zeichnungen gearbeitet haben könnte. Über die Echtheit der Funde sage dies jedoch nichts aus.

Die zwei E-Books versammeln vergleichende Studien: Porträtköpfe und Figurendetails aus bekannten Caravaggios stehen den Skizzen gegenüber, die der Meister im Alter von 13 bis 17 angefertigt haben soll. Aber die Ähnlichkeit beweist nichts: Wie soll Caravaggio auf seine in Mailand verbliebenen Skizzen später andernorts zurückgegriffen haben? Es könnte sich ebensogut um Kopien von Caravaggio-Werken handeln, die spätere Schüler in der Werkstatt anfertigten, schreibt die Tageszeitung „La Stampa“. Laut Stefano Boeri, dem Kulturbeauftragten von Mailand, soll eine Expertengruppe mit Recherchen beauftragt werden. chp (mit dapd)

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