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Kultur: Carrousel Theater: Nichts dreht mehr

Auf welches Theater in Berlin könnte man denn noch verzichten? Vielleicht, zum Beispiel, auf das Carrousel Theater an der Lichtenberger Parkaue?

Auf welches Theater in Berlin könnte man denn noch verzichten? Vielleicht, zum Beispiel, auf das Carrousel Theater an der Lichtenberger Parkaue? Das feiert gerade sein fünfzigjähriges Bestehen, mit Gastspielen aus Zaandam (Niederlande), St. Petersburg und Basel, mit einem Regie-Seminar innerhalb des Projektes European Schoolyard Stories und einer Gala am Sonnabend 18. November. Es ist Leben auf allen Bühnen - aber es fehlt das Geld. Die Kulturverwaltung ist der Ansicht, dass die zweite Spielstätte des Carrousel, die Schiller Theater Werkstatt - hier spielt übrigens auch das GRIPS-Theater, könnte aber die Werkstatt allein nicht betreiben - mehr oder weniger sofort geschlossen werden kann. Wo nicht mehr gespielt wird, so geht die Milchmädchenrechnung, braucht man kein Geld mehr auszugeben, und flugs werden auch ein paar Stellen frei.

Dass dann auch kein Geld mehr eingenommen werden kann, fällt bei solchen Überlegungen unbeachtet unter den Tisch. Gespart werden muss nicht nur an der Werkstatt, sondern natürlich auch weiter am Haus an der Parkaue selbst, das unter Kindertheatermachern international einen ausgezeichneten Ruf genießt. Sparen ist für das Carrousel, zu DDR-Zeiten Theater der Freundschaft genannt, mit seiner langen, bedeutsamen Tradition zum Alltag geworden. 1995 gab es noch Zuschüsse in Höhe von 15 Millionen Mark. Seit 1997 sind nur noch 10 Millionen Mark bewilligt. Der reale Zuschussbedarf des Theaters aber liegt, nach Ausschöpfung aller wirtschaftlichen Möglichkeiten, bei 12,9 Millionen Mark. Der zuletzt bewilligte Zuschuss von 10,1 Millionen Mark deckt noch nicht einmal die Personalkosten, die bei 11,1 Millionen Mark liegen. Dabei sind von 196 Stellen im Jahr 1995 nur noch 148 übrig geblieben.

Die Kulturverwaltung fordert neben der Schließung der Werkstatt weiteren Stellenabbau, Einschränkung der Produktionen, schrittweise Umstellung des Spielbetriebs auf eine erweiterte Blockbespielung. Die Luft wird knapp. Intendant Manuel Schöbel sagt dazu: "Das Carrousel wird sich weiterhin bemühen, Einsparungen durchzuführen. Allerdings sollte klar sein, dass Kunst für Kinder nicht billiger zu haben ist als Kunst für Erwachsene." Die Kulturpolitiker übersehen dabei, welchen Stellenwert gutes, herausragendes Theater für Kinder und Jugendliche in der Hauptstadt hat - es ist lebensnotwendig, nicht nur für die junge Generation. Und eine Millionenstadt wie Berlin verträgt ohne weiteres zwei Kinder- und Jugendbühnen. Volker Ludwigs Grips-Theater ist dem Carrousel seit langem freundschaftlich verbunden. Da gibt es keine Konkurrenz.

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