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So ein Durcheinander. Die Band verknäult sich in "Scotch & Soda" auch mal mit den Artisten.

© Andy Phillipson/Promo

Chamäleon Theater Berlin: "Scotch & Soda": Was der Schotte unterm Rock hat

Quirlig: Die australische Show „Scotch & Soda“ gastiert im Chamäleon Theater in den Hackeschen Höfen.

Drei Premieren in zwei Wochen, schon erstaunlich, was Berlin gerade so an zufälligen Zirkusfestspielen erlebt. Den Auftakt machte die heftig um künstlerische Ernsthaftigkeit ringende französische Produktion „Nebula“ im Haus der Berliner Festspiele, das damit seinen Einstand als Spielstätte für zeitgenössischen Zirkus gab. Dann folgte im Wintergarten die lässige, den Berlin-Mythos des Unfertigen, Imperfekten etwas zu sehr melkende Eigenproduktion „Like Berlin“. Und nun fügt das Chamäleon mit der aus Australien importierten Inszenierung „Scotch & Soda“ der Mixtur aus Akrobatik, Tanz und Theater noch eine weitere Komponente hinzu – eine Akrobatikshow, in der die Livemusik die artistischen Darbietungen dominiert.

Tuten und turnen. Die Show kombiniert Jazz und Akrobatik.
Tuten und turnen. Die Show kombiniert Jazz und Akrobatik.

© Andy Phillipson/Promo

Den fünf, manchmal gar sechs Musikern der Uncanny Carnival Band stehen auf der Bühne in den Hackeschen Höfen gerade mal vier Akrobatinnen und Akrobaten gegenüber. Angesichts der fulminant aufspielenden Jazzband haben sie ihre liebe Not, die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Mit dem im Varieté alter Schule vorherrschenden Prinzip, Instrumentalmusik als Klangteppich einzusetzen, der nur durch die Trommelwirbel zur Trapeznummer akzentuiert wird, hat das nichts mehr zu tun. Das Konzept des musikalischen Leiters Lucian McGuinness funktioniert. Seine mal einen New- Orleans-Band-March, mal ein melancholisches Bassklarinettensolo zelebrierende Truppe ist tatsächlich der Grund dafür, dass die Ensembleshow wie aus einem Guss gefügt scheint.

Hauruck. Wozu Tische sonst noch alles gut sind.
Hauruck. Wozu Tische sonst noch alles gut sind.

© Andy Phillipson/Promo

Die rumpelige Kulisse aus Zeltstoffbahnen, Kisten und Koffern verweist auf den Anfang des 20. Jahrhunderts, wozu sich auch die nostalgischen Kostüme fügen. Artistisch ist vom Trapez über Schleuderbrett, viel Handstandakrobatik und eine tolle Nummer an einem mobilen Chinesischen Mast solides, aber kein atemberaubendes Handwerk zu sehen. Die quirlige Feelgood-Show lebt mehr von der Gesamtchoreografie als von der Einzelleistung. Den Clown, der auch im neuen Zirkus nicht fehlen darf, mimt der wenig komische, aber dafür muskulöse James Kingsford Smith. Kopfüber in der Luft hängend offenbart der Scherz-Schotte im Karorock, was ein Kerl darunter trägt: huch, ein Schamhaar-Toupet!

Chamäleon Theater in den Hackeschen Höfen, bis 20. August, Di–Fr 20 Uhr, Sa/So 18 Uhr, Sa 21.30 Uhr

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