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Kultur: Charakterköpfe

Frank Hoppmanns Karikaturenausstellung

Ihm hat keiner von denen Modell gesessen, nicht Claudia Roth oder Otto Schily, nicht Otto Waalkes oder Oliver Kahn, und gar nicht erst jene Person, die man auf den ersten Blick beinahe mit einer Nachteule verwechseln könnte und die sich dann als Bundeskanzlerin Angela Merkel entpuppt. Nein, der Karikaturist Frank Hoppmann hat die Promis aus Politik, Kultur, Sport und Wirtschaft allesamt postmedial nachgestellt, wozu ihm Foto, TV und Video halfen. Seit Montag ist die lange Reihe seiner „Charakter Köpfe“ in der Landeszentrale für politische Bildung zu sehen.

Diese Ausstellung ist wieder ein Volltreffer genau wie vor einem Jahr, als sich 20 Karikaturisten mit dem Thema „20 Jahre Mauerfall“ verlustierten. Der gebürtige Lingener Hoppmann des Jahrgangs 1975 war nicht darunter, zu jung für den historischen Anlass.

Nun ist er dabei, längst preisgekrönt und ziemlich weit vorne. Ob man das, was Frank Hoppmann sich da mit seinen „Satirischen Porträts“ traut, überhaupt dürfe, und eine Landeszentrale für politische Bildung noch dazu, war so genau nicht zu ergründen. Vorsichtshalber hatte man sich einen Spezialisten für Recht und politische Karikatur zum Laudieren erwählt, Erardo C. Rautenberg, Generalstaatsanwalt des Landes Brandenburg. Am Beispiel E. T. A. Hoffmanns erzählte er, wie riskant diese spezielle Darstellungskunst sein kann, lebensgefährlich, wenn man derzeit an einen fremden Propheten in Dänemark denkt. Hierzulande zwingt ein gewisses Selbstverständnis die derart Bezeichneten wohl, stille zu sein. „Beschwert hat sich noch keiner“, so Hoppmann.

Es geht um Lebende und um Tote, um den real existierenden Proporz zwischen Dachstübchen und Grinsemund, wie man bei Stefan Raab oder Claudia Roth bemerkt. Otto Schily wird als finstere Figur vor schwarzem Hintergrund dargestellt, er trägt sein finsteres Lächeln. Es gibt eine Reihe von Bundespräsidenten und Bundeskanzlern, von Freund und Feind. Kollegen und Freunde wie Didi Hallervorden – großer Kopf auf Mini-Pinguin-Körper – und der große Tomi Ungerer kommen bei ihm besser weg als all diese Politiker-Gewächse mit Wasseraugen, Riesengebrech hinter den Lippen und gelegentlich Tierohren. Dagegen wirkt die Hochzeit zwischen Günter Netzer und Gerhard Delling beinahe brav. Fast auf Bildhauerart greift Hoppmann nach den Häuptern der Nächsten: Roberto Blanco, Alfred Biolek, Klitschko-Brüder oder Bob Dylan, Schattengrau seiner selbst. Nur Gesine Schwan fällt aus dem Rahmen, sie hat ja auch die größte Frisur. Zwar ist stets der Kopf im Zentrum, doch lohnt es sich, auf Hände zu achten, auf das Drumherum. Bilder zum Wiedererkennen? Ach was, erst jenseits davon fängt das Sehen an! Gerold Paul

Die Ausstellung ist bis zum 21. Oktober geöffnet, montags bis mittwochs, 9-18 Uhr, donnerstags und freitags, 9-15 Uhr, in der Heinrich-Mann-Allee 107, Haus 17

Gerold Paul

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