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Kultur: Chemical Brothers

Diese Woche auf Platz 32 mit: „Push the Button“

Das Video zum Song „Galvanize“ erzählt eine kleine Geschichte. Ein Junge wartet, bis sein Vater vor dem Fernseher eingeschlafen ist, dann holt er eine Taschenlampe hervor, um sich zu schminken. Weißes Gesicht, Farbe auf die Nase, eine Mischung aus Clown und Butoh. Er geht raus und trifft seine Freunde, die sich ebenso bemalt haben. Gemeinsam ziehen sie durch eine kalte neonbeleuchtete sozialverwahrloste Schwarzweißwelt und schleichen sich schließlich in einen Club. Hier wird die Welt endlich farbig. Die Jungs springen auf die Tanzfläche und tanzen enthemmt. „Galvanize“ bedeutet zu Deutsch so viel wie „wachrütteln“. Das gelingt den Chemical Brothers hier mit einem tonnenschweren Beat, über dem arabische Streicher liegen. Dazu rappt Q-Tip von A Tribe Called Quest. Dann kommt die Polizei und bringt die Ausreißer nach Hause.

Tim Rowland und Ed Simon stammen aus Manchester und sind seit 12 Jahren zuständig für so genannten Big Beat. Für ihre ersten DJ-Aktivitäten legten sie sich das Pseudonym „The Dust Brothers“ zu, wohl wissend, dass es schon ein Produzenten-Team gleichen Namens gab. Doch das ist eine Weile her. Ihr neues Album klingt, wie bei vielen Überlebenden ihrer Zeit, als hätte 1996 jemand vergessen, den Sequenzer abzuschalten. Brachiales Schlagwerk, Bratz-Gitarren, schmerzende Geräusche. Bewährte Rezepte. Für Nostalgiker. Sind Rowland und Simon ebenfalls vor dem Fernseher eingeschlafen?

Ralph Geisenhanslüke

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