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Kultur: Christi Himmelfahrt: Vater Morgana

"Und es geschah, als er sie segnete, schied er von ihnen und fuhr auf gen Himmel" - so wird im Lukasevangelium die Himmelfahrt Christi erlebt. Hier auf Erden waltet morgen eher der Vatertag.

"Und es geschah, als er sie segnete, schied er von ihnen und fuhr auf gen Himmel" - so wird im Lukasevangelium die Himmelfahrt Christi erlebt. Hier auf Erden waltet morgen eher der Vatertag. Da gerät die Existenz von Kindern leicht zur Nebensache, der Mann wird selbst zum Kinde, wenn er vatertags an der Bierflasche saugen kann. Was aber bedeutet dem Vater, vor allem dem kreativen, sein Kind? Der kreative Vater hat alle Tage Vatertag. Und nie Zeit. Und immer Wahnsinnsdurst.

Bob Dylan zum Beispiel, dessen 60. Geburtstag auf Himmelfahrt / Vatertag fällt. Dank seiner (mindestens) vier Kinder kann er sich Big Daddy nennen - und soll seinen Nachwuchs in Phasen gezeugt haben, da sich Schaffenskrisen mit religiösen Anwandlungen verbanden. Die Bibel, so Dylans Mutter, lag in Bobs Haus auf einem zentralen Podest und wurde laufend konsultiert. "Er zeugte Kinder wie die Orgelpfeifen und gab ihnen lauter bibelforscherische Namen: Jesse, Anna, Samuel, Jakob", verrät Dylan-Biograph Willi Winkler. Was wiederum keine Überraschung ist: Dylans Verse quellen von alttestamentarischen Bildern und Zitaten über. Denken wir nur an "Father of night, Father of day /Father who taketh the darkness away ... Father of minutes, Father of days ... ". Sohn Jakob Dylan soll das alles ziemlich peinlich sein. Jakob und seine Band The Wallflowers verkaufen inzwischen mehr Platten als der Alte. So geht es den genialen Vätern eben auch.

Ein anderer kreativer Erzeuger, Peter Handke, wurde nach der Veröffentlichung seiner sensiblen "Kindergeschichte" 1981 von Teilen der Kritik beschimpft: als Rabenvater, der das problematische Verhältnis zu seiner Tochter in die Öffentlichkeit trage, um daraus künstlerisches Kapital zu schlagen. Dabei wollte er doch nur das wortlose Einverständnis mit Léocardie zur Waffe gegen das "Gottlose, Nervtötende, Hirnrissige von Hundenamen" umschmieden.

Kinder als Sinnstifter für das väterliche Ego: Dieses Problem dürfte Tom Green aus Utah durch Übererfüllung des biblischen Fruchtbarkeits-Solls längst hinter sich gebracht haben. Der fünffache Ehemann wurde dieser Tage wegen Vielweiberei zu 20 Jahren Haft verurteilt. Der Polygamist kann auf eine stolze Schar von 29 Kindern blicken, vier weitere sind unterwegs. Das wird ein Vatertag im Staatsgefängnis! Wie singt Bob Dylan? "Try to get to heaven before they close the door." Geburtstag, Vatertag und Himmelfahrt fallen zusammen - und dann machen die da oben die Tür zu.

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