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Kultur: City Lights: Afrikanisches Kino

Für alle, die das afrikanischen Kino lieben und sich auch für Filme vom Rest der Welt interessieren, ist es eine Katastrophe, dass seit Jahren das Berliner Afrika-Film-Fest zeitgleich zur Berlinale stattfindet. Beides ist für die meisten nicht machbar.

Für alle, die das afrikanischen Kino lieben und sich auch für Filme vom Rest der Welt interessieren, ist es eine Katastrophe, dass seit Jahren das Berliner Afrika-Film-Fest zeitgleich zur Berlinale stattfindet. Beides ist für die meisten nicht machbar. Und fast immer hat am Ende das Pflichtprogramm Berlinale Vorfahrt - und vom afrikanischen Kontinent bleiben nur die wenigen Filme, die es ins Programm des Internationalen Forum des Jungen Films schaffen.

Ein kleiner Trost ist es da, dass nun im Rahmen der "The Short Century"-Ausstellung ein Filmprogramm gezeigt wird. Über den aktuellen Stand der afrikanischen Filmproduktion erfährt man allerdings eher wenig; es ist eher auf inhaltliche Brisanz hin orientiert. Mark Nash, Kurator der Reihe, hat Filme versammelt, die die Kämpfe um die Dekolonialisierung und ihre Nachwehen in den afrikanischen Ländern thematisieren. Dabei liegt - mit einem Special am Freitagabend - ein Schwerpunkt auf dem Schicksal des 1961 ermordeten ehemaligen kongolesischen Ministerpäsidenten Patrice Lumumba. Neben einigen Filmen zum Thema, darunter dem neuen Spielfilm von Raoul Peck, Lumumba, wird der Politiker auch Thema einer Podiumsdiskussion mit Peck und dem Autor des Buchs "Der Mord an Lumumba" Ludo de Witte sein.

Heute Abend geben zwei Filme einen Einblick in die neuere südafrikanische Filmgeschichte. Der 1988 von Oliver Schmitz und Thomas Mogotlane gedrehte Mapantsula ist Zeugnis einer Wende im dortigen Kino: Erstmals arbeiten bei dieser Geschichte über die Politisierung eines kleinen Gangsters weiße Studenten mit schwarzen Arbeitern zusammen, um den Alltag in den Townships mit seinen Widersprüchen zu skizzieren. "Mapantsula" wurde noch klandestin gedreht. Fools von Ramadan Suleman, 1997 entstanden, ist ein Film aus dem neuen Südafrika - ein Post-Apartheid-Film, der versucht, nationale Traumata anhand einer Vergewaltigung zu verhandeln.

Aus der algerischen, Filmtradition kommt Les diseurs de vérité (Die Magier des Wissens) von Karim Traïda, der am Sonnabend gezeigt wird. Er erzählt in Rückblenden Sequenzen aus dem Leben eines algerischen Journalisten, der nach islamistischen Attacken in der Heimat als Asylbewerber in den Niederlanden strandet. Es ist schwer zu sagen, was klaustrophobischer und niederdrückender ist: algerische Paranoia oder westliche Flüchtlingsbürokratie.

Neben dem Filmprogramm im Haus der Kulturen der Welt veranstaltet am Wochenende auch das Zehlendorfer Bali ein kleines Afrika-Filmfestival - mit Basar. Auch hier sind einige "Klassiker" dabei, und hier wie dort werden die Konfliktlinien zwischen Tätern und Opfern neu gezogen. Flame von Ingrid Sinclair (1996) erörtert die Unterdrückung von Frauen in der Befreiungsbewegung Zimbabwes und wurde dafür von Regierung und Veteranenverband heftig bekämpft, bevor er zu einem großen Erfolg wurde. Besonders interessant dürften zwei Programme mit kurzen Dokumentarfilmen sein, die unter dem Titel Landscape of Memory den Umgang mit "Vergangenheitsbewältigung" in Namibia, Mosambik, Zimbabwe und Südafrika untersuchen (Regie: Don Edkins, Sonnabend und Sonntag 19 Uhr).

Zum Schluss ein Himweis auf den gerade verstorbenen Regisseur Kurt Hoffmann: In dessen "Spukschloss im Spessart" (1960) verirrte sich die Autorin, als sie unlängst ein Experimentalprogramm besuchen wollte. Die Verblüffung war groß, die Freude umso ungetrübter. Hoffmanns "Das Wirtshaus im Spessart" (1957) mit Lieselotte Pulver und Wolfgang Neuss gibt es in einer Neuss-Reihe im Babylon-Mitte am Sonntag und Mittwoch.

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