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CITY Lights: Der Mut zum Wahnsinn

Die Flops sind auch nicht mehr das, was sie mal waren. Natürlich passiert es immer wieder, dass ein Film künstlerisch und finanziell enttäuscht, aber an Desaster wie „Intolerance“, „Cleopatra“ oder „Heaven’s Gate“ reichen sie nicht heran.

Die Flops sind auch nicht mehr das, was sie mal waren. Natürlich passiert es immer wieder, dass ein Film künstlerisch und finanziell enttäuscht, aber an Desaster wie „Intolerance“, „Cleopatra“ oder „Heaven’s Gate“ reichen sie nicht heran. Heute werden derart ausufernde Projekte erst gar nicht zugelassen. Das mag gut für die Buchhaltung sein, zugleich ist es schade, weil zu einer lebendigen Filmkultur auch der Mut zum Wahnsinn gehört.

Deutschland hat sein Soll auf diesem Gebiet früh erfüllt, mit Fritz Langs Science- Fiction-Spektakel Metropolis. Der Film, der 1927 die UFA ruinierte, verdankt seine Wiederaufführung bisher unbekanntem Material, das vor ein paar Jahren in Buenos Aires gefunden wurde. (Delphi, FT am Friedrichshain, International). Am zwiespältigen Gesamteindruck ändern die Hinzufügungen nichts. „Metropolis“ ist in positiver wie in negativer Hinsicht ein Monsterfilm, der Klassikerstatus ebenso verdient wie die heftige Ablehnung.

Zwei Filme erinnern an Künstler, deren Karrieren frühzeitig durch den Tod beendet wurden. Der wegen seiner jüdischen Ehefrau unter Druck geratene Joachim Gottschalk gab eine bewegende Abschiedsvorstellung in Peter Paul Brauers Die schwedische Nachtigall, einer leisen Biografie der Opernsängerin Jenny Lind, mit Gottschalk als Hans Christian Andersen (Mittwoch, Eva-Lichtspiele). Im November 1941, ein halbes Jahr nach der Premiere, sollten seine Frau und der gemeinsame Sohn deportiert werden; daraufhin begingen alle drei Selbstmord.

Als gebrochener Mann überlebte der Dichter Wolfgang Borchert den Krieg und verarbeitete seine Erfahrungen zu dem Stück „Draußen vor der Tür“. Er starb 1947, einen Tag vor der Premiere. Das Heimkehrerdrama war damals so hoch angesehen, dass Liebe 47 (1949), Wolfgang Liebeneiners freie Bearbeitung für das Kino, als Sakrileg empfunden wurde (Montag, Eva-Lichtspiele). Heute erscheint es als Gewinn, dass Liebeneiner die larmoyante, männliche Perspektive um eine weibliche ergänzt hat: Im Stück sind alle Frauen untreu und geschwätzig. Im Film dagegen sieht man, wie sehr auch sie unter dem Krieg gelitten haben.

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