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CITY Lights: Feuer und Eis

Welche Rollenchancen haben Schauspielerinnen?

Zu den Genres, die garantiert kein Revival erleben werden, gehört der Frauenhorrorfilm der sechziger Jahre, dessen bekannteste Vertreter „Was geschah wirklich mit Baby Jane?“ und „Die Zwangsjacke“ sind. Was brachte Filmemacher dazu, Frauen zu dämonisieren? Unter anderem die Weigerung von Schauspielerinnen wie Bette Davis und Joan Crawford, jenseits der fünfzig abzutreten. In der männerdominierten Filmindustrie wirkten beide Stars mit ihrer Durchsetzungskraft furchteinflößend, deshalb gab es als Betätigungsfeld für sie das Horrorgenre.

Doch „Baby Jane“ lief so gut an den Kinokassen, dass Regisseur Robert Aldrich sich erneut mit Davis und Crawford zusammentat, um das Wiegenlied für eine Leiche anzustimmen (Fr und Sa im Filmkunst 66). Wieder versucht eine Frau eine andere in den Wahnsinn zu treiben, nur dass Crawford die sadistische Intrigantin geben sollte und Davis das Opfer. Nach wenigen Drehtagen erkrankte Crawford und wurde durch Olivia de Havilland ersetzt. Ein Glücksfall: Mit ihrer sanften Art wirkt de Havilland weit gefährlicher.

Während es für reife Schauspielerinnen nur die Alternative Abtreten oder Horror gab, durften Männer weiter den romantischen Liebhaber geben, mit Partnerinnen, die ihre Enkelinnen hätten sein können. Clark Gable hatte 1932 in „Dschungel im Sturm“ einen Abenteurer verkörpert, der in Afrika von zwei Frauen umkämpft wird, und durfte diese Rolle 1953 in dem Remake Mogambo wiederholen (Di im Arsenal). Seine Partnerinnen von 1932 mussten ersetzt werden, denn Jean Harlow war tot und Mary Astor zu alt – obwohl fünf Jahre jünger als Clark Gable. An ihre Stelle traten Ava Gardner und Grace Kelly. „Mogambo“ ist ein Fremdkörper im Werk von John Ford, der hier eine Auftragsarbeit erledigte. Sehenswert ist er wegen seiner gegensätzlichen Darstellerinnen: aggressiv sinnlich die eine, puritanisch abweisend die andere. Feuer und Eis, brünett und blond, Tramp und Dame. Bei der Hitze ist es unvermeidbar, dass die kühle Blonde die Fassung verliert.

Filme von Federico Fellini sind schon oft empfohlen worden. An Amarcord (So im Lichtblick) darf aus aktuellem Anlass erinnert werden, weil Giuseppe Tornatores „Baaria“ gerade angelaufen ist. Beide Filme erzählen die Geschichte einer italienischen Stadt. Politiker kommen und gehen, es gibt keinen Helden, denn der jugendliche Protagonist lädt nicht zur Identifikation ein. Anders als Tornatore bewahrt Fellini Intimität selbst bei Massenszenen. Die Personen und Episoden sind kaum überschaubar, und doch ist „Amarcord“ ein Werk aus einem Guss. Bei Ennio Morricones „Baaria“-Partitur hat man den Eindruck, er wolle mit aller Kraft den Film retten. Nino Rotas zärtliche, delikate Untermalung wirkt selbstverständlich und bildet eine Einheit mit dem Film.

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