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CITY Lights: Gurus fürs Gute

Seine letztes Jahr in Venedig vorgestellte Film-im-Film-Geschichte „Road to Nowhere“ konnte die meisten Kritiker nicht wirklich überzeugen. Nichtsdestotrotz gilt der US-Independent-Regisseur Monte Hellman als Oberguru amerikanischer Filmgeschichte jenseits von Hollywood: Ein hartnäckig verkanntes Genie, das europäisches Cineastentum mit uramerikanischen Genretraditionen verbindet.

Seine letztes Jahr in Venedig vorgestellte Film-im-Film-Geschichte „Road to Nowhere“ konnte die meisten Kritiker nicht wirklich überzeugen. Nichtsdestotrotz gilt der US-Independent-Regisseur Monte Hellman als Oberguru amerikanischer Filmgeschichte jenseits von Hollywood: Ein hartnäckig verkanntes Genie, das europäisches Cineastentum mit uramerikanischen Genretraditionen verbindet. Die hierfür biografisch prägende Begegnung mit Tarzan verortet Hellman selbst im zarten Alter von vier Jahren. Cineastisch produktiv wurde der junge Theatermann, der sich als Cutter in Hollywood ein paar Cent dazuverdiente, 1958 durch einen schicksalsträchtigen Zufall: Das Theater, in dem Hellmans Truppe residierte, wurde in ein Kino umgewandelt. Den Rest machte die Bekanntschaft mit Roger Corman, dem produktivsten B-Picture-Produzenten aller Zeiten.

Anlässlich eines Seminars an der DFFB präsentiert das Arsenal im März nun fünf wichtige Werke des Regisseurs, der mit „Two-Lane Black Top“, „The Shooting“ und „Cockfighter“ Filmgeschichte schrieb. Eröffnet wird die Reihe am Montag mit einem Doppelprogramm aus dem Interview-Film Hellman Rider (R: Romuald Karmarkar, Ulrich von Berg) und der frühen düsteren Dschungel-Action-Farce Right to Fury (1965). Dienstag folgt mit Ride in the Whirlwind (1966) Hellmans erster Western, der in seinem minimalistischen Plot (Cowboys werden von einer aufgehetzten Bürgerwehr gejagt) und der spröden Inszenierung schon auf spätere Regiearbeiten verweist. In beiden Filmen spielt der noch blutjunge Hellman-Kumpel Jack Nicholson als Drehbuchautor und Darsteller eine wesentliche Rolle.

Monte Hellman wurde 1932 in New York geboren, machte aber in Kalifornien seine grandiose Nichtkarriere. Bis zu seinem Tod 1989 in der Stadt geblieben ist der drei Jahre ältere Kollege John Cassavetes, auch er ein Außenseiter des Filmbetriebs und Geistesverwandter: Beide kamen aus dem Umfeld des Method-Acting und begannen ihre Laufbahn am Theater, beide waren trotz der Verwurzelung in amerikanischer Mythologie als urbane Intellektuelle von europäischer Kultur infiziert und werden vor allem dort verehrt. Anders als Hellman blieb Cassavetes seiner Theaterherkunft aber formal wie thematisch verpflichtet. Sein Debütfilm Shadows, der diese Woche im fsk gezeigt wird, war als Übung für Schauspielschüler nicht für die Öffentlichkeit bestimmt. Über 50 Jahre nach Entstehung ist die improvisierte Familiengeschichte immer noch verblüffend modern. Auch produktionstechnisch war Cassavetes topaktuell: Die 20 000 Dollar für die Produktion hatte er über einen Spendenaufruf im Radio gesammelt. Heute nennt man so was Crowd-Funding.

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