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Kultur: City Lights: "Interview mit einem 13-jährigen"

Hörbücher sind ja angeblich zur Zeit der große Hit. Hörkino dagegen war und bleibt wohl verständlicherweise auf ewige Zeit eine exotische Rarität.

Hörbücher sind ja angeblich zur Zeit der große Hit. Hörkino dagegen war und bleibt wohl verständlicherweise auf ewige Zeit eine exotische Rarität. Fünfzehn Minuten kurz ist das Interview mit einem 13-Jährigen, das Bärbel Freund 1983 mit ihrem kleinen Bruder führte und auf Band dokumentierte. Fragen und Antworten, die sich zwischen Konkretem und Abstraktion, Alltag und Philosophie, Tag und Nacht und Zeit und Raum auf unsere fragwürdige Existenz zubewegen. Etwas für Puristen - und Cineasten: Denn die Fragen hat die Berliner Regisseurin Bärbel Freund aus einem damals bereits existierenden Film ausgeliehen, "France Tour Détour Deux Enfants" von Jean-Luc Godard und Anne-Marie Miéville. Ein Thema aber wurde bei den zwölf Lektionen von Godard/Miéville ausgespart, die Liebe. Der hat Bärbel Freund dann noch einmal einen ganzen Film - Die Spielregeln - gewidmet, der 1985 ihre Abschlussarbeit an der Berliner Film- und Fernsehakademie dffb war. Beide Stücke laufen als Teil des allmonatlichen "FilmSamstags" am Samstag. 12. Mai um 20 Uhr im Studiokino des Babylon Mitte.

Nachdem vor einem Jahr im Polnischen Kulturinstitut "Frauen machen Filme" auf dem Programm stand ist nun in gerechter Arbeitsteilung Der neue Mann im polnischen Film dran, wobei der Titel doch ein wenig fehlbesetzt erscheint. Denn wie vor einigen Jahren der tschechische Mann in Jan Sveraks "Kolya", so geraten auch die polnischen Männer in diesen Filmen manchmal unversehens ans Kind und so in die Mutter-Rolle. Ganz ohne Zwang geht es dabei nicht ab. In Radoslaw Piwowarskis Selbstporträt mit Geliebter muss die Mutter gar erst versterben, bevor sich der unfreiwillige Vater des Nachwuchses annimmt. (Munk-Kino im Polnischen Kulturinstitut, 11.5., 19 Uhr.)

Vom Tod der Frau für die Realisierung männlichen Begehrens spricht auch einer der großen Klassiker des Hollywood-Kinos, Alfred Hitchcocks Vertigo. Neben einem hintergründigen Thriller ist dieser viel interpretierte Film aber auch ganz schlicht ein enormes visuelles Film-Vergnügen. Die Kino-Wiederaufführung einer neuen 70mm-Kopie versandete nach der Uraufführung zur 97er-Berlinale allerdings kläglich. Begrüßenswert also, dass nun für diese Kopie des Films als Teil der "Magical History Tour" erstmals der 70-mm-Projektor im neuen Arsenal in Aktion gesetzt wird. "Vertigo" ist Nr. 329 dieser verdienstvollen "Geschichte des Films in 365 Filmen", die im Juni zuende geht und ab Herbst einen neuen veränderten Durchgang finden wird. (Arsenal 1, Samstag, 12. Mai, 21.00 Uhr)

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