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CITY Lights: Päpstlich und profan

Vielleicht hatte Nanni Moretti als Römer ja gewisse geheime Vorabinformationen. Oder war es umgekehrt?

Vielleicht hatte Nanni Moretti als Römer ja gewisse geheime Vorabinformationen. Oder war es umgekehrt? Und Papst Benedikt hat sich den Film von seinem Kammerdiener in die vatikanischen Gemächer bringen lassen – und wurde davon zu seinem überraschenden Handeln inspiriert? Nun, in Habemus Papam passiert es gleich zu Beginn der Dienstzeit, dass Kardinal Melville erst mal die Flucht ins Weite und dann den Rücktritt wählt. Dieser wiederum steht am Ende des Films, der die Geschichte fantasievoll und mit offensichtlicher Lust an der geballten Präsentation von Kardinalsroben erzählt. Hübsch auch, dass der von Michel Piccoli mit viel Wärme verkörperte Papst mit seinem bürgerlichen Namen an einen Meister des französischen Kinos erinnert, der sich selbst nach einem amerikanischen Autor benannt hat. Dass Morettis Film ausgerechnet jetzt (Freitag bis Sonntag) im spirituell buddhistisch ausgerichteten Weddinger Kino am Ufer gezeigt wird, ist wohl auch als humorvolle Botschaft an die katholischen Kollegen zu verstehen – für eine Kirche, die sich kraftvoll einstellt auf Veränderung, auf alle zugeht und die Menschen liebt, wie es in Kardinal Melvilles Rücktrittsansprache heißt.

Aus dem früheren Papstheimatland Polen kommt ein Regisseur, der in Deutschland lebt und in seinen meist dokumentarischen Filmen gerne deutsche Sujets mit polnischen verbindet. Jetzt wird Stanislaw Mucha mit einer Retrospektive im Ackerstadtpalast beim Festival „ filmPOLSKA“ geehrt. Weniger bekannt als Absolut Warhola (Sonnabend) und Die Mitte (Sonntag) ist Muchas Abschlussfilm an der Potsdamer HFF Mit „Bubi“ heim ins Reich (Montag), in dem der Filmemacher sich in die Nazi-Abgründe einer deutschen Adelsgroßfamilie begibt. Eröffnet wird die Reihe in Anwesenheit des Regisseurs am Donnerstag mit Reality Shock, einem Film, der von der weißrussischen Grenze des alten Europa erzählt und als inszenierter Dokumentarfilm oder auch als dokumentarischer Spielfilm verstanden werden kann. Das Festival scheint diesmal von Arsenal bis Zeughaus wirklich überall präsent und lockt am Freitag zu einer Podiumsdiskussion in die Hackeschen-Höfe-Kinos. Thema ist der merkwürdige Kontrast zwischen dem Festivalruhm osteuropäischer Filme und ihrer Abwesenheit in den deutschen Kinos. Mit Christoph Terhechte vom Berlinale-Forum und den Verleihern Torsten Frehse und Heino Deckert sind hochkarätige Gesprächspartner dabei.

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