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Kultur: City Lights: Retrospektiven

Filmregisseure, die immer wieder mit demselben Komponisten zusammen arbeiten, sind nichts Ungewöhnliches. Von einer künstlerisch notwendigen Beziehung kann man freilich nur selten sprechen.

Filmregisseure, die immer wieder mit demselben Komponisten zusammen arbeiten, sind nichts Ungewöhnliches. Von einer künstlerisch notwendigen Beziehung kann man freilich nur selten sprechen. Oft verbindet beide eher, dass sie sich privat mögen, oder dass sie zufällig bei derselben Produktion unter Vertrag stehen. Doch es gibt auch Ausnahmen. Alfred Hitchcock und Bernard Herrmann zum Beispiel. Sie wurden freilich so stark voneinander abhängig, dass die Verschmelzung der Persönlichkeiten zum Zerwürfnis führte. Und es gibt die unkomplizierte, dennoch nicht weniger intensive Zusammenarbeit von Federico Fellini mit Nino Rota. Mehr als ein Vierteljahrhundert haben die beiden Klassiker am laufenden Band produziert. Rotas Tod im Jahr 1979 setzte der vorbildlichen Teamarbeit ein Ende.

In den Hackeschen Höfen wird an diesen wunderbaren Komponisten erinnert, der schon mit elf Jahren sein erstes Oratorium geschrieben hatte. Schade nur, dass das Programm ihn überwiegend auf den Fellini-Gefährten reduziert - mit La strada (heute und Sonntag), La dolce vita (Sonnabend), Die Clowns (Mittwoch), Amarcord (Dienstag) und Orchesterprobe (Montag). Auch wenn er sich am nachhaltigsten mit delikaten, verspielten Klängen für Fellini eingeprägt hat, verstand sich Rota genauso gut auf Monumentalfilme wie "Krieg und Frieden" und Thriller wie "Nur die Sonne war Zeuge" und "Tod auf dem Nil", die man in der Hommage vergeblich sucht. Immerhin sind mit Luchino Viscontis Rocco und seine Brüder (Sonntag) und Der Leopard (Freitag) zwei Epen vertreten, die daran erinnern, dass Rota auch bei wuchtigen spätromantischen Partituren Geschmack bewies.

Ebenfalls mit Visconti hat Maria Callas gearbeitet, und ihr Freund Pier Paolo Pasolini hat ihr sogar einen Film auf den Leib geschrieben. In Medea singt sie keinen einzigen Ton, doch sie muss das auch gar nicht tun. Ihr ausdrucksstarkes Gesicht zeigt, dass sie ihren legendären Ruf nicht allein ihren Stimmbändern zu verdanken hatte; das Auge hört immer ein wenig mit. Die Erscheinung dieser Frau tröstet über Pasolinis gewohnt spröde Inszenierung hinweg (Lichtblick, Sonnabend bis Mittwoch).

Zu Künstlerinnen mit einer so majestätischen Aura schaut man spontan hin, unabhängig von ihrer tatsächlichen Leistung. Viel erstaunlicher ist der Eindruck, den eine äußerlich so unscheinbare Darstellerin wie Jutta Hoffmann hinterlässt, die am 3. März ihren 60. Geburtstag feierte. Die Börse widmet dieser vorzüglichen Schauspielerin aus Halle eine kleine Filmreihe. Besonders zu empfehlen sind Karla (1965), ein regimekritischer und erst 1990 uraufgeführter DEFA-Film von Herrmann Zschosche, und Egon Günthers Beziehungsstudie Der Dritte (beide Montag). Armin Mueller-Stahl spielt einen der drei Lebensgefährten, die von der emanzipierten Protagonistin kritisch wahrgenommen werden.

Das Verblüffende an Jutta Hoffmann ist, dass sie auf der Straße niemals auffallen würde; und doch hat es etwas Magisches, wenn eine so blasse, ungeschminkte Frau wie sie ihr Pulikum faszinieren kann. Und wie jung sie geblieben ist! Anders als manche Kollegin, die sich mit Aerobic und diversen Chemikalien fit hält, hat sie sich eine Mädchenhaftigkeit bewahrt, die aus dem Herzen kommt. Wie Nino Rota steht sie für das Große im Kleinen.

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