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CITY Lights: Sei frei!

„Septuagenarian“: Das schöne Wort findet sich in der Kurzbeschreibung der International Movie Data Base (imdb.com) zu Hal Ashbys Harold und Maude, der – wie Ältere wissen – von einer Liebesgeschichte zwischen einem todessüchtigem Schüler und einer kampfeslustigen alten Dame erzählt.

„Septuagenarian“: Das schöne Wort findet sich in der Kurzbeschreibung der International Movie Data Base (imdb.com) zu Hal Ashbys Harold und Maude, der – wie Ältere wissen – von einer Liebesgeschichte zwischen einem todessüchtigem Schüler und einer kampfeslustigen alten Dame erzählt. Als Übersetzung wird im Wörterbuch fälschlich – Maude steht kurz vor ihrem 80. Geburtstag – „siebzigjährig“ angegeben. Macht nichts weiter, es geht ums Jahrzehnt und heute an dieser Stelle um die entsprechende Dekade des 20. Jahrhunderts und einige ihrer noch immer funkelnden filmischen Relikte. Mit dabei „Harold and Maude“ selbst, der am Sonntag im Freiluftkino Kreuzberg (in der Originalfassung) aufs Beste den aufbegehrenden Zeitgeist von damals heraufbeschwört.

Harolds Leidenschaft für Blut, inszenierte Selbsttötungen und Särge ist bei aller Melancholie verspielt. Härteren Stoff gibt es am Montag im Babylon in einer Reihe des Instituto Cervantes, die sich – für eine nationale Bildungseinrichtung eher ungewöhnlich – den trashigen Untiefen der spanischen Filmgeschichte widmet: Die Nacht der offenen Särge ist der deutsche Titel von „Drácula contra Frankenstein“ (Original mit englischen Untertiteln) des hyperproduktiven Regisseurs Jess Franco, der hier die titelgebenden Horrormythen nach unwesentlichen personellen Transformationen noch einmal im guten alten Transsilvanien zusammentreibt. Neben diversen Jungfrauen wird dabei auch ein Werwolf geboten – etwas für Genre-Aficionados.

Regisseur Jess Franco hieß bei seiner Geburt in Madrid 1930 übrigens noch Jesús Franco Manera, was uns entspannt zu Tony Manero weiterreisen lässt, einer Filmfigur aus den späten Siebzigern, der John Travolta seinen öligen Charme lieh. Und in Nur Samstag Nacht (1977) trällerte dann auch nicht mehr Cat Stevens wie in „Harold and Maude“, sondern die frisch disco-mutierten Bee Gees heizten mächtig ein, was auch weitaus besser zum Originaltitel „Saturday Night Fever“ passt. Die deutsche Fassung des Tanzklassikers von John Badham gibt’s am Sonnabend im Freiluftkino Friedrichshagen, die anschließende Party findet – absolut gewittersicher – im Union-Kino statt. Parole der Jungs aus New York: „Nobody gives you nothing. It’s a stinking rat race.“ Maude würde gegenhalten: „If you want to be free, be free... Go for it, live!“

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