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CITY Lights: Uschi, Audrey, Judy

Die Gegner des Neuen Deutschen Films berufen sich gern auf dessen Humorlosigkeit. Das ist ungerecht, denn in seiner Frühphase, den sechziger Jahren, gaben noch gewitzte Regisseure wie die Schamoni-Brüder und Franz Josef Spieker den Ton an.

Die Gegner des Neuen Deutschen Films berufen sich gern auf dessen Humorlosigkeit. Das ist ungerecht, denn in seiner Frühphase, den sechziger Jahren, gaben noch gewitzte Regisseure wie die Schamoni-Brüder und Franz Josef Spieker den Ton an. Leider bedienten sie zu wenig das Klischee vom grübelnden Deutschen, um auf internationale Festivals eingeladen zu werden. Wenigstens eine Komödie aus dieser Phase, May Spils’ Zur Sache, Schätzchen (1968), genießt Klassikerstatus und macht Lust auf mehr, mehr Anarcho-Humor, mehr München-Schwabing, mehr Uschi Glas (Freitag und Sonnabend im Regenbogenkino). Dabei ist der Frauentypus, den sie verkörpert, konservativ: immer sauber und adrett, gerade beim legendären Striptease auf der Polizeiwache. Zugleich spürt man eine Lust am Verbotenen, eine Bereitschaft, sich auf subversive Aktionen einzulassen.

Geradezu unantastbar wirkt Audrey Hepburn, die nicht zufällig ihren Durchbruch in der Rolle einer Prinzessin schaffte. Niemand kann sich diese Frau mit Jeans und Sweater, einem Kaugummi und kessen Sprüchen vorstellen. Sie war die Idealbesetzung für King Vidors Tolstoi-Adaption Krieg und Frieden (1956), ein 208-minütiges Epos, um das sich mehrere Produzenten gleichzeitig bemüht haben. Alle machten ihren Einsatz von Hepburns Mitwirkung abhängig (Sonntag im Zeughauskino). Die rund 8000 nichtdigitalen Komparsen bei der Schlacht von Borodino sind ein atemberaubender Anblick, und die zierliche Hauptdarstellerin ist in der Lage, das Spektakel auf ihren schmalen Schultern zu tragen.

Judy Garland entsprach überhaupt keinem gängigen Frauenbild. Schon mit zwölf hatte sie – wie ihr Entdecker George Jessel sagte – die Stimme einer Frau, der das Herz gebrochen wurde. Als Erwachsene bewahrte sie ihre sexuelle Ambivalenz und bereitete der Kostümabteilung von MGM Kopfzerbrechen, da es unmöglich war, eine Dame aus ihr zu machen. Bubsy Berkeleys Babes on Broadway (1941) gehört zu jenen patriotischen Musicals aus dem Zweiten Weltkrieg, die man mit dem Hinweis auf ihre Entstehungszeit toleriert (Sonntag im Arsenal). Oder auch nicht: Eine Blackface-Nummer bereitet Unbehagen, zumal sie als Hommage an die guten alten Südstaaten gedacht ist. Allein Judy Garland gelingt es, mit dunkelbraun angemaltem Gesicht ihre Würde zu bewahren. Sie verzichtet auf Augenrollen und betont, mehr oder weniger bewusst, die Tragik ihrer Situation.

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