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CITY Lights: Wanderhuren, Wundergreise

Die dieser Tage heftig in den Schlagzeilen befindliche Universität Bayreuth musste schon einmal um ihren guten Ruf kämpfen. Das war 1989, als sie den Regisseur Arthur Maria Rabenalt zum Ehrenprofessor ernannte.

Die dieser Tage heftig in den Schlagzeilen befindliche Universität Bayreuth musste schon einmal um ihren guten Ruf kämpfen. Das war 1989, als sie den Regisseur Arthur Maria Rabenalt zum Ehrenprofessor ernannte. Rabenalt hatte 1941 den Film „... reitet für Deutschland“ inszeniert, der einige antisemitische Szenen enthielt, außerdem stammten von ihm populärwissenschaftliche Bücher mit so eindeutig zielführenden Titeln wie „Theatrum Sadicum“ und „Die perforierte Unzucht“. Offenbar hatte sich hier ein 83-jähriger Lustgreis mit Hilfe seiner eigenen Stiftung die Professorenehre erkauft. Der Fall geriet damals schnell wieder in Vergessenheit, wohl auch, weil in dieses Jahr so manches wichtigere Ereignis fiel.

Anders als Baron zu Guttenberg musste Rabenalt nicht gerade um einen untadeligen Ruf bangen. Bereits in der Weimarer Republik galt er als Spezialist für frivole Unterhaltung und ließ sich ideologisch nie festlegen. Für die Defa inszenierte er Das Mädchen Christine (1949), ein Historiendrama aus dem Dreißigjährigen Krieg, das sich ein wenig in Militarismuskritik übt (Montag in den Eva-Lichtspielen). Doch Rabenalt interessierte sich vor allem für die erotischen Aspekte der Handlung, in der es für eine Frau nur zwei Möglichkeiten gibt: Entweder steht sie den Soldaten als Wanderhure zur Verfügung, oder sie verkleidet sich als Mann. Christine wählt die Männerrolle, bis sie ihre Gefühle für einen Major nicht länger zurückhalten kann.

Um Krieg und Verkleidung geht es auch in Robot Monster (1953), nur ist das keine stilvolle Kolportage mehr, sondern authentischer ironiefreier Schund (Sonntag im Z-inema). Es gehört schon Mut dazu, dem Publikum einen Mann im Affenkostüm vorzusetzen, der vom Mars kommen soll und einen Taucherhelm mit Fernsehantenne trägt – und das nicht als Besucher einer schrägen Faschingsparty, sondern als personifizierte Gefahr für die Menschheit. Trash-Fans kommen auch bei Billy the Kid vs. Dracula (1966) auf ihre Kosten, einem Vampirwestern, den der Veteran William „One Shot“ Beaudine inszeniert hat (Montag im Babylon Mitte). Der Mann verdankte seinen Spitznamen der Angewohnheit, keine Kameraeinstellung zu wiederholen, auch wenn sie misslungen war.

Der Auftritt von Kirk Douglas bei der Oscar-Verleihung sorgte für Verwirrung: War er es wirklich, oder wurde er computeranimiert? Er bewegte sich unsicher und sprach schleppend – aber was will man anderes von einem 94-jährigen Mann erwarten, der einen Schlaganfall überstanden hat? Er war es wirklich, alle Achtung. Richtig jung ist er nie gewesen, wie man sich in Jacques Tourneurs Film-Noir-Klassiker Out of the Past (1947) überzeugen kann. Bereits am Beginn seiner Karriere wirkte er schon wie ein reifer, vom Leben gezeichneter Mann (Dienstag im Lichtblick). Da stand er noch in der zweiten Reihe, als Gegenspieler von Robert Mitchum. Das Böse verkörpert, wie so oft im Film Noir, eine schöne Frau (Jane Greer), die alle Fäden in der Hand hält und die Männer gegeneinander ausspielt. Ungewöhnlich für das Genre sind die vielen Außenaufnahmen. Statt sich nur in verregneten Seitenstraßen aufzuhalten, fuhr das Kamerateam auch nach Mexico City und ins sonnige Acapulco. An der finsteren Stimmung ändert das nichts. Am Ende sind alle tot.

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