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Kultur: Club der Spießer

SOTTO VOCE Jörg Königsdorf steigt in die Fußmattengruft Fast sieht es so aus, als hätten sich die Berliner Opernhäuser abgesprochen: Alle drei präsentieren im Moment schwere Kost – nämlich Stücke, die jeder Kritiker auf dem Spielplan sehen möchte, um die das Publikum aber gern einen Bogen macht. Die Deutsche Oper spielt Götz Friedrichs Inszenierung von George Enescus „Oedipe“ (2.

SOTTO VOCE

Jörg Königsdorf steigt in die Fußmattengruft

Fast sieht es so aus, als hätten sich die Berliner Opernhäuser abgesprochen: Alle drei präsentieren im Moment schwere Kost – nämlich Stücke, die jeder Kritiker auf dem Spielplan sehen möchte, um die das Publikum aber gern einen Bogen macht. Die Deutsche Oper spielt Götz Friedrichs Inszenierung von George Enescus „Oedipe“ (2.5.), die Staatsoper hat noch einmal Jörg Immendorfs knallbunte Bühnenbilder für Schostakowitschs Zwanziger-Jahre-Groteske „Nos“ hervorgeholt (30.4. u. 6.5.), und die Komi sche Oper macht noch einmal einen Versuch, die Berliner für Benjamin Brittens „Peter Grimes“ (30.4. u. 5.5.) zu begeistern. Bei ihrer Premiere war die Inszenierung von Katja Czellnik heftig umstritten: Statt der üblichen Fischerromantik hatte sie das Geschehen in einer düsteren Gruft aus lauter Fußmatten angesiedelt – und aus Brittens Dörflern eine beklemmende Spießergemeinschaft gemacht, die den bröckelnden Zusammenhalt vor allem durch die Abgrenzung gegenüber dem Außenseiter Grimes sichert. Der magere Besuch der Premierenserie zeigte allerdings auch deutlich, vor welchem Problem jeder Versuch modernen Musiktheaters in Berlin steht: Das traditionelle Publikum ist enttäuscht und bleibt weg, das experimentierfreudige, neugierige Publikum, das unverdrossen in Castorfs Volksbühne strömt, hat Hemmungen, in die Oper zu gehen. Und weiß nicht, was es damit verpasst.

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