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Justin Bieber

© Universal

Justin Biebers Comebackalbum "Changes": Gesang ohne Emotionen, Lyrics zum Fremdschämen

Nach vier Jahren Pause ist der kanadische Sänger zurück: Allerdings klingt Justin Biebers Album „Changes“ mutlos und zurückgenommen.

„Die Menschen wissen nicht, wie dunkel es wirklich war“, sagt Justin Bieber in der Doku-Serie „Seasons“, die auf Youtube läuft. Eine Zeit lang seien Sicherheitskräfte regelmäßig in sein Hotelzimmer gekommen, um seinen Puls zu checken, erzählt der Popstar. Dann klettert er in ein Sauerstoffzelt, das ihm zu neuer Energie verhelfen soll.

Justin Bieber: Früher Ruhm, steiler Absturz

„Seasons“ zeigt, wie sehr Justin Bieber sein früher Ruhm und sein schneller Absturz gezeichnet haben. Mit 13 Jahren wurde auf Youtube berühmt und schnell zu einem der erfolgreichsten Popstars weltweit.

Dann jedoch reihte sich Skandal an Skandal. 2017 brach Bieber seine „Purpose“-Welttournee vorzeitig ab und zog sich aus der Öffentlichkeit zurück.

Auf Instagram und in der zehnteiligen Youtube-Serie spricht er jetzt offen über seine dunkelsten Jahre. Er erzählt von körperlicher und psychischer Krankheit, Drogenmissbrauch und Suizidgedanken. Von Justin Biebers Zerbrechlichkeit und Nachdenklichkeit ist auf seinem neuen Album „Changes“, das die Serie promoten soll, allerdings nichts zu hören. Es ist sein erstes nach über vier Jahren Pause.

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„Changes“ besteht hauptsächlich aus smooth produzierten Tracks, irgendwo zwischen Pop, Elektro und R&B. Biebers weiche Stimme, die besonders in hohen Lagen glänzt, wird durch Autotune auf den meisten Tracks sämtlicher Emotionen beraubt. Einige Songs sorgen trotzdem für gute Laune. „Forever“ etwa, auf dem Bieber gemeinsam mit dem US-Rapper Post Malone auf einen leichten, wolkigen Elektrobeat singt. Größtenteils jedoch klingt sein Comeback-Album mutlos und zurückgenommen.

Hochzeit nach wenigen Monaten

Gewidmet ist es Biebers Ehefrau, dem Model Hailey Baldwin. 2019 heiratete er Baldwin nach wenigen Monaten Beziehung. Sie wird auf dem Album und in seiner Dokuserie als Heilsbringerin dargestellt. Eine Frau, die geduldig jede seiner Launen erträgt und ihn endlich wieder zu alter Größe zurückfinden lässt. Seit seinem Rückzug aus der Öffentlichkeit hat der Sänger auch zu Gott gefunden. Bieber ist eines der berühmtesten Gesichter der evangelikalen Hipster-Kirche „Hillsong“.

Zum Fremdschämen sind die Lyrics, die von einem Heer an Songschreibern produziert wurden. Sie hören sich an wie eine Aneinanderreihung von Instagram-Sprüchen über die große Liebe. Auf dem zuckrigen „Intentions“ singt Bieber sogar darüber, dass seine Frau so schön ist, dass sie keine Instagram-Filter für ihre Selfies benötigt. „Our feelings, they go deep, deeper than the touching / Deeper than the ocean“, schwärmt Bieber im Song „Habitual“.

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Im von einer E-Gitarre dominierten Slow-Jam „E.T.A.“ wird der Ozean als Metapher gleich noch mal bedient: „I was born ready for you / Skin sweeter than cinnamon / Eyes deeper than the ocean.“ Wenn „Changes“ eines zeigt, dann, wie schwer es ist, originell übers Verliebtsein zu singen.

Justin Bieber scheint sich der Schwächen bewusst zu sein

Noch schlimmer wird es, wenn Bieber über Sex oder Religion sinniert. Am Ende des Titeltracks, der Gitarrenballade „Changes“, verkündet Bieber mit todernster Stimme: „People change, circumstances change / But God always remains the same.“

Justin Bieber selbst scheint sich der Schwächen seines Albums bewusst zu sein. „I didn't go deep with it“, sagt er in einem Interview. Auf seinen Social-Media-Kanälen flehte er seine Fans im Januar an, die erste Singleauskopplung „Yummy“ zur Nummer eins in den USA zu machen, komplett mit allen Instruktionen. So sollten seine Fans die Single auf Spotify ununterbrochen auf geringer Lautstärke laufen lassen, auch nachts. Geholfen hat es nichts, „Yummy“ landete bloß auf Platz zwei.

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Die Single von Justin Bieber landet leider nur auf Platz 2

„Changes“ enttäuscht vor allem deshalb, weil sich Popmusik in den letzten Jahren verändert hat. Ariana Grande verarbeitete auf ihrem großartigen Album „Sweetener“ den Terroranschlag auf ihr Konzert in Manchester, bei dem 23 Menschen starben. Auf der Platte singt sie darüber, wie es sich anfühlt, eine Panikattacke zu erleben, und wie sie wieder zu sich selbst gefunden hat.

Auch Justin Biebers Ex-Freundin, die Sängerin und Schauspielerin Selena Gomez, hat sich auf ihrem gerade erschienenen Album „Rare“ mehr getraut. Sie behandelt darauf nicht nur das Ende ihrer zehnjährigen Beziehung mit Bieber, sondern auch Depressionen und den Anspruch an sich selbst, verletzlich zu bleiben. Pop ist tiefgängiger geworden. Jemand sollte das Justin Bieber und seinem Team sagen („Changes“ von Justin Bieber ist bei Def Jam/Universal erschienen).

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