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Kultur: Comics aus der Kiste

Eigentlich sehen die beiden ganz harmlos aus, eher wie College-Studenten.Aber John Collins und Steve Bodow machen ganz schön Wirbel mit ihrer Theatergruppe "Elevator Repair Service", kurz ERS.

Eigentlich sehen die beiden ganz harmlos aus, eher wie College-Studenten.Aber John Collins und Steve Bodow machen ganz schön Wirbel mit ihrer Theatergruppe "Elevator Repair Service", kurz ERS.In New York haben sie sich einen Namen gemacht.Jetzt geben sie ihr Berlin-Debüt.Die Berliner Festwochen haben sie mit einer Auftragsarbeit in die Sophiensäle eingeladen.

Eigentlich, erklären die beiden, gibt es fast keine Handlung in ihrem neuen Stück "Total Fictional Lie".Es sei vor allem lustig, "like a comic".Als sie den Inhalt erzählen wollen, prusten sie los, die Sätze werden unverständlich im Gelächter, freundschaftlich stoßen sie sich die Ellbogen in die Rippen.Das sei schließlich ein Interview, ermahnt John seinen Codirektor.Trotzdem, das mit der Kiste, sei richtig witzig gewesen.Und was man damit machen kann: Wieviele Leute wohl hineinpassen? Vom Schuttplatz haben sie die Kiste geholt, genauso wie den weißen Hocker und den Chefsessel.Und diesen "Garbage" haben sie über den Atlantik transportiert.

Jetzt, in den schwarz verhängten Sophiensälen, fehlt noch ein Podest, auf dem ein Mädchen tanzen soll.John Collins läuft hinter die Kulisse und schleift einen Übersee-Koffer auf die Bühne.So einfach beschafft man eine Ausstattung.Fast ohne technische Hilfsmittel soll ihr Theater möglich sein: Die Hauptsache sind die Darsteller.Und die tanzen und kämpfen, so daß schon mal einer mit gestauchten Fingern die Probe verlassen muß.Die Charité ist ja nicht weit, scherzt einer, und sie haben eben alle mächtig Spaß.

Fünfzehn Leute umfasst die Gruppe derzeit.Sechs von ihnen gehören zum harten Kern, der seit der Gründung 1991 dabei ist.Die meisten haben noch einen "richtigen" Job, wie Sekretärin oder Programmierer.Einige arbeiten auch für die Wooster-Group, wie Collins als Ton-Designer.Die Wooster-Group, aus der sie hervorgegangen sind, arbeitet mit ähnlichen Methoden, nur, erklärt Leslie selbstbewußt, die ERS hat wesentlich mehr Humor.Springt auf, knotet ihre blonde Mähne zusammen und demonstriert, wie eine Tanzprobe aussieht.

Katherine Profeta, die Choreographin, kann schon mal ausflippen, wenn sie eine Schrittfolge immer wieder vormachen muß.Aber auf der Vormittagsprobe steht sie lachend am Bühnenrand: Susie hat die Hälfte vergessen und improvisiert - zum Brüllen komisch.Seltsam verknotet hat sie sich in der Kiste versteckt, nur ihre Beine, die in einer weißen Herrenunterhose stecken, ragen hervor.Einer spricht in den großen Zehen wie in ein Mikrophon.Das Girl mit den Holzschuhen übt "beleidigt abgehen", der Regisseur wärmt sich mit Dehnübungen auf.Rechts hinten diskutiert eine Gruppe über die neuesten Filme.

Und Rinne erklärt immer wieder, worum es diesem bunten Haufen geht: Wie ein Comic-Streifen, laufe so ein Stück ab.Work-in-Progress wirft einer ein, Tanz werde immer wichtiger und neulich hätte er so viele indische Filme gesehen, die ihn inspiriert haben.Eine Collage wollten sie machen - nein, Collage sei etwas anderes, oder doch.Steve entscheidet schließlich: Eine Text-Collage mit Nonsense-Texten.Ziemlich chaotisch klingt das, aber trotzdem subtil-komisch.Es gibt eine gemeinsame Idee, einen erzählenden Kern und einen kaum zu steigernden Enthusiasmus.

"Elevator Repair Service" spielen vom 2.bis zum 5.sowie vom 8.bis 11.September in den Sophiensälen, jeweils 21 Uhr

CHRISTINA BERR

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