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Kultur: Comics: Blechschaden

Zwei Gauner überfallen ein Roboter-Geschäft, rauben die Kasse aus und entdecken zwischen ausgeschlachteten Cyborgs und Ersatzteilen eine längst vom Markt genommene Wunderwaffe, den "65er-Blaster mit Brain-Wrangler und Steuereinheit". Der Ladeninhaber kann bloß noch "Drückt nicht den roten Knopf!

Zwei Gauner überfallen ein Roboter-Geschäft, rauben die Kasse aus und entdecken zwischen ausgeschlachteten Cyborgs und Ersatzteilen eine längst vom Markt genommene Wunderwaffe, den "65er-Blaster mit Brain-Wrangler und Steuereinheit". Der Ladeninhaber kann bloß noch "Drückt nicht den roten Knopf!" sagen, bevor er umgelegt wird. So beginnt der düstere, von Uwe de Witt gezeichnete violent fun-Band "Blasted", mit dem der 35-jährige Illustrator sein Debüt als Comiczeichner gibt. Es steht deutlich in der Tradition jener apokalyptischen Gewalt-Szenarien, die von Supercops wie "Judge Dredd" bevölkert werden und vor allem schnell und grausam sind. Dass in dem dünnen, 18-seitigen Heft Hunderte von Körpern zerfetzt werden und sich in blutige Fleischklumpen verwandeln, mag man geschmacklos finden - ernst gemeint ist das nicht. Comicbild: "... Da müsst ihr schon schneller werden, Blech-Gringos!" "Blasted" lässt sich am ehesten mit "weggepustet" übersetzen. Mit dem Band hat sich der in Ostfriesland geborene, heute in Lüneburg lebende de Witt seine von Heavy-Metal-Bands wie AC / DC oder Iron Maiden gespeisten Jugendfantasien von der Seele gezeichnet (EEE Verlag, Leipzig 2001, 21 Seiten, 9,90 Mark). Aus dunklen, monochromen Hintergründen schälen sich fratzenhafte Figuren voller Bösartigkeit und verschlungen expressionistische Stadtansichten heraus. "Zwischenmenschlich läuft nicht mehr viel im Jahr 3054", sagt Verleger Bela B., auch bekannt als Drummer der "Ärzte". "Blam, blam, blam", sagen die Waffen, "flapp" ein Androiden-Torso, als er vom Rumpf getrennt wird. Für Bela B. hört sich das wie eine "philosophische Abhandlung" an.

Drei Jahre hat der vielbeschäftigte Zeichner, der überwiegend Storyboards für Werbe-Clips anfertigt, für die kurze, exzellent erzählte Geschichte benötigt. Dass de Witt für Rainer Kaufmanns Film "Long hello and short goodbye" den spektakulären Showdown entworfen hat, spürt man an den radikalen Perspektiven, Überblendungen und Schnitten. Herausgekommen ist eine witzige Amokschlacht, die ihre eigenen Omnipotenzträume parodiert: Die erbeutete Waffe macht aus dem Dieb ein schießwütiges Maschinen-Monster. Nachdem es so aussieht, dass der Mutant durch nichts aufgehalten werden könnte, wird er schließlich von dem Wurfgeschoss eines Kindes lahmgelegt. "Sorry", steht auf dem Fähnchen. KM

De Witts Zeichnungen sind bis 2. Juni im Comicladen Grober Unfug (Zossener Str. 32, Kreuzberg) zu sehen, Mo-Fr 11-19, Sa 11-16 Uhr.

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