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Premiere. In "Detective Comics" Nr. 27 hat Batman 1939 seinen ersten Auftritt. Auf dem Cover stand Mai, aber verkauft wurde das Heft bereits Ende März/Anfang April.

© DC

75 Jahre Batman: Sisyphos und Racheengel - Batman wird 75

Vor 75 Jahren kam das erste Heft mit Batmans Abenteuern an die US-Kioske. Seitdem hat sich die Figur vielfach verändert und ist sich doch treu geblieben.

Am Anfang war das Trauma. Hilflos muss der junge Bruce Wayne zusehen, wie seine Eltern bei einem Raubüberfall niedergeschossen werden. Das Gefühl der Machtlosigkeit im Angesicht seiner toten Eltern wird zum prägenden Erlebnis seines Lebens. Zahllose Autoren, Zeichner und Filmemacher haben diesen Beginn der Batman-Saga immer und immer wieder inszeniert. Schließlich liegt hier der Schlüssel zum Verständnis des Superhelden, der des Nachts in einem Fledermauskostüm über die Stadt Gotham City wacht, auf dass niemand mehr erleben muss, was ihm einst widerfuhr. In diesen Tagen ist es 75 Jahre her, dass das erste Comic-Heft mit seinen Abenteuern in den USA an die Kioske kam.

„Die Geschichte von Batman ist die Geschichte eines traumatisierten Jungen“, schreibt der Psychiater Ulrich Sachsse in seinem Aufsatz „Heldendämmerung“ – was allerdings nur die halbe Wahrheit ist. Denn Batman ist auch und vor allem die Geschichte eines traumatisierten Jungen, der sich gegen sein Schicksal auflehnt. Statt in Depressionen zu verfallen, schult sich der Waisenjunge Wayne in Kampfsport, Kriminalistik, Biologie, Chemie und Ingenieurswissenschaften.

Anders als sein direkter Vorgänger Superman verfügt Batman, den sich Autor Bill Finger und Zeichner Bob Kane 1939 ausdachten, zwar über ein Millionenerbe, aber nicht über angeborene Superkräfte. Alles was er kann, alles was er ist, verdankt er sich selbst und bleibt doch ein schwer geprüfter Charakter, der trotz obsessiver Disziplin nie Erlösung findet. Er ist halb Sisyphos, halb Racheengel und offensichtlich so faszinierend, dass seit einem Dreivierteljahrhundert immer und immer wieder von ihm erzählt wird. „Ganz offenkundig gibt es ein unbegrenztes Bedürfnis nach immer wieder neuen Rachemärchen“, folgert Sachsse.

Wie die aussehen, hat sich durch die Jahre immer wieder verändert. In den 1940ern ließ sich Batman für Kriegspropaganda einspannen, in den 50ern flog er durchs All, in den 70ern bekämpfte er Drogen und Rassismus, um in den 80ern schließlich als gequälter Psychopath Selbstjustiz zu üben.

Überlebt hat er dabei so einiges: die Interpretation als Clown in den 1960ern, die Moralapostel, die in dem Zusammenleben von Batman und Robin Werbung für Homosexualität erspähten, die Angriffe aus dem linken Lager, die maskierte Ein-Mann-Bürgerwehr sei nicht mehr als ein verkappter Faschist.

Der Verlag DC, der die Batman-Hefte verlegt, widmet seiner Cashcow fast ein Dutzend verschiedene Serien. Darüber hinaus sind neue Batman-Computerspiele, Fernsehserien, Ausstellungen, Zeichentrick- und Realfilme geplant. Das macht deutlich: Das Trauma ist nicht überwunden. Batman wird weiterkämpfen. Ohne Hoffnung auf Erlösung.

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