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Comic-Ausstellung von Ralf König

© Roland Weihrauch, dpa

Ausstellung: Knubbelnase mit Sexappeal

Aufklärer mit Unterhaltungswert: Erstmals würdigt eine Museumsschau das Gesamtwerk des Comiczeichners Ralf König

Im Paradies des Karikaturisten Ralf König trägt die Schlange Teufelshörner. Adam und Eva lümmeln pausbäckig, nackt, kugelrund und zufrieden unterm Baum und beißen in den Apfel der Sünde. Wer die Ausstellung „Der Eros der Nasen" in der Ludwig Galerie Schloss in Oberhausen (Nordrhein-Westfalen) besucht, beginnt seinen Spaziergang durch das Schaffen des berühmten deutschen Karikaturisten („Der bewegte Mann“, 1987) im Garten Eden. Erstmalig sind Königs Werke in einer Ausstellung zu sehen.

Seine jüngsten Werke "Prototyp" (mehr dazu hier) und "Archetyp" (2009) beschäftigen sich mit der Religion. In der von König erdachten Genesis steht am Anfang der Strich, ein ziemlich schräger Strich. Und ein Adam, der durch den Biss in den Apfel über philosophische und naturwissenschaftliche Erkenntnisse zum Atheisten wird.

Comic-Ausstellung von Ralf König
Mit links. Ralf König in seinem nachgebauten Arbeitszimmer in der Ausstellung.

© Roland Weihrauch (dpa)

„Ich lasse mir von religiösen Gefühlen nicht den Stift verbieten", sagte König zur Präsentation der Ausstellung in Oberhausen. Er habe keinen Respekt vor heiligen Schriften, „denn sie sind von Menschen gemacht". Mit spitzer Feder und dicken Knollennasen widmet sich der Künstler auch der Meinungs- und Pressefreiheit.

Er begann als Chronist der schwulen Subkultur

In der Ausstellung führt der Weg zurück zu seinen Anfängen. Ruhm erlangte der gebürtige Westfale aus Soest zunächst in der Schwulenszene. Als einer der ersten Zeichner thematisierte er Schwulenfeindlichkeit und Aids. Er sorgte Anfang der 80-er Jahre für die Etablierung erwachsener Comic-Stoffe. Dabei brach er mit der Kindlichkeit der Bilder und zeichnete über die schwule Subkultur. Diese Welt hatte er sich nach seinem Coming-Out gerade erschlossen.    

Im Comic „Super Paradise“ (1999) infiziert er die Hauptfigur mit HIV. König schildert die Beerdigung des homosexuellen Klaus, der eigentlich an Aids stirbt, von seiner prüden Familie aber zum angeblichen Krebsopfer gemacht wird - aus Scham. „Diese Geschichte ist leider wahr", sagte König.

Neben Comicstrips seiner berühmten Werke "Wie die Karnickel" (2002), "Kondom des Grauens" (1996) oder "Lysistrata" (1987) sind in Oberhausen großformatige Arbeiten auf Leinwänden zu sehen. Hingucker ist ein humoristisches Historienbild aus dem Doppel-Comic „Dschinn Dschinn“ (2005/2006), in das König einen „Ottifanten“ des Komikers Otto Waalkes montiert hat. „Wenn ich Elefanten male, dann sehen die ohnehin fast genauso aus“, erklärte er. Einblicke in die erotische Welt der dicken Knubbelnasen sind in der Ludwig-Galerie von diesem Samstag bis zum 31. Januar 2010 möglich. (dpa)

Ludwig Galerie Schloss Oberhausen: Konrad-Adenauer-Allee 46, 46049 Oberhausen, bis 31. Januar 2010. Mehr im Internet unter www.ludwiggalerie.de.

Andreas Sträter

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