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Mit der Kraft des Vibraniums: Black Panther, gezeichnet von unserem Autor. Für Komplettansicht aufs Plus-Symbol klicken.

© Illustration: Bela Sobottke

Black Panther: Panther Power

Comiczeichner Bela Sobottke huldigt dem Black Panther, der seit kurzem auch im Kino zu sehen ist.

Afrikanischer Superheld! Teilzeit-Avenger! König von Wakanda! T'Challa, der Black Panther ist dank des neuen Marvel-Films, der an diesem Donnerstag ins Kino kommt, so präsent wie nie zuvor. Jetzt erscheint die Neuausgabe eines grandiosen Comic-Klassikers, der eine der Inspirationen für den Film war: Der "Marvel Knights" Black Panther von Christopher Priest und Mark Texeira.

Black Panther, der erste schwarze Superheld, wurde 1966 (übrigens ein paar Monate, bevor sich die Bürgerrechts-Organisation gleichen Namens formierte) von Jack Kirby und Stan Lee als Nebenfigur für die "Fantastic Four" geschaffen. Nach einigen weiteren Gastauftritten kämpfte er 1973 in der Heftserie "Jungle Action" von Texter Don McGregor gegen prähistorische Dinosaurier und den Ku Klux Klan. 1977 übernahm Kirby erneut. Seine Panther-Comics versprühten viel pulpigen Charme, aber es sollte noch 20 Jahre dauern, bis jemand das volle Potenzial der Figur ausschöpfte.

Der erste Marvel-Redakteur mit schwarzer Hautfarbe

1998 nämlich erneuerte Christopher Priest den Black Panther unter dem "Marvel Knights" Label. Priests Leben ist genauso bemerkenswert, wie seine Comics: Geboren 1961 als James Christopher Owsley in Queens, New York, begann seine Laufbahn 1978 mit einem Praktikum bei Marvel. 1984 wurde er der erste Vollzeit-Redakteur mit schwarzer Hautfarbe. Er kämpfte gegen Vorurteile und Restriktionen bei Marvel und DC, und kehrte mehrere Male der Branche entnervt den Rücken, um Busfahrer oder Pfarrer zu werden. Priest baut in seinen Comics regelmäßig die bissigsten Kommentare zu Hautfarbe und sozialen Themen ein. Er tut dies nie mit Pathos, sondern quasi im Vorbeigehen und gerne in Verbindung mit Zynismus und Humor.

Neuer Stil: Eine der von Mark Texeira getuschten Seiten aus "Marvel Knights: Black Panther".
Neuer Stil: Eine der von Mark Texeira getuschten Seiten aus "Marvel Knights: Black Panther".

© Panini

Gezeichnet wurde Priests "Marvel Knights" Black Panther von Mark Texeira. Aufmerksamen Comic-Freunden könnte Texeira das erste mal in den Achtzigern aufgefallen sein. Damals, zu Beginn seiner Karriere, war er einer der Zeichner, die für den Spielzeughersteller Mattel jene Minicomics zeichneten, die den Packungen der "Masters of the Universe"-Actionfiguren beilagen. (Ich erinnere mich gut daran, dass das von ihm gezeichnete Heftchen "The Power of Point Dread", das meiner Skeletor-Figur beilag, einer der favorisierten Comics meiner Kindheit war.)

Für den Panther-Comic entwickelte Texeira einen neuen Stil. Er fügte seinen Tuschezeichnungen graue Wasserfarbe hinzu, die anschließend vom Koloristen digital eingefärbt wurde. Die klassische Arbeitsteilung Bleistiftzeichnung - Tuschezeichnung gab es hier nicht, auch wenn in der neuen Panini-Ausgabe fälschlicherweise Alitha Martinez die Tuschezeichnung zugeschrieben wird (ihre tatsächliche Aufgabe beim Panther-Comic war die Assistenz beim Zeichnen der Hintergründe).

Anklänge an Richard Corben und Matthias Schultheiss

Der so erarbeitete Stil liegt optisch irgendwo in der Nähe von Richard Corben und Matthias Schultheiss und war zu aufwändig, um auf Dauer bei einer monatlichen Erscheinungsweise durchgehalten werden zu können. Schon nach vier Heften sprang mit Vince Evans ein Ersatzzeichner ein, und in den späteren Nummern der Serie sollte der malerische Stil komplett aufgegeben werden, was diese erste Marvel Knights Panther-Geschichte umso einzigartiger macht.

Eine weitere Seite aus "Marvel Knights: Black Panther".
Eine weitere Seite aus "Marvel Knights: Black Panther".

© Panini

In dem nun bei Panini neu aufgelegten und übersetzten Band, der die ersten fünf Heftausgaben umfasst, reist der Black Panther von Afrika nach New York, um den Mord an einem Mädchen aufzuklären und entlarvt dabei eine kolossale Verschwörung. Ziel der Intrige, bei der sein irrer Widersacher Achebe und Mephisto höchstpersönlich ihre fiesen Finger im Spiel haben, ist ein Staatsstreichs in seinem Heimatland Wakanda.

Erzählt wird die Geschichte aus der Perspektive von Everett K. Ross ("der weißeste Mann Amerikas"), der dem Panther vom US-Außenministerium als diplomatischer Begleiter zur Seite gestellt wird, und mit dem Priest die engstirnigen unter den weißen Marvel-Fanboys abholen wollte. Ross bringt zudem mit seinen zwischen zynisch und ahnungslos schwankenden Off-Kommentaren eine gute Portion Humor und eine kritische Distanz zur üblichen Superhelden-Action in die Erzählung.

Neben konkreten Figuren wie Ross und der weiblichen Leibgarde "Dora Milaje" übernimmt der Kinofilm auch den Tonfall von Priest. Bei allem Humor wird hier wie dort die Prämisse ernst genommen: Wie sähe es aus, wenn ein afrikanisches Land, isoliert vom Rest der Welt und damit geschützt vor der Ausbeutung durch den Imperialismus, mit Hilfe eines seltenen Bodenschatzes zu einer wohlhabenden Hightech-Nation herangewachsen wäre?

Neu aufgelegt: Das Cover von "Marvel Knights: Black Panther".
Neu aufgelegt: Das Cover von "Marvel Knights: Black Panther".

© Panini

Tja, das sieht zunächst einmal wunderschön aus, und bringt eine Diversität in das Superhelden-Kino, wie man sie bisher noch nicht erlebt hat. Regisseur Ryan Coogler tat gut daran, sich bei Priests Oeuvre zu bedienen. Und hätte noch jede Menge Material für weitere Filme, denn Priest schrieb insgesamt 62 Panther-Hefte, sowie den Ableger "The Crew", den wahrscheinlich schwärzesten Marvel-Comic aller Zeiten. Aber das ist eine andere Geschichte!

Christopher Priest und Mark Texeira: Marvel Knights: Black Panther, Panini, 132 Seiten, 15,99 Euro.

Unser Autor Bela Sobottke arbeitet als Comiczeichner und Grafiker in Berlin. Er hat sich für den Tagesspiegel den Black Panther-Kinofilm angesehen und mit seinem Lieblings-Panther-Comic verglichen. Die oben abgebildete Illustration des Panthers stammt ebenfalls aus seiner Feder.

Bela Sobottke

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