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Schauplatz der Auseinandersetzung: der Campus der Universität Duisburg-Essen.

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Update

Comic-Eklat an Uni Duisburg-Essen: Universität verteidigt Schließung der Ausstellung

Nach dem Eklat um eine Ausstellung mit Comic-Postern, die nach Protesten von Muslimen geschlossen worden war, geht die Uni-Leitung in die Offensive und kündigt im Gespräch mit dem Tagesspiegel zahlreiche Maßnahmen an. Und verteidigt in der ersten offiziellen Presseerklärung zugleich die Schließung der Ausstellung.

Demnach ist eine Prüfung der umstrittenen Poster bei einem Islamwissenschaftler in Auftrag gegeben worden. Das sagte die Pressesprecherin der Universität, Beate Kostka, dem Tagesspiegel am Dienstagabend in der ersten öffentlichen Stellungnahme zu dem Vorgang. Die Poster waren Teil einer Ausstellung in den Universitätsräumen, die von Studierenden eines Anglistik-Seminars erarbeitet worden war. In Form von Collage-Postern hatten sie Erzählstrukturen von zwölf Graphic Novels dargestellt – und dafür Texte und Worte aus Büchern wie Craig Thompsons „Habibi“ oder Rutu Modans „Exit Wounds“ neu kombiniert.

Durch die Kombination einer Sexszene und religiöser Begriffe fühlte sich - wie berichtet - eine muslimische Studentin so provoziert, dass sie erst am 17. Juni ein Poster eigenmächtig entfernte sowie am 24. Juni ein weiteres und in diesem Fall zudem die als anstößig empfundene Stelle mit einer Schere ausschnitt.

Bei dem beschädigten Poster handelt es sich allerdings anders als bisher berichtet nicht um eine Collage mit Szenen aus „Habibi“, sagte die Universitätssprecherin. Das Poster habe die Studentin zwar auch als anstößig empfunden, zerstört habe sie jedoch ein anderes. Aus welchem Comic dessen Szenen stammten, konnte sie am Dienstagabend jedoch nicht sagen, weil beim zuständigen Fachbereich kein Ansprechpartner mehr zu erreichen war.

Universität verteidigt Schließung der Ausstellung

Am Mittwochvormittag veröffentlichte dann die Universitätsleitung die erste offizielle Pressemitteilung zum Thema - und verteidigte darin die Schließung nach Attacke. „Eine teilzensierte Ausstellung hätte als Eingeständnis einer Schuld gewertet werden können, was auf jeden Fall vermieden werden sollte“, erklärte der geschäftsführende Direktor des Anglistik-Instituts, Christoph Heyl. Außerdem galt es die Studierenden zu schützen und einen normalen Bibliotheksbetrieb zu gewährleisten.

Damit sei der Vorfall für die Universität jedoch keineswegs abgeschlossen, sagte Universitäts-Rektor Ulrich Radtke: „An einer Universität darf es keine Denkverbote geben. Schließlich ist die Universität ein Ort der Toleranz und Wissenschaftsfreiheit. Es entspricht dem Wesen des wissenschaftlichen Diskurses, auch gegensätzliche Standpunkte auszuhalten.“ Darüber hinaus behalte man sich weitergehende juristische Schritte gegen die Studentin vor.

Auch wenn jetzt geprüft werden soll, in wie weit die Kritik an dem Poster inhaltlich begründet war, sei das Verhalten der Studentin durch nichts zu rechtfertigen, hatte bereits am Dienstagabend die Inu-Sprecherin im Gespräch mit dem Tagesspiegel gesagt. „Wir wollen weiter ein Ort der Wissensfreiheit sein und werden dem Vorgang gründlich nachgehen.“ So sei ein Gespräch mit der namentlich bekannten Studentin geplant, in dem man ihr mitteilen werde, „dass ihr Verhalten nicht akzeptabel ist“.

Die Ausstellung hing den Angaben zufolge seit dem 23. Mai ohne Beanstandungen in der Bibliothek. Erst kurz vor ihrem offiziellen Ende vergangene Woche habe es zwei Protestäußerungen gegeben. Zum einen von vier bis fünf männlichen muslimischen Studenten. Diese hätten ihre Kritik aber sachlich vorgebracht und sich damit zufrieden gegeben, dass die Universitätsleitung ihre Bedenken prüfen werde. Kurz darauf attackierte die Studentin eines der Poster. Öffentlich zeigen will die Universität das umstrittene Bild derzeit nicht.

Stattdessen ist nun ein öffentliches Kolloquium geplant, in dem aus Anlass des aktuellen Konflikts über die Freiheit der Wissenschaft und Meinungsfreiheit in der Hochschule gesprochen werden soll. Angesichts eines bei mehr als 50 Prozent liegenden Anteils von Studierenden aus Migrantenfamilien, in denen die Eltern oft keine akademische Ausbildung hätten, liege der Hochschule sehr viel daran, dieses Thema konstruktiv anzugehen und dem bisherigen Ziel der Diversität auch weiterhin verpflichtet zu bleiben. Die Studentin, die mit Gewalt gegen das Bild vorging, müsse lernen, dass man sich zwar negativ von derartigen Werken provoziert fühlen kann, dass man aber den Unmut sachlich zur Sprache bringen muss.

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