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Moderne Klassiker: Zwei der zehn Titel der SZ-Edition.

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Comicmarkt: Jenseits von Garfield

„Bild“ und die „FAZ“ haben es vorgemacht, ab März legt nun auch die „Süddeutsche Zeitung“ eine Comic-Edition mit Neuauflagen erfolgreicher Titel vor. Produktleiterin Marion Meyer erklärt, wie die Reihe sich von der Konkurrenz abheben soll.

Konkurrenz belebt das Geschäft. So sieht es zumindest Ralf Keiser, Programmleiter beim Hamburger Comic-Verlag Carlsen. „Wir gehen davon aus, dass diese Edition dem Bereich Graphic Novel zusätzlichen Schub verleiht und die Bekanntheit der Titel sowie des Segments allgemein steigert“, antwortete er jetzt dem „Buchreport“ auf die Frage, welchen Impuls er sich als Verleger von der „Graphic-Novel-Bibliothek“  erhofft, die die „Süddeutsche Zeitung“ kürzlich angekündigt hatte.

„Wenn die „SZ“ durch die Edition und die mediale Breitenwirkung mehr Leser zur Graphic Novel führen kann, dann profitieren mittel- und langfristig alle Beteiligten davon“, sagt Keiser. „Das ist unser Ziel, und darum haben wir uns entschieden, Titel für die Reihe zu lizenzieren.“

Das Projekt der „Süddeutschen Zeitung“ ist ambitioniert, denn neben bekannten Genre-Klassikern wie Art Spiegelmans „Maus“ oder Marjane Satrapis „Persepolis“ finden sich auch Titel in der Reihe, die einem Massenpublikum jenseits der Comic-Szene bisher weniger bekannt sein dürften, Jacques Tardis lakonischen Krimi „Nestor Burma – Blei in den Knochen“ zum Beispiel, Alison Bechdels grandiose autobiographische Erzählung „Fun Home“ oder Jiro Taniguchis poetische Erzählung „Vertraute Fremde“. Auch ein deutscher Autor ist mit von der Partie: Reinhard Kleist mit seiner kongenial bebilderten Musikerbiographie „Cash - I see a darkness“.

Comics für Anspruchsvolle: Mit dieser Collage aus Bildern der ausgewählten Titel wirbt die Süddeutsche Zeitung für die Edition.
Comics für Anspruchsvolle: Mit dieser Collage aus Bildern der ausgewählten Titel wirbt die Süddeutsche Zeitung für die Edition.

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„Wir wollen zeigen, dass Comic nicht immer gleich Garfield sein muss“, sagt Marion Meyer, Leitung SZ Neue Produkte, im Gespräch mit dem Tagesspiegel. Die zehn Titel hat Meyer, die das Thema nach eigener Aussage erst im vergangenen Jahr für sich entdeckt hat, zusammen mit der Feuilletonredaktion der Zeitung ausgesucht, ab dem 5. März sollen die Bände nach und nach als Hardcover-Edition im einheitlich roten Cover-Look auf den Markt kommen. Die Preise sind mit 14,90 bzw. 19,90 mit den Taschenbuch-Versionen der Originalausgaben vergleichbar. Es geht also, anders als vor sechs Jahren bei den Editionen von „Bild“ und „FAZ“, weniger darum, Comics möglichst billig unters Volk zu bringen. Die neue Edition soll vor allem anspruchsvolle Leser erreichen, die nicht unbedingt ein Schnäppchen suchen, sondern denen bislang einfach der Zugang zur Kunstform Graphic Novel fehlte. „Wir wollen Berührungsängste abbauen – viele Leser wissen gar nicht, dass es solche Titel gibt“, sagt Projektleiterin Meyer.

Die Auswahl der zehn Titel soll eine „repräsentative Mischung“ vor allem für erwachsene Leser darstellen – und im Erfolgsfall können danach weitere Titel folgen, wie Meyer sagt. Das Format der Bücher ähnelt mit 24 mal 17 Zentimetern den Originalen – auch dies ein Unterschied zu den billigeren Vorläufern der Konkurrenz, die bei Comicfans wegen der drastischen Verkleinerung der Originalseiten bis hin zur Unlesbarkeit viel Kritik einstecken mussten. Begleitet wird die SZ-Edition von einem umfangreichen redaktionellen Programm, zum Serienstart am 5. März ist eine Beilage geplant, jeder Titel wird dann in den folgenden zehn Wochen im SZ-Feuilleton in seiner Bedeutung besprochen. Mehr Informationen unter diesem Link.

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