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Von US-Superheldencomics inspiriert: Einige Panels der Reihe.

© dpa

Comicserie: Wolverine auf Brandenburgisch

Eine Lausitzer Regionalzeitung will mit einem Fantasy-Comic im US-Superheldenstil junge Leser gewinnen. Das provoziert teils empörte Reaktionen.

Um den Wolf ranken sich seit jeher abenteuerliche Mythen und Märchen: Als Isegrim belebt er die Fabel, als böser Wolf frisst er das Rotkäppchen, und dann gibt es Menschen, die sich nachts in einen Werwolf verwandeln. Neuerdings erscheint der sagenumwobene Wolf, der seit Jahren wieder in der Lausitz lebt, in Brandenburg zudem als Comic. Und das in einer internationalen Koproduktion. Ausgedacht hat sich die Lausitzer Geschichte ein US-amerikanischer Drehbuchautor, die Illustrationen stammen von Zeichnern aus den Philippinen, gedruckt sind sie in der Tageszeitung „Lausitzer Rundschau“.

Gefletschte Zähne, leuchtende Augen und das gruselige Leben im dunklen Wald: In „Wölfe der Lausitz“ dreht sich alles um Fabian: „Als sich sein 17. Geburtstag nähert, bemerkt er Veränderungen an sich - plötzlich hat er mehr Kraft, seine Wunden heilen schneller, seine Sinne funktionieren besser“, heißt es zum Inhalt. Für den Schüler des Ludwig-Leichhardt-Gymnasiums in Cottbus ist nichts mehr wie vorher. Er rennt: „52,5 Kilometer pro Stunde“, stellt sein Freund Kai fest. „Und du hast Klauen bekommen“, steht in den Sprechblasen.

„Es ist eine Fantasy-Story. Die sind im Moment - wie zum Beispiel auch Vampirgeschichten - sehr nachgefragt bei jüngeren Lesern“, sagt der Chefredakteur der „Lausitzer Rundschau“, Johannes M. Fischer. Er hat mit seinen Kollegen zusammen den Wolfs-Comic ins Leben gerufen - nicht zuletzt im Kampf um jüngere Zeitungsleser.

Die traditionellen Leser der Zeitung reagieren zum Teil empört auf dieses Experiment: „Wie lange wollt ihr den Lesern diese gequirlte Sch ... noch zumuten?“, kommentiert einer auf der Website der Zeitung. „Darüber jaulen wohl nicht nur die Wölfe in der Lausitz - auch uns Lesern ist zum Heulen zumute wegen dieser sinn- und geistlosen Platzverschwendung!“ Und ein anderer schimpft: „Schade um das Papier und den verschenkten Platz für sinnvolle Informationen.“

Das Zusammenleben mit dem Wolf ist in der Region längst Realität: 75 bis 90 Wölfe leben nach Schätzungen des Umweltministeriums derzeit in Brandenburg. Und es werden mehr. Nach intensiver Bejagung waren sie jahrzehntelang von hier verschwunden, bis sie in den 1990er-Jahren von Osten her wieder heimisch wurden.

Die Zeichner: Eugene Perez Jr. (links) und Johan Go.
Die Zeichner: Eugene Perez Jr. (links) und Johan Go.

© dpa

Wölfe sind so spannend für den Menschen, weil sie im Prinzip nicht-domestizierte Hunde sind, erklärt es Christian Stiegler, Professor für Medienmanagement an der Karlsruher Fachhochschule „Karlshochschule“. Stiegler hat zu Werwölfen in der Literatur geforscht. „Der Wolf steht für alles Animalische - und als Werwolf kann man allen Moralvorstellungen entfliehen“, erläutert er. Die beste Zeit dafür sei die Nacht.

Für die beiden Comic-Zeichner Eugene Perez Jr. und Johan Go auf den Philippinen ist die Wolfsgeschichte aus Deutschland eine völlig neue Aufgabe. In Brandenburg waren sie noch nie. Seit sieben Jahren sind sie im Geschäft und zeichnen neben Comics auch Kinderbücher und Logos. „Mit Hilfe von Fotos der Landschaften und Gebäude und Links im Internet haben wir uns ans Werk gemacht“, erklärt Perez. Der 37-Jährige malt die Comics digital aus, nachdem sie sein Partner entworfen und ins Reine gezeichnet hat. Der Kontakt zu den Auftraggebern kam über das Internet zustande. Jede Woche veröffentlicht die Zeitung eine farbige Seite mit dem Comic - bis Ende des Jahres soll er dann in drei Bänden als eBook erscheinen, unter anderem auch in Australien und Kanada. (dpa/lvt)

Einen animierten Trailer zu dem Comic sowie weitere Informationen zu seinem Inhalt gibt es unter diesem Link.

Anja Mia Neumann

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