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Rache auf Rädern: Eine Seite aus der Adaption von Rafa Garres.

© Panini

Comicthriller: Auf dem Highway ist die Hölle los

Die Horror-Autoren Stephen King und sein Sohn Joe Hill verneigen sich in einer jetzt auf Deutsch veröffentlichten Kurzgeschichte vor Richard Matheson. Die auf seinem Klassiker „Duell“ basierende Comicadaption „Road Rage“ fällt allerdings deutlich hinter das Original zurück.

Warum? Wir erfahren es nicht. Richard Matheson tat gut daran, in seiner Geschichte „Duell“ das Motiv des Lastwagenfahrers, der einen Autofahrer über den Highway jagt, völlig im Dunkeln zu lassen. Die dadurch entstehende und nachvollziehbar beschriebene Hilflosigkeit hat die Kurzgeschichte zum Klassiker der Schocker-Literatur gemacht. 1971 machte Steven Spielberg daraus sein gleichnamiges und ebenfalls hochgelobes Regiedebüt.

Spielbergs Adaption wiederum wurde einer der Lieblingsfilme von Horrorautor Stephen King und seinem ebenfalls als Genre-Autor aktiven Sohn Joe Hill. Basierend auf Mathesons Erzählung schrieben beide vor ein paar Jahren die Kurzgeschichte „Throttle“, die jetzt als „Road Rage“ auch in Comicform gelesen werden kann. Darin ist es kein einsamer Handelsvertreter sondern eine ganze Motorradgang, die von dem gesichtslosen Trucker gehetzt wird. Zeichner Nelson Daniel hat das Ganze in cartoonige, häufig simplifizierende Bilder umgesetzt, die mit ihrer Anmutung zwischen Raster-Druck und Aquarell-Malerei aber interessant coloriert sind.

Im Vergleich zum Original wirkt die Story allerdings ein wenig überfrachtet. Ein Mord, Rivalität zwischen den allesamt unsympathischen Bikern und ein schwelender Vater-Sohn-Konflikt lenken die Aufmerksamkeit weg von der Bedrohung. Hinzu kommt, dass sich der auch hier nur mit seinem Ellenbogen im Fenster in Erscheinung tretende Angreifer provozieren lässt, also menschliche Regungen zeigt, und rückblickend auch noch mit einem Motiv ausgestattet wird, was die Geschichte in ihrer beklemmenden Wirkung deutlich abschwächt. Der Truck ist nicht mehr die aus dem Nichts hereinbrechende mordende Willkür, sondern die Rache auf Rädern. Das ist immer noch brutal, aber nicht annähernd so unheimlich.

In der Knautschzone: Das Covermotiv des Buches.
In der Knautschzone: Das Covermotiv des Buches.

© Panini

Das macht die zweite Hälfte des Bandes deutlich, die eine wunderschön anzusehende Adaption der Original-Story beinhaltet. Stilistisch völlig gegensätzlich hat Zeichner Rafa Garres die Verfolgungsjagd in hart schraffierten und gleichzeitig zerfließenden, extrem lebendigen und dynamischen, manchmal wie in Schabekarton gekratzten Bildern umgesetzt. Die Spielfiguren sind verwandt, aber hier bleibt das Böse unerklärlich - und damit wesentlich furchteinflößender, weil ungreifbarer.

Stolpern könnte man im zweiten Teil nur über die Übersetzung. Wer nicht weiß, dass der Protagonist der Geschichte David Mann heißt, was nirgendwo erwähnt wird, für den klingen Sätze wie „Mann fuhr westwärts nach San Francisco“ einfach nur schräg.

Stephen King & Joe Hill & Richard Matheson & Nelson Daniel & Rafa Garres: „Road Rage“, Panini, 104 Seiten, 12,95 Euro

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