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Nur ein Job: Der Killer bei der Arbeit.

© Ehapa Comic Collection

Comicthriller: Handwerker des Todes

Die Thriller-Serie „Der Killer“ bietet Unterhaltung mit Mehrwert. Der jetzt erschienene achte Band setzt die Reihe konsequent fort, lässt aber die Komplexität der ersten Episoden vermissen.

Er will eigentlich nur seine Ruhe haben. Dass er Leute umbringt, ist nichts Persönliches, nur ein Job. So lassen Luc Jacamon (Zeichnungen) und Alexis Nolent alias Matz (Szenario) nun bereits zum achten Mal ihren namenlosen Auftragsmörder in der Reihe „Der Killer“ durch die Welt reisen und lakonisch und mit einer Spur Wehmut seine Aufträge erledigen.

Während der eiskalte Todesbote das Präzisionsgewehr aufbaut und den Lauf auf sein nächstes Opfer ausrichtet, philosophiert er über Leben und Tod, über die große Politik und die niederen Instinkte des Menschen. Der Killer rechtfertigt sein Tun, indem er sich – und den Leser – Glauben machen will, dass wir ja eh alle Mörder und Gewalttäter sind. Auch wenn ihre Figur kein charismatischer Sympathieträger ist, gelingt es dem Autorenduo dank einer psychologisch einfühlsamen Charakterisierung doch, dass man sich vorübergehend darauf einlässt, die Welt durchs Zielfernrohr des Killers zu betrachten und seinen Grübeleien zu folgen.

Zeichnerisch dominieren eine klare, sachliche Linie und eine ruhige, streckenweise fast meditative Panelfolge, die in bemerkenswertem Kontrast zu der rastlosen, von einem Mord zum nächsten wandernden Handlung des Thrillers stehen und die nur durchbrochen werden, wenn es zu einem Gewaltausbruch kommt oder wenn etwas anders läuft, als es der Killer, der sein Handwerk nahezu perfekt beherrscht, vorherbestimmt hat. So folgt man dem spröden Franzosen von Auftrag zu Auftrag rund um die Welt, zuletzt von Venezuela über Kuba bis im aktuellen Band nach Kanada, und sieht dabei zu, wie er sich immer tiefer in ein Netz aus wirtschaftlicher und politischer Korruption verwickelt, das ohne sein mörderisches Zutun nicht so eng geknüpft werden könnte.

Allerdings sind trotz der nach wie vor hohen inneren Dramatik der Serie leichte Abnutzungserscheinungen im Handlungsverlauf zu spüren: Während die ersten Bände, mit denen vor sechs Jahren die deutsche Ausgabe der Serie begann, zeichnerisch und erzählerisch stärker das innere Drama des Auftragsmörders inklusive eines Suizidversuchs thematisierten und mit einigen Überraschungen bei der Charakterisierung der Hauptfigur aufwarteten, sind die aktuelleren Episoden gradliniger und handlungsorientierter erzählt.

Dennoch: Die Fragen, die sich der zynische Ich-Erzähler während seiner Arbeit als Stimme aus dem Off stellt - Wie dick und dauerhaft ist die zivilisatorische Schicht, die den Mensch von der Bestie unterscheidet? Was ist nötig, damit ein gewöhnlicher Mensch zum Killer werden kann? - regen im Zusammenspiel mit dem packenden Plot immer noch mehr zum Nachdenken an, als man es von den meisten anderen Comic-Krimis gewohnt ist.

Luc Jacamon (Zeichnungen) und Matz (Szenario): Der Killer, Band 8: Die natürliche Ordnung der Dinge, Ehapa Comic Collection, 56 Seiten, 12 Euro. Mehr Informationen über die Reihe unter diesem Link.

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