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Comicverfilmung: Das Zirpen der Rasierklingen

Jetzt gibt es das Batman-Spektakel „The Dark Knight“ auf DVD. Fans dürfen sich vor allem auf die Zugaben zum Film freuen – obwohl es auch eine Enttäuschung gibt.

Er ist hartgesotten, aber diese Sounds jagten auch Christopher Nolan einen Schauer über den Rücken. „Das war eine sehr unerfreuliche Erfahrung, den Klängen zu lauschen“, erinnert sich der Regisseur von „The Dark Knight“ an jenen langen Flug nach Hongkong, den er dazu nutzte, um sich in Ruhe die Soundtrack-Entwürfe anzuhören, die Komponist Hans Zimmer Batmans sadistischem Gegenspieler, dem Joker, auf den Leib geschrieben hatte. Was Nolan hörte, waren quälende, experimentelle Klangfetzen, die Zimmer unter anderem dadurch erzeugt hatte, dass er Rasierklingen über Klavierseiten strich oder durchdringende Töne von mit Metallbögen bearbeiteten Cellos und Gitarren verzerrt und übersteuert miteinander verschmolz. Die Reaktion des Regisseurs war so, wie es sich der Komponist erhofft hatte: „Ich wollte etwas Provokatives schreiben, etwas, das die Leute hassen können“, erzählt Zimmer.

Diese Einblicke in die Arbeiten zu einem der größten, teuersten und erfolgreichsten Spielfilme der letzten Jahrzehnte (ausführliche Besprechung hier) gehören zum Bonusmaterial, das man auf den erweiterten Ausgaben der DVD von „The Dark Knight“ findet, die an diesem Montag in den Handel kommt. In der „2-Disc Special Edition“ gibt es neben dem Film, in dem Hauptdarsteller Christian Bale als Batman/Bruce Wayne gegen das Böse kämpft und ihm dabei irritierend nahe kommt, gut zwei Stunden zusätzliches Material, von dem mehr als die Hälfte aus Hintergrundberichten über die Entstehung des Films besteht. Bei den ausführlichen Interviews mit Nolan und seiner Crew kommt manch Erstaunliches zutage. Zum Beispiel, wie sehr der Regisseur Wert darauf gelegt hat, in Zeiten von digital entfesselter Tricktechnik

so viele Elemente wie möglich „realistisch“ zu drehen, also mit echten Menschen in echten Kulissen, echten Stunts und echten Explosionen – inklusive eines Purzelbäume schlagenden Lastwagens, bei dem so mancher Kinogänger geschworen hätte, der wäre am Computer animiert gewesen. Von wegen: Ein Stuntman, eine große Ladung TNT und jede Menge Hebel und Rampen haben das Kunststück ganz real in einer zentralen Straße im Chicagoer Bankenviertel ermöglicht, wie man hier erfährt und in spektakulären Making-of-Sequenzen vorgeführt bekommt.

Den größten Raum nimmt die Filmtechnik ein, die bei „The Dark Knight“ tatsächlich in bis dato nicht für möglich gehaltene Bereiche vordringt. Dank des Einsatzes von Imax-Kameras kann der Film so dramatisch großformatige Stadtkulissen und Actionszenen vor Panorama-Hintergründen bieten wie keiner zuvor. Das hat seinen Preis. Als eine der seltenen und kompliziert zu handhabenden Imax-Kameras bei einer Verfolgungsjagd zwischen zwei Wagen zerrieben wurde, stieg das Filmbudget eben mal um 300.000 Dollar, wie man am Rande erfährt. Die als zusätzliches Bonus mitgelieferten Imax-Szenen auf der DVD machen allerdings auch deutlich, wo die Grenzen dieser Filmtechnik liegen, wenn es um die Weiterverwertung als DVD geht: Wer den Film während seiner Kinophase in einem Imax-Kino gesehen hat, kann sich auch für noch so fein aufgelöste Szenen auf dem heimischen Fernsehschirm nur schwer so begeistern wie vor der großen Leinwand.

Die größte Leerstelle bei der DVD-Ausgabe ist allerdings keine technische, sondern eine inhaltliche: Während auf der Bonus-CD in epischer Breite über Kameras, Soundeffekte und Stunts geredet wird, verlieren die „Dark Knight“-Macher kein Wort über die Dramaturgie des Films – und mit Ausnahme weniger Sätze auch kein Wort über die Schauspieler. Das ist gerade angesichts der atemberaubenden Performance Heath Ledgers in der letzten Rolle vor seinem frühen Tod ein schweres Versäumnis.

Denn auch daran erinnert das erneute Betrachten von „The Dark Knight“: Dies ist nicht in erster Linie ein Batman-Film, sondern ein Film über den Joker, dessen Fratze Ledger so genial wie verstörend mit Leben füllte. Wenn Regisseur Nolan und seine Leute statt eines eigentlich angebrachten Hintergrundstücks über die Schauspieler und vor allem über Ledger dann in schier endloser Detailfreude über die Sprengtechnik berichten, die bei den explosivsten Szenen des Films zum Einsatz kam,  ist das enttäuschend. Ein Fest für Augen und Ohren ist der Film dennoch, auch beim wiederholten Ansehen. Aber es bleibt gerade beim Bonusmaterial das Gefühl, das hier eine Chance verpasst wurde, denjenigen zu würdigen, der hauptsächlich dafür verantwortlich ist, dass dieses High-Tech-Spektakel nicht nur ein optischer Genuss ist, sondern auch eine (düstere) Seele hat.

„The Dark Knight“ ist ab 22. Dezember in verschiedenen Versionen als DVD im Handel und im Videoverleih. Hinweis: Unsere DVD-Verlosung ist beendet, die Gewinner wurden benachrichtigt.

Mehr über den Film und die unterschiedlichen DVD-Ausgaben unter wwws.warnerbros.de/thedarkknight

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