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Polizist Rick Grimes in Bedrängnis.

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Comicverfilmung: Die Pracht der lebenden Toten

Stille Momente, große Wirkung: Die Verfilmung der spektakulären Zombie-Serie „The Walking Dead“ erscheint jetzt auch auf DVD und Blu-ray.

Es braucht keine drei Minuten, bis klar wird, dass diese Serie Maßstäbe setzt. Ein kleines Mädchen, blond und ganz bleich im Gesicht, mit plüschigen Hasenpantoffeln und Teddybär in der Hand, nähert sich einem Polizisten. Der zögert und entscheidet sich dann für das Unausweichliche: Er schießt dem Kind mitten in den Kopf. Tot. Beziehungsweise: endgültig tot.

Das Mädchen war ein Zombie, wenn auch ein schrecklich niedlicher. Und es wird nicht der letzte Untote sein, den Kleinstadtpolizist Rick Grimes beseitigen muss, um sein eigenes Überleben zu sichern. In der Serie „The Walking Dead“ werden laufend Tabus gebrochen, müssen auch Schutzbefohlene dran glauben. In den USA startete die sechsteilige Serie im Herbst vergangenen Jahres mit Rekordquoten gestartet – ab diesem Freitag gibt es die erste Staffel auf DVD.

Die Ehefrau ist mutiert - unrettbar

Die Serie basiert auf dem gefeierten gleichnamigen Comic des US-Autors Robert Kirkman. Ihre Handlung mag brutal klingen – das besondere, ja spektakuläre an dieser Serie ist aber gerade, dass sie nicht reißerisch inszeniert wird. Es gibt keine Schockeffekte, keine hektischen Schnitte, keine übertriebene Orchestermusik im Hintergrund.

„The Walking Dead“ glänzt gerade in den stillen Momenten. Zum Beispiel, wenn der Familienvater ein leises Schluchzen unterdrückt, als er mit dem Gewehr auf seine unrettbar mutierte Ehefrau zielt. Vordergründig erzählt Regisseur Frank Darabont den Kampf einiger weniger Menschen gegen Horden von Untoten. Tatsächlich kreist die Serie um die Frage, ob und wie Menschen in Extremsituationen funktionieren können. Wie sie sich in einer lebensfeindlichen Umgebung wenigstens ein Stück ihrer Menschlichkeit bewahren.

Die Untoten verkörpern eine allgegenwärtige Bedrohung.
Die Untoten verkörpern eine allgegenwärtige Bedrohung.

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Oder anders gesagt: wie viel Nächstenliebe sie sich leisten können, wenn ihr Nächster sie gerne aufessen möchte. Bevor Rick Grimes, der Kleinstadtpolizist, einem halb verwesten Untoten den Gnadenschuss gibt, drückt er sein Mitgefühl aus: „Es tut mir so leid, was Dir passiert ist“.

Überlebenschancen unter Untoten

Der Zombie war lange Zeit ein mediales Nischenphänomen. Die vergangenen Jahre dominierte der Vampir das Fantasy-Genre, durch die Erfolgsproduktionen „Twilight“ und „The Vampire Diaries“, aber auch durch Unmengen Trivialliteratur. Stets ging es um die unglückliche Liebe zwischen Vampir und Mensch. Der Zombie hat, obwohl er zunächst als die dumpfere, eindimensionalere Figur erscheint, weit mehr zu bieten. In den Klassikern des Genres von George Romero konnte man die Untoten als fleischgewordene Kapitalismuskritik deuten – als hirnlose Konsumenten. Zombie-Filme der Nullerjahre wie „28 Days Later“ von Danny Boyle warfen die Frage auf, ob eine friedliche Koexistenz von Menschen und Zombies denkbar ist – oder noch krasser: ob die verbliebenen Menschen nicht moralisch verpflichtet sind, sich zu integrieren, sobald Zombies die Mehrheitsgesellschaft stellen.

Zwischen Leben und Tod: Das Cover der DVD-Edition.
Zwischen Leben und Tod: Das Cover der DVD-Edition.

© Promo

Die Popularität des Genres hat in den USA inzwischen ein Ausmaß erreicht, das Außenstehende verstört. Wissenschaftler berechnen in Simulationen, wie rasant sich eine Zombie-Epidemie im wahren Leben ausbreiten würde. Die University of Florida gibt auf ihrer Internetseite Tipps, wie man seine Überlebenschancen unter Untoten steigert. „National Geographic“ spekulierte darüber, ob ein mutierter Tollwut-Virus eine Zombie-Apokalypse auslösen könnte. Kürzlich veröffentlichte der Politikwissenschaftler Daniel Drezner ein Buch, in dem er die Auswirkungen eines Zombie-Outbreaks auf die Beziehungen der Industriestaaten vorwegnimmt.

Frank Darabont (Regie): The Walking Dead, die erste Staffel, mit Andrew Lincoln, Sarah Wayne Callies, Jon Bernthal, Laurie Holden, Emma Bell und Steven Yeun, ca. 400 Minuten plus 100 Min. Making Of, Behind The Scenes, Interviews etc, 16,99 Euro

Die Walking-Dead-Comics erscheinen im Verlag Cross Cult, kürzlich wurde hier zusätzlich ein Sammelband mit Covermotiven veröffentlicht. Ein Interview mit dem Serienautor Robert Kirkman finden Sie unter diesem Link.

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