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Am Computer belebt: Tim mit den Detektiven Schulze und Schultze.

© dpa

Comicverfilmung: Hommage mit Knalleffekt

Der Boom der Comic-Verfilmungen erreicht seinen beeindruckenden Höhepunkt: Hollywoodregisseur Steven Spielberg präsentiert die Abenteuer von „Tim und Struppi“ in 3D - die bislang eigentlich als unverfilmbar galten.

Ihre Abenteuer werden in Teheran, Bangkok, Kabul und Berlin verschlungen. Die „Tim und Struppi“-Geschichten wurden in den vergangen acht Jahrzehnten in mehr als 80 Sprachen übersetzt. Jetzt bringt Hollywoodregisseur Steven Spielberg seinen mit neuester 3D-Tricktechnik inszenierten Film „Die Abenteuer von Tim und Struppi - Das Geheimnis der «Einhorn«“ ins Kino, am 27. Oktober läuft er in Deutschland an - „Tim und Struppi“-Fans aus aller Welt werden sicher ganz genau und kritisch hinschauen.

Seit dem Tod von Hergé im Jahr 1983 sind keine neuen Comics mehr erschienen. Der belgische Schöpfer von „Tim und Struppi“ verfügte in seinem Testament, dass die Serie um den Reporter und seinen treuen Hund von keinem anderen Zeichner weitergeführt werden darf. Die Begeisterung für die Comic-Klassiker ist ungebrochen - schließlich ist der von Hergé bewusst mit wenig persönlichen Merkmalen ausgestattete Tim die ideale Identifikationsfigur für alle nach Abenteuern hungernden Leser.

Detailliert bis zum Barthaar

Wenige Striche genügten Hergé, mit bürgerlichem Namen Georges Rémi, um ein ganzes Comic-Universum zu erschaffen. Mit seiner klaren Linienführung, der für Zeichner bis heute stilprägenden Ligne Claire, konzentrierte er sich ganz auf die einzelnen Charaktere. Spielberg - amerikanischer Eventspezialist von „Der weiße Hai“ bis „Jurassic Park“ - braucht da viel mehr Spektakel. Mit den Bewegungen und der Mimik von echten Schauspielern sind die Comic-Figuren am Computer animiert worden. Auf der Kinoleinwand in 3D sehen sie dann wiederum fast wie echte Menschen aus.

Für das sogenannte Performance-Capture-Verfahren standen Jamie Bell („Billy Elliot“) als Tim, Andy Serkis (der „Gollum“ aus „Der Herr der Ringe“) als Kapitän Haddock und „James Bond“-Darsteller Daniel Craig als der Bösewicht Sakharin vor der Kamera. Das Ergebnis ist, dass man die Schauspieler in ihren Rollen nicht erkennt, Tim, seine Freunde und Feinde aber extrem echt aussehen. Man sieht zum Beispiel Tims pubertäre Hautunreinheiten oder die wehenden Barthaare des aufbrausenden Kapitäns Haddock.

Respekt vor dem Original - und den Fans

US-Regisseur Spielberg und seine Trick-Animations haben die Typen prima getroffen. Ganz wunderbar: die knollennasigen, trotteligen Polizisten Schulze und Schultze. Auch Nebenrollen wie Butler Nestor und die fiesen Matrosen wirken, als seien sie geradewegs dem Comicbuch entstiegen. Der Respekt, den Spielberg vor Hergé und seinen Fans hat, ist deutlich zu spüren. Nur Tim bleibt im Film etwas fremd.

Einem Geheimnis auf der Spur: Tim und sein treuer Begleiter bei der Arbeit.
Einem Geheimnis auf der Spur: Tim und sein treuer Begleiter bei der Arbeit.

© dpa

Was Comic-Fans zunächst sicher irritiert: Während Hergé nur sehr sparsam Hintergrundszenen zeichnete, explodiert bei Spielberg das Geschehen rund um die Helden förmlich in Farbe und Action.

Die Geschichte basiert auf den Bänden „Das Geheimnis der Einhorn“ und „Der Schatz Rackhams des Roten“. Auf dem Brüsseler Flohmarkt trifft Tim in einer schönen, augenzwinkernden Szene nicht nur Hergé, sondern kauft auch ein prächtiges Schiffsmodell. Hinter dem sind allerdings allerlei dunkle Gestalten her. Denn in seinem Inneren verbirgt sich eine verschlüsselte Botschaft, die zum sagenumwobenen Schatz des Piraten Rackham führen soll - und gegen diesen Bösewicht kämpfte einst schon der Urahn des aufbrausenden Kapitän Haddock.

Fortsetzung folgt

Bei der Ausgestaltung bediente sich Spielberg aber auch aus anderen Alben, darunter „Die Krabbe mit den goldenen Scheren“. So entstehen Bilder mit hohem Wiedererkennungswert. Zum Beispiel die Szene, in der der im Whiskey fast ersoffene Haddock auf hoher See für den schlafenden Tim ein wärmendes Feuerchen im Boot entfacht. Oder der Marsch mit dem halluzinierenden Kapitän durch die Wüste - Foxterrier Struppi hat einen riesenhaften Knochen im Schlepptau, den er im Sand gefunden hat.

Spielberg und sein Mitproduzent Peter Jackson („Der Herr der Ringe“) bieten beeindruckend animiertes Abenteuerkino - nicht nur für Fans von „Tim und Struppi“. Nach furiosen Verfolgungsjagden per Auto, Motorrad, Flugzeug und Schiff heben die Comic-Helden den Schatz. Eine Fortsetzung soll folgen - dann wird Jackson Regie führen. (dpa)

Hinweis: Die Tagesspiegel-Rezension und weitere Artikel anlässlich des Filmstarts lesen Sie in den kommenden Tagen im Tagesspiegel. Weitere Artikel über Tim und Struppi finden Sie unter diesem Link.

Elke Vogel

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