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Comiczeitschriften: Berliner Füchse

Der deutsche Kultcomic „Fix & Foxi“ ist wieder da – jetzt auch digital

Diese Füchse scheinen das ewige Leben zu haben. Kaum hatte Tigerpress, der letzte „Fix & Foxi“-Verlag, Insolvenz angemeldet, präsentierten sich im Oktober 2009 die neuen Macher der bekanntesten deutschen Comicfiguren auf der Frankfurter Buchmesse: der Berliner Verlag New Ground Publishing, eine Tochterfirma der hannoverschen Softwareschmiede Gorilla Concept und der zum Holtzbrinck-Konzern gehörenden Verlagsgruppe Droemer Knaur. Nicht wenige belächelten zunächst das Ansinnen, sich abermals an einer Wiederbelebung von „Fix & Foxi“ zu versuchen. Selbst die größten Fans mussten in den vergangenen Jahren am ewigen Auf und Ab des Traditionsmagazins fast verzweifeln. Doch jetzt wird am morgigen Freitag tatsächlich eine neue Ausgabe in der eher moderaten Auflagenhöhe von 55.000 Exemplaren an den Kiosken ausliegen.

New Ground Publishing ist im vergangenen Jahr vor allem mit seiner Internetplattform Comicstars.de in Erscheinung getreten. Als Medienaggregator sammelt der Verlag im Netz Comicinhalte und stellt sie den Lesern dann digital zur Verfügung. Da dies mit einem Abrechnungsverfahren verbunden ist, beteiligen sich auch Partnerverlage mit ihren Comics an der Plattform. In erster Linie setzt New Ground Publishing aber darauf, eigene attraktive Inhalte zu präsentieren. Das waren zunächst vor allem Germangas, von deutschen Künstlern im japanischen Manga-Stil gezeichnete Comics.

Nun kommt nach diesen besonders modernen Stoffen als Kontrast der Klassiker „Fix & Foxi“ ins Spiel. Gegründet wurde das Magazin 1953 von dem aus Sachsen stammenden Rolf Kauka, der es verstand, einige der besten in Deutschland wirkenden Comickünstler um sich zu scharren, die mit „Fix & Foxi“ ein riesiges Publikum begeisterten. Mit Auflagenhöhen von bis zu 400.000 Exemplaren spielte man zeitweilig in einer Liga mit dem großen Rivalen „Micky Maus“.

Fix und Foxi sind wieder da
Klassiker. "Fix und Foxi" erschien erstmals 1953, hier ein Titel aus dem Jahr 1967.

© Deutsche Nationalbibliothek / dpa

Nun könnte „Fix & Foxi“ wieder einmal knapp die Nase vorne haben. Zwar nicht in der Höhe der gedruckten Auflage – hier ist der Disney-Konkurrent uneinholbar enteilt –, aber auf dem Feld der digitalen Verbreitung. Die neuen Abenteuer von „Fix & Foxi“ werden von New Ground Publishing parallel für die unterschiedlichsten digitalen Leseformate angeboten. Am Freitag wird die Website www.fixundfoxi.de freigeschaltet, auf der neben dem neuen Heft bereits über 300 ältere Ausgaben zum Download verfügbar sind. Sie können auf Endgeräten wie E-Book-Readern, Smartphones, Spielkonsolen oder einfach dem Computer-Bildschirm gelesen werden. Mittelfristiges Ziel ist es, sämtliche ältere Titel mit den Kauka-Helden digital verfügbar zu machen. Für den großen Durchbruch in der digitalen Vermarktung ist es derzeit noch zwingend nötig, flankierend mit einem gedruckten Produkt zu erscheinen. Der Markt der Kinder- und Jugendtitel ist hart umkämpft. Mut machen da die Erfolge, die klassische Erwachsenentitel wie „Geo“, „Der Spiegel“ oder „Die Zeit“ mit ihren Kinder-Ablegern haben. „Geolino“ gelang sogar das Kunststück, die „Micky Maus“ in der Lesergunst beim jungen Publikum hinter sich zu lassen. Ein wenig hat man das Gefühl, dass sich die Macher des neuen „Fix & Foxi“ an diese Erfolgswelle im Zeitschriftenmarkt anhängen wollen. Neben zwei Comicstrecken hat das Heft einen umfangreichen Magazinteil, der auf mehreren Seiten wissenschaftliche Themen aufgreift, in der Startnummer zum Beispiel den „Mythos Tiefsee“. Selbst in den Comics kommt es vor, dass auf einer ganzen Seite ein Phänomen wie die „Biolumineszenz“ erläutert wird – stilecht durch den genialen Professor Knox.

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Unverwüstlich. Fix und Foxi, hier mit ihrem Schöpfer Rolf Kauka.

© Foto A.Kauka, Promedia Inc. 2009

Das alles unterscheidet sich stark von dem vor sechs Monaten erschienenen letzten „Fix & Foxi“-Heft, das vor allem mit Infotainment zu Computerspielen oder Kinofilmen die Comicstrecken ergänzte und dabei wie ein Klon der „Micky Maus“ daherkam. Erhalten bleibt den Lesern das Vorwort von Alexandra Kauka, die mit diesen Kurzkolumnen in den vergangenen Jahren in die Fußstapfen ihres im Jahr 2000 verstorbenen Mannes getreten ist und weiterhin über alle Aktivitäten rund um „Fix & Foxi“ wacht. Auch ein Gimmick gibt es – natürlich echt „Made in China“. Zum Start wurde passend zur Titelgeschichte ein Plastikrochen ausgewählt. Dass die Herausgeber auf dieses aufgeklebte Extra nicht verzichten, zeigt, dass anders als bei „Geolino“ weiterhin vor allem Kinder selbst als Käufer am Kiosk angesprochen werden sollen. Bei „Geolino“ greifen vor allem Eltern ins Portemonnaie.

(Erschienen im gedruckten Tagesspiegel vom 07.01.2010)

Martin Jurgeit

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