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Der Tagesspiegel-Fragebogen (2): 15 Fragen an - Barbara Yelin

In einer Sommerserie haben wir wichtigen deutschen Comicschaffenden je 15 Fragen gestellt - zu ihrer Arbeit, zu ihren Vorbildern und zur Lage der Comic-Nation. Heute: Die Berliner Zeichnerin Barbara Yelin.

1. Was kommt bei Ihrer Arbeit zuerst: Worte oder Bilder?

Bevor ich anfange, spukt mir meist längere Zeit ein Satz oder ein Bild im Kopf herum. Dann beginne ich erstmal mit Skizzen, die Worte dazu kommen eher parallel. Weiter geht’s dann Hand in Hand verschränkt.

2. Hören Sie beim Zeichnen Musik, und wie beeinflusst Sie das?

Na klar! Nur wenn ich beim Entwurf bin, geht definitiv keine Musik. Letztens habe ich zum Beispiel einen Operncomic gezeichnet, währenddessen habe ich die betreffende Oper rauf und runter gehört. Das war super und am Schluss konnte ich - fast - mitsingen. (... zum Leidwesen der Atelierkollegen, haha)

3. Was essen und trinken Sie am liebsten bei der Arbeit?

Trinken: erstmal Kaffe zum Reinkommen und dann heißes Wasser. Essen: nicht beim Zeichnen, sondern zwischendrin, und dann viel. Salzig. Löwenhunger!

4. Angenommen, Ihre Wohnung brennt: Welche Comics würden Sie auf jeden Fall aus Ihrem Regal retten?

Vor allem die, die nicht einfach wiederzubeschaffen sind: all die selbst gemachten, auf verschiedenen Comicfestivals erstandenen, ertauschten, signierten Hefte in Kleinauflagen.

5. Welche Zeichner/Autoren waren für Ihre eigene Entwicklung die prägendsten?

Am Anfang Anke Feuchtenberger, Martin Tom Dieck, Markus Huber. Später zum Beispiel Mazzucchelli, Dominique Goblet, Taniguchi, Kiriko Nananan. Die SPRING-Kolleginnen. Und hier sollte auch Atelierkollegin Julia genannt werden, mit der ich seit Jahren Arbeitsaustausch pflege - das ist super.

6. Welches Comic-Buch/Heft/Album würden Sie jemandem empfehlen, der sonst eigentlich keine Comics liest?

„Vertraute Fremde“ von Taniguchi für Romanleser. „Isaak der Pirat“ von Blain für Abenteuerlustige. „Wir können ja Freunde bleiben“ von Mawil für Jugendliche und Junggebliebene.

7. Glauben Sie, dass dem Comic die Aufmerksamkeit zuteil wird, die er verdient?

Die deutsche Presse wird in den letzten immer interessierter, was Comics betrifft. Aber ich denke es wäre für alle toll, wenn noch mehr Leser dazukommen!

8. Welche zeitgenössischen Comiczeichner/innen verdienten mehr Aufmerksamkeit als sie sie im Moment haben?

Alle! :-)

9. Wenn Sie einen hoch dotierten Preis für das Comic-Lebenswerk zu vergeben hätten, wer würde ihn bekommen?

Chris Ware.

10. Wie würden Sie einem Blinden beschreiben, was das Besondere an Ihren Comics ist?

Mit Gefühl.

11. Woran arbeiten Sie derzeit, wenn Sie nicht gerade Fragebogen ausfüllen?

Soeben ist unser neues SPRING#7 fertig geworden (Tagesspiegel-Rezension hier), jetzt bereiten wir die Ausstellung vor. Ein paar Illustrationsaufträge. Dann erstmal Urlaub, jippie! Anschließend: neues Buch anfangen.

12. Wieso würden Sie einem jungen Menschen raten, Comiczeichner/-autor zu werden – und wieso würden Sie ihm davon abraten?

Karrieretechnisch ist das nicht anzuraten. Das muss man echt aus eigenem Antrieb wollen: zeichnen wollen und erzählen wollen. Dazu braucht man Ausdauer und einen gewissen Eigensinn. Letztlich: es macht viel Spaß, und noch mehr Arbeit.

13. Wie fühlt es sich für Sie an, Ihre Zeichnungen als gedruckte Bücher in der Hand zu halten?

Toll!

14. Welche Note hatten Sie im Kunstunterricht?

Eins.

15. Was können Sie überhaupt nicht zeichnen?

Lustige Tiere.

Barbara Yelin wurde 1977 in München geboren. Sie studierte Illustration an der HAW Hamburg, Diplom 2004. Seit 2004 lebt und arbeitet sie in Berlin. Mit drei Kolleginnen teilt sie sich dort ihr Atelier, das Bilderbureau. Zu ihrer Homepage geht es hier. Vom 24. September bis 9. Oktober werden Zeichnungen aus dem aktuellen SPRING-Magazin in der Berliner Galerie Neurotitan ausgestellt. Infos unter http://springmagazin.blogspot.com.

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