zum Hauptinhalt

Der Tagesspiegel-Fragebogen (27): 15 Fragen an - Aisha Franz

Wir haben Comicschaffenden je 15 Fragen gestellt - zu ihrer Arbeit, Vorbildern und zur Lage der Comic-Nation. Heute: Aisha Franz, die gerade ihr Debüt-Buch „Alien“ veröffentlicht hat.

1. Was kommt bei Ihrer Arbeit zuerst: Worte oder Bilder?
Bilder. Ich habe selten eine fertige Geschichte im Kopf, erst beim Zeichnen komme ich auf die Ideen.

2. Hören Sie beim Zeichnen Musik, und wie beeinflusst Sie das?
Ja, ich höre immer Musik. Was ich höre hängt immer von der Stimmung ab. Manchmal wähle ich aber wirklich die passende Musik zur Szene, die ich gerade zeichne, wie im Film. Beim Durchzeichnen am Lichttisch höre ich gerne Podcasts und Hörspiele.

3. Was essen oder trinken Sie am liebsten bei der Arbeit?
Kaffee und Käsebrote.

4. Angenommen, Ihre Wohnung brennt: Welche Comics würden Sie auf jeden Fall aus Ihrem Regal retten?
Schwierig, wahrscheinlich würde ich es nicht mehr rausschaffen, weil ich mich nicht entscheiden könnte. Nein, aber ich würde eher die ganzen selbstverlegten Comics meiner Freunde mitnehmen, alles andere lässt sich wiederbeschaffen.

5. Welche Zeichner/Autoren waren für Ihre eigene Entwicklung die prägendsten?
Kann ich nicht genau sagen, die Liste würde zu lang werden.

6. Welches Comic-Buch/Heft/Album würden Sie jemandem empfehlen, der sonst eigentlich keine Comics liest?
"Der Geschmack von Chlor" von Bastien Vivès und "Maus" von Art Spiegelman.

7. Glauben Sie, dass dem Comic die Aufmerksamkeit zuteil wird, die er verdient?
Im Moment habe ich ein ganz gutes Gefühl was das angeht, hier in Deutschland müssen aber trotzdem noch viel mehr Comics gelesen werden!

Außerirdischer Besuch: Szene aus "Alien".
Außerirdischer Besuch: Szene aus "Alien".

© Reprodukt

8. Welche zeitgenössischen Comiczeichner/innen verdienten mehr Aufmerksamkeit als sie sie im Moment haben?
All die tollen Zeichner an den Hochschulen. Das dauert aber nicht mehr lang, bis wir von ihnen hören!

9. Wenn Sie einen hoch dotierten Preis für das Comic-Lebenswerk zu vergeben hätten, wer würde ihn bekommen?
Hm..., ich glaube ich würde ihn Daniel Clowes geben.

10. Wie würden Sie einem Blinden beschreiben, was das Besondere an Ihren Comics ist?
Ich würde jemanden bitten das für mich zu übernehmen, denn ich kann selber nicht sagen, was das Besondere ist. Das muss der Betrachter für sich selber herausfinden. Ein Außenstehender könnte das dem Blinden sicher besser beschreiben.

11. Woran arbeiten Sie derzeit, wenn Sie nicht gerade Fragebogen ausfüllen?
Gerade mache ich mit meinen Zeichnerkollegen von "The Treasure Fleet" eine Zusammenarbeit mit dem Maxim-Gorki-Theater, außerdem will ich mit einer neuen längeren Geschichte anfangen.

Debüt: "Alien" ist Aisha Franz' Abschlussarbeit an der Kunsthochschule Kassel.
Debüt: "Alien" ist Aisha Franz' Abschlussarbeit an der Kunsthochschule Kassel.

© Reprodukt

12. Wieso würden Sie einem jungen Menschen raten, Comiczeichner/-autor zu werden – und wieso würden Sie ihm davon abraten?
Ne, also das muss man wollen oder nicht. Man kann die Leute höchstens motivieren, weiterzumachen.

13. Wie fühlt es sich für Sie an, Ihre Zeichnungen als gedruckte Bücher in der Hand zu halten?
Sehr toll, aber man muss sich auch dran gewöhnen, denn man hat bis dahin schon so viel Abstand zur eigenen Arbeit gewonnen, dass man sich bewusst klar machen muss: "Ach stimmt ja, das ist von mir!"

14. Welche Note hatten Sie im Kunstunterricht?
Unterschiedlich. In der Grundschule meistens eine 1, später auch mal 'ne 3, aus Faulheit.

15. Was können Sie überhaupt nicht zeichnen?
Ich kann vieles nicht zeichnen, aber ich mache es einfach trotzdem. Zum Beispiel Autos.

Strich für Strich: Ausschnitt aus einer Kurzgeschichte in der aktuellen Ausgabe der Anthologie "Orang".
Strich für Strich: Ausschnitt aus einer Kurzgeschichte in der aktuellen Ausgabe der Anthologie "Orang".

© Illustration: Franz/Reprodukt

Aisha Franz wurde 1984 in Fürth geboren und ist in der Nähe von Regensburg und Kassel aufgewachsen. Von 2004 bis 2010 hat sie an der Kunsthochschule Kassel bei Hendrik Dorgathen Visuelle Kommunikation studiert - mit Schwerpunkt Comic und Illustration. Gezeichnete Geschichten und Illustrationen von Aisha Franz sind beim Kasseler Independent-Verlag Rotopolpress und in ihrem Eigenverlag My Own Press erschienen. Weitere Arbeiten sind unter anderem in den Anthologien "KU(Ŝ)" und "Orang" veröffentlicht worden. Kürzlich erschien mit der Erzählung "Alien" bei Reprodukt ihre erste Buchveröffentlichung, die gleichzeitig die Abschlussarbeit an der Kunsthochschule Kassel ist - eine ausführlichere Rezension des Buches folgt in Kürze auf den Tagesspiegel-Comicseiten. Aisha Franz lebt und arbeitet in Berlin. Zusammen mit den ebenfalls in Berlin ansässigen Zeichnern Till Thomas, Martin Ernstsen, Sharmila Banerjee und dem Kollektiv Biografiktion ist Aisha Franz seit 2010 Gründungsmitglied von The Treasure Fleet, einem Zusammenschluss von Selbstverlegern: www.treasure-fleet.com. Mehr Informationen unter www.fraufranz.com.

Haben Sie weitere Vorschläge, welche mehr oder weniger bekannten Comic-Künstler in dieser Reihe gewürdigt werden sollten? Schicken Sie uns eine E-Mail an comics@tagesspiegel.de!

Alle bisher erschienenen Folgen unserer Fragebogen-Serie finden Sie unter diesem Link. 

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false