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Rechnen tun sie sich noch nicht: Ein Werbebild mit den E-Comics des Splitter-Verlags.

© Splitter

Digitale Medien: Bildschirm statt Bilderbuch

Verdrängen elektronische Medien den Print-Comic? Bislang experimentieren die Verlage nur mit Alternativen zum Heft - rechnen tut sich das aber noch nicht.

Ein Klicken mit der Maus, und der Computer zoomt auf Iron Mans Maske. Der Rest der Bilder wird ausgeblendet. Ein Tippen auf den Tablet-Bildschirm, und die nächste Seite wird aufgeschlagen. Sieht so die Zukunft des Comiclesens aus? „E-Comics sind immer noch ein Experiment“, gibt Steffen Volkmer vom Verlag Panini unumwunden zu. 2009 startete sein Haus, das unter anderem die deutschen Batman-Hefte verlegt, die Webseite mycomics.de, auf der Verlage und Hobbyzeichner Comics hochladen konnten. „Wir wollten ausprobieren, wie man Comics im Internet darstellen kann, wie die Leser reagieren und was es an kreativem Potenzial gibt“, sagt Volkmer. Jetzt, knapp drei Jahre später, habe sich die Seite als Werbeplattform und Talentbörse bewährt, nur wie man mit den digitalen Bildergeschichten Geld verdienen soll, ist immer noch unklar. Mit Panini Digits startete der Verlag trotzdem kürzlich einen weiteren Shop für E-Comics. „Wir dürfen den Trend nicht verschlafen.“

Diverse deutsche Verlage haben sich, amerikanischen und japanischen Vorbildern folgend, in den letzten Jahren auf das Feld vorgewagt – im Netz oder mit Apps für mobile Geräte. So vertreibt unter anderem Carlsen seit 2011 Mangas über eine App, Ehapa hat einen digitalen Lucky Luke und eine App zum virtuellen Züchten der berühmten Yps-Urzeitkrebse im Programm. Selbst der kleine Verlag Splitter, der hauptsächlich großformatige Hardcover-Alben vertreibt, experimentiert seit einem Jahr mit einer eigenen App. „Das steckt aber bei uns noch alles in den Kinderschuhen“, sagt der dortige Projektleiter Dominik Madecki. Auch welches Format sich durchsetzen wird, ist offen. Die meisten Verlage bevorzugen derzeit kostenpflichtige Apps – selbst wenn es gelegentlich Probleme mit Apples-Zensurmaßnahmen gibt, mindern sie doch das Risiko von Raubkopien.

Rechnen tun sich die E-Comics noch nicht. „Der Umsatzanteil der digitalen Comics liegt deutlich unter einem Prozent“, sagt Steffen Volkmer. „Doch in den nächsten Jahren wird das rapide ansteigen.“ Die junge, mit Smartphones aufgewachsene Generation habe weniger Berührungsängste mit dem neuen Format als ältere Comicsammler, bei denen auch die Haptik und ein volles Bücherregal entscheidend zum Lesespaß beiträgt.

Dass der Bildschirm das Bilderbuch verdrängt, glaubt er trotzdem nicht. Wahrscheinlicher sei eine Koexistenz, wobei sich die digitalen Comics zunehmend von einer rein elektronischen Umsetzung ihre Vorlage entfernen dürften. Künstler, die sich auf digitale Comics spezialisiert haben, experimentierten bereits mit Animationen und Klängen.

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