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Depressionen, Versagensängste und gestörte Eigenwahrnehmungen: Eine Szene aus dem „Stups & Krümel Mega Sammelband“.

© Reprodukt

Fils Frühwerk "Stups & Krümel": Nummernrevue mit doppeltem Boden

Der Sammelband „Stups & Krümel“ übt Gesellschaftskritik in Form des Pipiwitzes.

Uiuiui, das eskaliert aber schnell. Drei Seiten Vorwort und schon dürften die Ersten im Viereck springen: „Frauen lesen Comics über den Migrationshintergrund ihrer Vagina, aber ganz sicher nicht über uns“, erklärt da der Totenkopf Krümel seinem Hasen-Kumpel Stups, nach dem dieser ihm bei der Ansprache des Publikums mangelnde Sensibilität in Sachen Gleichberechtigung vorgehalten hat.

Sage also niemand, er sei von diesem faustischen Vorspiel nicht gewarnt worden, welche Art von Theater zu erwarten ist in Fils „Stups & Krümel Mega Sammelband“ (Reprodukt, 10 €). Auf knapp 300 notizbuchkleinen Seiten finden sich schwarz-weiße Kritzelstrips und Cartoons, die zum Teil unveröffentlicht oder bereits vor 30 Jahren entstanden sind.

[Ein längeres Interview mit Fil über Comics, Didi und Stulle und seine autobiografischen Romane gibt es hier.]

Vieles, was der Berliner Komiker und langjährige Zeichner der „Didi & Stulle“-Comics abliefert, ist hart an der Grenze des guten Geschmacks oder deutlich jenseits. Allerdings offenbart sich hinter der auf den ersten Blick infantil und provozierend anmutenden Nummernrevue dann doch immer ein doppelter Boden.

Das Titelbild des besprochenen Bandes.
Das Titelbild des besprochenen Bandes.

© Reprodukt

Kein Pipi- oder Spermawitz hier ist Selbstzweck, sondern bitterböse Satire auf die Sexismen, Rassismen und Verheerungen in unserer Kultur – vom Superheldenfilm über Castingshows bis zur Manga-Seifenoper. Depressionen, Versagensängste und gestörte Eigenwahrnehmungen, wohin man schaut. Das ist erschütternd, aber auch zum Quieken komisch. Eine moderne Tragödie.

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