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Das moderne Team der Eternals formiert sich: Coverzeichnung von John Romita Jr.

© Marvel Comics/ Panini

Gottgleiche Gigahelden: Wie die Eternals in die Comic-Welt kamen

Superhelden retten die Welt nicht erst seit der Moderne – die „Eternals“ beschützen die Erde seit Urzeiten. Eine Zeitreise, passend zum Filmdebüt.

Am Anfang war das ... nichts? Nicht ganz, so zumindest im Marvel-Comic-Universum. Hier existieren nicht einfach nur Urknall, Sternenstaub und Evolutionstheorie – sondern auch allerhand Ergänzungen zur Entstehung des Lebens, aus denen sich auch die Existenz übernatürlicher Heldenwesen ableitet.

Wissenschaft für sich: Das Cover von „Marvel – Mythen und Legenden“, auf dem oben rechts auch einige Celestials vertreten sind.
Wissenschaft für sich: Das Cover von „Marvel – Mythen und Legenden“, auf dem oben rechts auch einige Celestials vertreten sind.

© Illustration: Tom Whalen / Dorling Kindersley

Der Zeitstrahl der Marvel-Chronologie ist allerdings nicht ganz übersichtlich: Auf ihm verortet man weit vorne, vor Milliarden von Jahren, die von der allerersten lebenden Entität namens „First Firmament“ geschaffenen Celestials. Diese kosmischen Weltraumgötter, deren Erscheinungsbild an Riesenroboter erinnert, kreierten wiederum die sogenannten Eternals – mächtige humanoide und nahezu unsterbliche Superwesen, die auch das Schicksal der Menschheit mehrfach lenkten.

Wer mehr über die Entstehungsgeschichte des Marvel-Universums erfahren möchte, dem sei das Buch „Marvel – Mythen und Legenden“ (DK-Verlag, 216 S., 19,95 €) ans Herz gelegt. Autor James Hill schildert darin sehr belesen und mit viel Bildmaterial die Hintergründe eines Comic-Kosmos ab dem Anbeginn der Zeit.

Hier wird etwa dargestellt, dass ein infizierter Celestial auf der noch jungen Erde verendete. Die kosmischen Essenzen und Elemente seines verwesenden gigantischen Körpers sickerten ins Erdinnere und reicherten die Ur-Biosphäre somit zu einer magisch-nahrhaften Kraftquelle an, auf die schließlich auch die Herkunft moderner Superhelden zurückzuführen ist.

Rettung der Erde in der Urzeit

Als dann vor einer Million Jahre ein weiterer Celestial die Erde erreichte und dort Amok lief, formierte sich um Thors Vater Odin eine Gruppe von ersten Superhelden, die als Urzeit-Avengers den Weltraum-Giganten bezwangen.

Odin Borson mit seinem Uru-Hammer Mjölnir (Mitte) führt die Urzeit-Avengers im Kampf gegen den Celestial Zgreb an.
Odin Borson mit seinem Uru-Hammer Mjölnir (Mitte) führt die Urzeit-Avengers im Kampf gegen den Celestial Zgreb an.

© Illustration: Mike Deodato Jr. aus „Marvel Legacy 1“, Marvel Comics/Panini

Kurz danach reiste ein Heer von zehn weiteren Celestials auf die Erde, um dort Genexperimente an Frühmenschen vorzunehmen, aus denen auch die engelartigen Eternals und die bestialischen Deviants hervorgingen. Um 18.000 vor und um 1000 nach Christus besuchten die Celestials die Erde erneut, um die Weiterentwicklung der von ihnen erschaffenen irdischen Spezies zu bewerten.

Moderne Legenden

Am Ende des 20. Jahrhunderts wollten die Celestials bei ihrer vierten Visite schließlich darüber richten, ob ihre Experimente erfolgreich waren und ob das Leben auf der Erde fortbestehen durfte. Nur das Eingreifen der Eternals schützte letztlich die gesamte Menschheit.

Diese Rettungsaktion schildert der „King of Comics“ Jack Kirby: Der New Yorker Zeichner, der in den 1960er-Jahren viele der bekanntesten Marvel-Superhelden miterfand und zeichnerisch prägte, kreierte nach einer fünfjährigen Arbeitsphase beim Comic-Konkurrenten DC 1976 die Eternals für eine gleichnamige Heftserie bei Marvel.

Comicdebüt: In ihrer gleichnamigen Comic-Reihe traten die Eternals ab 1976 auf.
Comicdebüt: In ihrer gleichnamigen Comic-Reihe traten die Eternals ab 1976 auf.

© Illustration: Jack Kirby / Marvel Comics

Die Reihe brachte es auf 19 Ausgaben, doch obwohl Kirby – berühmt für seine imposanten Zeichnungen von fremdweltlichen Fantasiewesen, magischen Maschinen und transzendenten Traumwelten – als Autor und Zeichner der Serie fungierte, reichten die Eternals nicht an die Popularität anderer Helden aus dem Marvel-Verlag heran. Über mehrere Jahrzehnte wurden die Figuren von der breiten Öffentlichkeit kaum wahrgenommen.

Revival im Comic

30 Jahre später dann erfolgte eine neue Inszenierung der Eternals, als sich der britische Autorenstar Neil Gaiman („Sandman“, „Marvel 1602“, „American Gods“) und der routinierte Zeichner John Romita Jr. („The Amazing Spider-Man“, „Avengers vs X-Men“, „Kick-Ass“) der Helden annahmen.

Ihre Geschichte von 2006 und 2007, die bei Panini im Sammelband „Alte Götter“ (228 S., 24 €) erneut abgedruckt ist, spielt zur Zeit des „Civil War“ der Superhelden – weswegen hier auch klassische Marvel-Helden wie Tony Stark alias Iron Man, Reed Richards von den Fantastic Four und Avengers wie The Wasp und Yellowjacket auftreten.

Die siebenteilige Story eignet sich gut für Leser, die mehr über die Eternals erfahren möchten: Die Teammitglieder Ikaris, Makkari, Sersi, Thena, Druig, Zuras und Ajak erinnern sich nach und nach an ihre wahren Identitäten, nachdem ihr Gedächtnis über lange Zeit manipuliert worden war.

Die Autoren erhalten durchdacht die Spannung der Storyline, indem sie die Haupthandlung mit wechselnden Protagonisten aus der Gegenwart um interessante Rückblenden auf Eternals-Heldentaten aus der Frühzeit ergänzen.

Die „Eternals“ sind der 26. Film des Marvel Cinematic Universe (MCU).
Die „Eternals“ sind der 26. Film des Marvel Cinematic Universe (MCU).

© Marvel Studios

Dabei gelingt es Gaimans Plot mit lebensnahen Dialogen und Romita Jrs. Zeichnungen von teils panelrahmensprengender, kirbyesker Weltraummagie, das Lesepublikum bis zur letzten Seite zu faszinieren.

Fans der Comics aus den 1970er-Jahren können sich zudem freuen, wenn sie die versteckte Polarheimat der Helden wiedersehen oder miterleben, wie sich mehrere Eternals zum „Uni-Mind“ verschmelzen – einem kollektiven Psi-Bewusstsein, mit dem sie einem im Golden Gate Park erwachten Celestial entgegentreten.

Sprung auf die große Leinwand

Fernab von den Printmedien wird ein größeres Publikum die Eternals, Celestials und Deviants zudem ab dem heutigen Tag kennenlernen. Denn gerade ist in den Kinos mit „The Eternals“ der 26. Film des Marvel Cinematic Universe angelaufen, in dem auch Hollywoodgrößen wie Angelina Jolie, Salma Hayek und Richard Madden als Eternals auftreten.

Der Trailer zum Film deutet darauf hin, dass man erfährt, warum die Eternals erst jetzt – nach den Ereignissen aus „Avengers: Endgame“ – in Erscheinung treten. Ähnlich wie im Comic darf man auf einen interessanten Erklärungsansatz zur Eingliederung der Helden in den bestehenden Geschichten-Kanon gespannt sein.

Leonard Hillmann

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