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Der Tod ist nur der Anfang: Eine Szene aus dem Buch.

© Illustration: Pestemer

Graphic Novel: Ein rauschendes Fest im Jenseits

Felix Pestemer erweckt in der zeichnerisch beeindruckenden Erzählung „Der Staub der Ahnen“ die Toten zum Leben.

Der kleine Benito Roja ist bei einem Unfall gestorben. Der Museumswächter Ramirez, ein Freund der Familie, schreibt der Mutter einen tröstenden Brief. Selbst nicht mehr der Jüngste, kennt er fast nur noch die Toten der Familie. So erzählt er in seinem Brief vor allem ihre Geschichten. So lange sich jemand an die Toten erinnert, sind sie nicht wirklich tot, glaubt er.

Und so sitzen die verstorbenen Familienmitglieder, während der Museumswächter ihre Lebensgeschichten erzählt, im Jenseits beisammen und feiern ein rauschendes Fest. Wenn sie nicht gerade Wäsche waschen müssen.

Dabei zeigt sich, dass die Erinnerung der Lebenden ein fragiles Ding ist. Felix Pestemer nutzt raffiniert die Möglichkeiten des Mediums, indem er dem Leser in den Bildern zeigt, was den Verstorbenen damals wirklich zugestoßen ist, während er parallel Ramirez erzählen lässt, wie man sich heute an das Geschehen erinnert.

Je weiter das Ereignis in der Vergangenheit liegt, umso größer wird die Diskrepanz zwischen Erzähltem und Dargestelltem. Aus einem stolzen Revolutionshelden wird da schnell mal ein ungeschickter und nicht besonders intelligenter Lastenträger. Das ungeklärte Verschwinden eines kleinen Mädchens, entpuppt sich als dunkles Familiengeheimnis. Aber davon ahnt der Museumswächter nichts.

Eingebettet in die Feierlichkeiten zum mexikanischen “Tag der Toten“ entblättert sich nach und nach die Familiengeschichte (bzw. die Sterbegeschichte) der Familie Roja. Fünf Jahre (mit Unterbrechungen) hat Felix Pestemer an seinem Opus Magnum gearbeitet und dafür mehrere Monate in Mexiko recherchiert und skizziert.

Opulent: Das kunstvoll gezeichnete Buch, hier das Cover, ist im Großformatig auch hochwertigem Papier gedruckt.
Opulent: Das kunstvoll gezeichnete Buch, hier das Cover, ist im Großformatig auch hochwertigem Papier gedruckt.

© Avant

Wenn auch manche seiner Figuren etwas hüftsteif über den Friedhof tanzen, hat er ein zeichnerisch aufwändiges und beeindruckendes Werk geschaffen, welches vom Tod und vor allem von der Erinnerung an die Verstorbenen erzählt. Und schafft es durch die mexikanische Sichtweise, das Thema nicht in die Schwermut abgleiten zu lassen.

Felix Pestemer: Der Staub der Ahnen, Avant, 88 Seiten, 24,95 Euro. Ein ausführliches Interview mit dem Autor lesen Sie hier. Zu Pestemers Website geht es hier. Eine Leseprobe steht hier. Und zu seinem Verlag geht es hier.

Andreas Hartung

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