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Exportschlager: Der Nachwuchsspieler Slimane begeistert seine französischen Förderer.

© Edition 52

Graphic Novel: Europäischer Alptraum

Der Franzose Baru, ein Meister des sozialrealistischen Comics, erzählt in „Hau die Bässe rein, Bruno!“ die packende Geschichte eines afrikanischen Jugendlichen, der auf ein besseres Leben hofft.

Die seltsam betitelte Geschichte beginnt in einem namenlos bleibenden afrikanischen Land; tatsächlich erkennt man das malische Dogonland, beliebtes Reiseziel französischer Touristen, von dessen Besuch derzeit allerdings wegen Entführungsgefahr durch einen Al-Qaida-Ableger abgeraten wird.

Es ist zunächst die Geschichte einer Hoffnung, die viele afrikanische Jugendliche und junge Männer umtreibt: es in Europa als Fußballer zu schaffen. Osman Traoré, dem dies in Frankreich gelungen ist, beobachtet den talentierten Slimane und fordert ihn auf, irgendwie dorthin zu kommen, dann könne er ihm helfen.

Nun springt die Geschichte, die der in Deutschland vor allem durch „Autoroute du Soleil“ bekannt gewordene französische Comicautor Baru (eigentlich Hervé Baruléa, ehemaliger Sportlehrer und 2010 Gewinner des Großen Preises der Stadt Angoulême) in starken Farben, mit seinen typischen, gut wiedererkennbaren Charakterköpfen und klaren Bildanordnungen erzählt, und zwar genauso wie sie es wohl auch im richtigen Leben täte: Ähnlich wie die junge Ukrainerin in dem bemerkenswerten österreichischen Film „Import Export“ wird Slimane zunächst zu einem Nebenakteur einer Realität im deindustrialisierten Lothringen zwischen Billiglohnarbeit und Kriminalität, die verschiedener nicht sein könnte von seinem Traum vom Westen.

Jetzt geht die Dynamik der Geschichte vom gerade aus dem Gefängnis entlassenen „Zizou“ aus, so der Spitzname des zweiten Protagonisten, eine Anspielung auf die Fußballlegende Zinedine Zidane und damit auch auf die Kolonialgeschichte Frankreichs, der noch weitere Seitenhiebe Barus gelten. Auch Fußball spielt im weiteren Verlauf der konventionell, aber flüssig und flott erzählten Geschichte wieder eine Rolle.

Wie Slimane es gegen einige Widrigkeiten schafft, wieder zum Subjekt seines eigenen Lebens zu werden, bleibt stets spannend. Am Ende ist er zurück in Mali, womit Baru – ein politisch äußerst wacher Autor – so nebenbei auch aufzeigt, dass dieses Land weniger unter dem Phänomen des „Brain Drain“ leidet als andere Entwicklungsländer.

Baru: Hau die Bässe rein, Bruno!, Edition 52, 124 Seiten, 22 Euro

Unser Gastautor, der Afrika-Kenner Dr. Thomas Greven, ist Senior Research Fellow am Institut für Internationale Politik, Berlin, und Privatdozent am John-F.-Kennedy-Institut der FU Berlin. Mehr Texte von ihm zu politischen und sozialen Themen im Comic finden sich unter diesem Link.

Thomas Greven

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