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© Illustration: Baru

Graphic Novel: Wege der Wut

Meister der Milieustudie: In der Erzählung „Elende Helden“ nimmt sich Altmeister Baru erneut der Dramen am Rande der Gesellschaft an – sensibel und schonungslos.

Das Leben meint es nicht gut mit ihnen. Die Biografien der Figuren des großen Comicerzählers Baru sind so zerfurcht wie ihre mit scharfem Strich aufs Papier geworfenen Gesichter.

Das Leben als Kampf, den man höchstens vorübergehend gewinnt – davon hat Baru, Jahrgang 1947, in modernen Klassikern wie dem kürzlich neu aufgelegten Epos „Autoroute de Soleil“ oder seinen tragischen Boxergeschichten schon manches Mal erzählt.

Nun hat sich der Meister der psychologischen Milieustudie mit dem Autor Pierre Pelot zusammengetan. Ihre jetzt auf Deutsch erschienene Erzählung „Elende Helden“ fasst die düstere Weltsicht der beiden Franzosen in einer dynamisch gezeichneten, wunderschön getuschten und doch abgrundtief traurigen Geschichte zusammen.

Sie dreht sich um eine tragische Nacht, in der ein Kind verschwindet, ein paranoider Außenseiter den größten Fehler seines Lebens macht und ein traumatisiertes früheres Heimkind von seinen Rachegefühlen überwältigt wird.

Im Laufe der Nacht und des folgenden Tages überschlagen sich die Ereignisse, die latenten Spannungen zwischen den Bewohnern einer Kleinstadt entladen sich explosionsartig. Am Ende bleibt, ganz wörtlich, kein Stein auf dem anderen.

Die Bilder sind düster, die Sprache ist vulgär und direkt, der Umgang der Menschen miteinander roh und rücksichtslos – und doch schafft es Baru, das Ganze mit einer Zärtlichkeit und der ihm eigenen Sensibilität für die Randfiguren der Gesellschaft aufs Papier zu bringen, die ihresgleichen sucht.

Baru/Pierre Pelot: Elende Helden, 80 Seiten, 18 Euro, Edition 52. Barus frühere Werke sind bei Edition 52 und Carlsen erschienen.

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