zum Hauptinhalt
Pflaster statt Strand: Eine Seite aus "Geschichten aus dem Viertel".

© Avant

Internationales Literaturfestival Berlin: Milieu statt Malle

In „Geschichten aus dem Viertel“ erzählt der spanische Comic-Autor Gabi Beltrán von seiner Jugend in den 80er Jahren im Rotlicht- und Problemviertel von Palma de Mallorca. Zum internationalen Literaturfestival ilb kommt er an diesem Wochenende nach Berlin.

Gabi Beltrán, Jahrgang 1966, wuchs in einem Palma auf, das weit davon entfernt ist, es in die Reisekataloge zu schaffen: Diebstahl, Drogen, Prostituierte, Prügeleien, Schießereien – das prägte die Jugend Beltráns und seiner Freunde im Rotlichtviertel. Doch obwohl sie das Leben früh von seiner rauen Seite kennenlernten, waren sie doch irgendwo auch Jugendliche wie alle anderen, die Zeitungen verkauften, gern schwimmen gingen, am Automaten spielten und vor dem ersten Mal nervös waren. Dieser Widerspruch zum brutalen Milieu, in dessen Nachbarschaft sie groß wurden, prägte Beltrán ebenso wie seine Geschichten.

Auf den Spuren von Charles Bukowski

Doch selbst in seiner problematischen Jugend interessierte sich Beltrán schon für das Schreiben und Zeichnen. „Ich begann äußerst früh damit“, erzählt der Spanier im Interview. „Es war ein Weg, mich von meinem Umfeld zu isolieren und mich selbst dabei auf differenzierte Weise zu betrachten.“ Den Künstler in ihm versorgten seine Erfahrungen zudem mit Ideen für autobiografische Betrachtungen seiner Jugend. „In späteren Jahren sah ich, dass mein Leben gutes Ausgangsmaterial abgeben würde, um als Autor damit zu arbeiten“, so Beltrán. „In diesem Sinne folgte ich Schriftstellern wie Raymond Carver oder Charles Bukowski, wenngleich ich nicht weiß, ob mit dem selben Glück.“

Allerdings verzichtete Beltrán, dessen Arbeiten als Zeichner in diversen spanischen und internationalen Magazinen abgedruckt wurden, bei der Aufarbeitung seiner Kindheit zunächst auf Bilder. Erst Zeichner Bartolomé Seguí war es, der Beltrán dazu brachte, seine Prosa-Erzählungen in Comic-Scripts umzuwandeln, die Seguí schließlich zeichnen konnte.

Der zweite Band soll 2014 fertig sein

Heraus kam dabei „Geschichten aus dem Viertel“, ein bemerkenswerter Band mit starken, lose zusammenhängenden Kurzgeschichten, die eine völlig andere Seite der liebsten Urlaubsinsel der Deutschen zeigen – kleine, aber am Ende doch große Momentaufnahmen einer ambivalenten, alles andere als einfachen Jugend.

Der Autor als junger Mann und seine Gang: Das Buchcover.
Der Autor als junger Mann und seine Gang: Das Buchcover.

© Avant

In Rahmen des internationalen Literaturfestivals kommt Gabi Beltrán nun nach Berlin. Er nimmt an der Veranstaltung „Comics und die harte Realität des Alltags“ Teil und spricht überdies in einer nichtöffentlichen Veranstaltung mit Jugendlichen in der Jugendstrafanstalt Berlin.

Anschließend will er sich weiteren Geschichten aus dem Viertel widmen. „Zur Zeit arbeiten wir am zweiten Teil“, verrät Beltrán, „der hoffentlich Anfang des nächsten Jahres fertiggestellt sein wird.“

Gabi Beltrán nimmt im Rahmen des ilb am 8. 9. ab 14.45 an der von Tagesspiegel-Redakteur Lars von Törne moderierten Veranstaltung „Graphic Novel Day: Comics und die harte Realität des Alltags“ teil, das Gespräch findet auf Englisch statt. Haus der Berliner Festspiele, Oberes Foyer. Eintritt: 8 Euro. Mehr zu den einzelnen Veranstaltungen unter diesem Link.

Der Blog unseres Autors Christian Endres findet sich hier: www.christianendres.de.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false