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© Illustration: Barks/Egmont Ehapa

Interview: "Micky Maus schnarcht mich an"

Hella von Sinnen liebt Comics, hat kürzlich ein Buch mit ihren liebsten Donald-Duck-Episoden veröffentlicht – und greift selbst hin und wieder zum Zeichenstift, wie die Fernsehunterhalterin im Tagesspiegel-Kurzinterview erzählt.

Tagesspiegel: Frau von Sinnen, Sie sind ein großer Comicfan. Haben Sie eigentlich selbst jemals welche gezeichnet?

Hella von Sinnen: Ja, ich habe mal für eine Frauenzeitschrift, die „Kobra“ in Köln, Comics gezeichnet, und einen sogar mal für die „Emma“. Das ist aber schon zwölf oder 15 Jahre her. In dem Büchlein mit meinen liebsten Donald-Duck-Geschichten, das ich kürzlich herausgegeben habe, habe ich zwei Kritzeleien gemacht, darunter ein Selbstporträt. Aber richtige Comicgeschichten habe ich nie gezeichnet, immer nur Einseiter.

Wieso nicht mehr?

Ich sag’s Ihnen, wie es ist: Ich wäre auch gerne Sängerin, aber jedes Mal wenn ich eine Barbra-Streisand-CD höre, denke ich mir: Lass das mal lieber andere machen.

Ich habe jetzt gerade das neue Buch von Ralf König gelesen, „Archetyp“, das ist einfach super. Auch „Prototyp“ war schon genial. Ich habe eine aufrichtige Bewunderung für Comiczeichner und für die Genialität, die es braucht, um eine ganze Geschichte zu entwickeln, dass ich mir da nichts anmaßen will. Und es fehlt mir leider auch das Know-How für Perspektive.

Sie sind bekanntermaßen großer Donald-Duck-Fan seit Kindertagen, es heißt, Sie haben bis heute das Micky-Maus-Magazin abonniert...

Stimmt. As Kind hatte ich das allerdings noch nicht regelmäßig, das war zu teuer. Aber wenn ich mit Grippe im Bett lag, brachten mir meine Eltern vom Kiosk ein Donald-Duck-Heft mit. Ich glaube, dass ich das als sekundären Krankheitsgewinn eingespeichert habe, denn es macht mich heute noch glücklich, die alten Geschichten zu lesen

Was machen Sie denn mit all den Gimmicks, die heute jede Woche dem Magazin beiliegen?

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Immer auf Sendung. Hella von Sinnen in ihrem Donald-Anzug.

© Lars von Törne

Die kann man wunderbar als Geschenke für Freunde gebrauchen. Zum Beispiel ist ein sehr guter Freund von uns in Köln Geschäftsführer bei Bulgari. Als die Filiale am Wallrafplatz eröffnet wurde, war in der Micky Maus ein Gimmick mit Bezug auf eine Detektivgeschichte, nämlich die Utensilien, um einen Tatort abzustecken, das gelbe Band und die Kreide, um einen Strich um die Leiche zu ziehen und so weiter. Das war perfekt für unseren Freund als Geschenk: „Schatz, wenn Du zum fünften Mal überfallen wirst, kannst Du direkt den Tatort absperren.“ Also: Die Gimmicks kann man immer sehr gut gebrauchen.

Sie schwärmen sehr für Donald Duck, aber mit der Micky Maus sind Sie offenbar nie warm geworden, sie haben die Figur mal als langweiligen Klugscheißer bezeichnet.

Ja, das lässt sich ja auch historisch erklären. Am Anfang, bei Filmen wie „Steamboat Willie“, war die Maus noch ein sehr temperamentvoller Charakter. Dann musste Disney durch den Zweiten Weltkrieg die Figur konformer machen – und dann rückte mit Donald eine neue Figur in den Vordergrund, die wieder etwas anarchistischer und ungestümer ist. Das ist der Micky Maus nicht gut bekommen. Trotzdem mag ich sie irgendwie als Kultfigur, wie Marilyn oder wie Elvis. Aber die Geschichten mit Micky, gerade die mit Kommissar Hunter, die schnarchen mich an.

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© H.Willmann

Von den Frauenfiguren in Barks’ Comicuniversum ist Ihnen Gundel Gaukeley die Liebste, wie sie in Ihrem Buch schreiben, aber eher wegen Ihrer Vorliebe für Hexen. Hatten Sie jemals eine romantis

che Empfindung für eine Comicfigur?

Catwoman war gut, Wonder Woman fand ich auch nicht schlecht, weil sie ja auch die schwarzen Haare hatte, die mich sehr ansprachen. Supergirl war jetzt nicht so meins. Ich wollte aber als Kind eher ein Junge sein, da habe ich mich mehr an Batman und Superman ergötzt.

Hella von Sinnen (Kommentare) und Carl Barks (Zeichnungen): Liebe, Lust und Leidenschaft. Die Ducks von Sinnen. Ehapa-Comic-Collection, 362 Seiten, 39,95 Euro, mehr unter diesem LinkInterview: lvt

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