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Straßenkids. Eine Seite aus "Asphalt Tribe".

© Illustration: Stefani Kampmann

Jugendcomic: Asphalt Tribe: Kinder der Straße

Jeder kennt "Die Welle" von Todd Strasser alias Morton Rhue. Auch diesen Roman über das Nazi-Experiment eines Lehrers hat Stefani Kampmann grafisch umgesetzt. In "Asphalt Tribe" nun versucht sie sich an den weniger bekannten Geschichten rund um eine Gruppe von zu Hause weggelaufener Kinder und Jugendlicher im New York der Zero-Tolerance-Politik von Rudy Giuliani.

Dies gelingt ihr mit einer expressiven, schwarz-weißen Mischung von realistischen Hintergründen und Personenzeichnungen sowie Panelanordnungen, die an Manga-Ästhetik erinnern. Wunderbar ist gleich das eröffnende ganzseitige Bild, in welchem die Freiheitsstatue einen skeptischen Seitenblick auf das schräg hinter ihr liegende Manhattan zu werfen scheint.

Dies ist gut begründet, denn  das Leben ist hart für die Gruppe rund um die Protagonistin Maybe, die sich in den Straßen des East Village durchschlägt, zwischen Kleinkriminalität, Drogen und Prostitution. Nur allzu selten begegnen die Kids jemandem, der es gut mit ihnen meint - und die Sache geht auch nicht für alle gut aus.

Während ein Film bei einer solchen Anordnung leicht zur Rührseligkeit neigt, oft genug gewollt, kann der Leser einer Graphic Novel eher auf Distanz bleiben, weil er sowohl Wahrnehmungstempo als auch Blickwinkel selbst bestimmt. Dies ist ein vielleicht zu wenig diskutierter Aspekt der spezifischen Ästhetik von Comics.

Stefani Kampmann: "Asphalt Tribe". Ravensburger Buchverlag 2011, 155 Seiten, 16,95 Euro.

Unser Gastautor Dr. Thomas Greven ist Senior Research Fellow am Institut für Internationale Politik, Berlin, und Privatdozent am John-F.-Kennedy-Institut der FU Berlin. Mehr Texte von ihm finden sich unter diesem Link.

Thomas Greven

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