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Einige der Top-Titel der Tagesspiegel-Leser:innen.

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Update

Leserumfrage: Die besten Comics 2021 – was Fans empfehlen

Wie jedes Jahr fragte die Tagesspiegel-Comicredaktion auch 2021: Welches waren die besten Comics des Jahres? Hier die Antworten unser Leserinnen und Leser. 

Das Jahr neigt sich dem Ende zu - neben der Kür der besten Comics des Jahres 2021 durch eine Fachjury haben wir auch diesmal wieder unsere Leserinnen und Leser gefragt: Welches waren für Sie die besten Comics des vergangenen Jahres? Und warum? Die damit verbundene Buchverlosung ist beendet, die Gewinnerinnen und Gewinner werden per Post benachrichtigt.

Hier gibt es eine aktualisierte Auswahl von Lesetipps:

Meine 5 Comics des Jahres 2021:
„The Artist – Ode an die Feder“. Nach zwei erfolgreichen Vorgängerbänden verblüfft Anna Haifisch mit einer völlig neuen Aufmachung des „Artist“. Aufstieg und Fall eines Künstlers in Form einer Oper. Sie wolle mal „den Blickwinkel wechseln“. Es ist ihr bestens gelungen!
„Requiem“ von Albert Mitringer. Die Fantasyreise eines gefallenen Ritters auf der Suche nach einer letzten Ruhestätte. Alles an diesem Band ist unkonventionell – die Geschichte, die Figuren, der Zeichenstil, das Lettering. Absolut lesenswert.
„Dragman“ von Steven Appleby. Der erste Transgender-Superheld. Und die erste umfassende Graphic Novel des Künstlers, dessen krakelige Zeichnungen schon seit fast vier Jahrzehnten in Cartoons und Comic Strips erscheinen.
„Nachtgestalten“.– Zwei Freunde lassen sich auf der Flucht vor der Sperrstunde durch das nächtliche Prag treiben und philosophieren dabei über die Tragik des Lebens. Unschwer mag man in den beiden Protagonisten des Bandes Zeichner Nicolas Mahler und Autor Jaroslav Rudiš erkennen.
„Über Leben“ von Maki Shimizu. Maki Maus und Kater Adagio erleben den (Künstler)Alltag in Berlin. Der fast kindliche Zeichenstil mag Geschmackssache sein, der 400 Seiten starke Band ist eine großartige Sozialstudie über das Leben und das Überleben in der Großstadt.
Michael Schell

Mein bester Comic des Jahres 2021 war „Der Killer - Secret Agenda: 2. Direttissima“. Es überzeugte mit einer spannenden Handlung und tiefgründigen Reflexionen des Protagonisten. Die Zeichnungen sind durch den besonderen Einsatz von Licht und Schatten ein Genuss. Eine uneingeschränkte Empfehlung!
Laura Löffler

Munuera, „Die Campbells. 4. Das Gold von San Brandamo“: Tolle Fortsetzung der Serie. Leider fiel der abschließende fünfte Teil etwas ab.
Verron/Yves Sente, „Mademoiselle J.“: Hatte ich eher zufällig entdeckt. Endlich eine Frau als Heldin im Spirou-Universum. Figur mit viel Potential
Durieux, „Pacific Palace“. Auf dem Cover war mir eigentlich zu viel Blau. Aber: Tolle Liebesgeschichte. Muss man mit der Figur Spirou erstmal schaffen
Trondheim, „Ein bisschen Liebe (Die neuen Abenteuer von Herrn Hase)“. Diese Figur muss man einfach sympathisch finden, und Trondheim schafft es tatsächlich, das Niveau der frühen Bände zu halten
Gabus, „Der Hafen der Geheimnisse“. Nach der ersten Seiten wollte ich sofort nach New Cherbourg reisen (naja Corona)
Andreas Meier

Da ich nicht mehr der Jüngste bin, war ich besonders angetan von dem neuen Asterix & Obelix „Asterix und der Greif“. Wie man über so lange Zeit mit kleinen ups and downs das Niveau halten kann - toll!
Andreas Heske

Meine Comics des Jahres:
Das Beste aus der Kategorie Memoiren und insgesamt der beste Comic des Jahres für mich ist „Ginseng Roots“ von Craig Thompson. Die Verarbeitung der Kindheitserinnerungen an den Anbau der Wurzeln ist sehr interessant, grafisch ganz weit vorne und schonungslos ehrlich (insbesondere die Rezeption von Thompsons „Blankets“ in seiner Familie ist sehr spannend zu lesen).
Weitere Favoriten sind ansonsten in der Kategorie Fantasy „Aldobrando“ von Gipi und Luigi Critone. Diese Coming-of-Age-Geschichte eingebettet in Mittelalter-Fantasy ist spannend, hat einen liebenswerten Protagonisten und ein schönes Artwork.
Der beste Krimi ist für mich „Blacksad. Wenn alles fällt“ (Teil 1). Nachdem man so lange auf Neues von Diaz Canales und Juanjo Guarnido warten musste, ist diese Geschichte um mafiöse Strukturen in der Bau-Branche und den Gewerkschaften auf gewohnt hohem Niveau und tierisch gut besetzt.
Andreas Löwer

Meine Comicbestenliste 2021:
„Gejagt, die Flucht der Angela Davis“. Eine historische Figur im Kampf gegen den Rassismus wurde hier mit tollen Panels in stilvollen Farben vorgestellt und skizziert. Wichtiges Thema, gut zu lesen und eine packende Geschichte einer bemerkenswerten Persönlichkeit.
Es ist das Jahr von Lucky Luke und zwei Hommagewerke haben es definitiv verdient erwähnt zu werden:
„Zarter Schmelz“ von Ralf König und „Wanted“ von Bonhomme. Ralf König hat hier seinen ureigenen Stil in eine Westernwelt getragen und sie richtig aufgemischt. Lustig, schräg und schön erzählt. Ich habe es sehr gemocht. Bonhomme hatte schon eine Hommage veröffentlicht, entsprechend hoch war die Erwartungshaltung. Er konnte sie einlösen. Modern, mit Frauen die was können und nicht nur visuelles Beiwerk sind, wunderbare Zeichnungen und Farben in die es sich einzutauchen lohnt. Das sind beides schon bemerkenswerte Lucky-Luke-Hommagen von Fans für Fans.
„Bad Mother“ von Christa Faust und Mike Deodato Jr., AWA Studios. Sehr gelungener Krimi und eine großartige Panelkomposition. Sie beeinflussen den Leserhythmus maßgeblich. Passiert viel, erscheinen sie im Staccato und es kommen am Seitenrand noch welche hinzu, ist mehr Luft, wird es übersichtlicher. Eine Frau, die ihre plötzlich verschwundene Teenagertochter vermisst, sucht sie und wird immer gnadenloser und auch ausgebuffter bei ihrer Suche. Sehr packend erzählt, eine intensive Geschichte. Bisher nur auf Englisch erschienen.
„Undiscovered Country“. Eine noch laufende Serie. Es wird das große Kino ausgepackt, alles überdimensioniert und es geht immer um alles: die ganze Welt, vor allem USA, ein eingemauertes Amerika ist nun ein unbekannter Fleck auf der Landkarte, Pandemie und das Überleben und viele mysteriöse und schwer vorstellbare Situation und Ereignisse. Entsprechend bunt und teils voll sind die Zeichnungen. Es musste viel reingepackt werden. Immer was los.
„Karmela Krimm“. Trondheim! Was der alles kann. Total anders im Vergleich zu seinen bekannten Titeln. Gelungener zeitgemäßer Krimi mit starker Protagonistin. Migrationshintergründe bekommene eine Bühne.
„Bis zum bitteren Ende“ von Félix und Gastine. Ein seeehr gelungener Western. Ausdrucksstarke Zeichnungen, die einen richtig in die Szenerie eintauchen und die jede Wetterlage fühlen ließen. Eine mitreißende Geschichte mit viel Härte und einer starken weiblichen Besetzung unter den Hauptrollen. Wieder ein Beispiel, dass das Genre Western immer noch zulegen kann.
„Gideon Falls“. Als Serie konnte sie sich auch in dieses Jahr hineinschummeln und belegt in meiner persönlichen Lieblingsauswahl wieder vordere Plätze. Dieses Jahr kam das Finale, und es war wie insgesamt eine überragende Horrorgeschichte mit phänomenalen Anomalitäten. Die Zeichnungen transportierten mit verschiedensten Perspektivbrüchen den ganzen Wahnsinn dieses Horrorritts. Ich würde es unter Meisterwerk einstufen.
„Gun Crazy“ 1. Nachdem ich es ausgelesen hatte und die Buchdeckel zuschlug, kam dieses Gefühl von „was war das denn?!“ auf. Nicht zu fassen. Total bekloppt, schräg, bunt, hart, gnadenlos, kaputte Gestalten, punktuell abartige Szenen, monströser, blutiger Roadmovie und eine Hommage an die 70/80er Jahre Filmwelt, dargestellt mit sehr cineastischen Blickwinkeln sowie auch ein Liebesbekenntnis an die Schwermetall-Comicjahre der 70/80er Jahre. Die Ästhetik und der Variantenreichtum von Form, Farbe und Panelaufteilung hinterließen mit dieser ziemlich fertigen Geschichte ein echtes Leseerlebnis.
„Shooting Ramirez, 2. Akt“. DAS ist mein Band des Jahres. Auch hier Kinoperspektiven, ja geradezu Anleitungen für eine Kameraführung, strahlende Farben, die das „heiße“ Geschehen transportierten und eine Wucht entwickelten. Humor neben Gnadenlosigkeit. Alles drin, tolle Action, Ganovenweisheiten und rasante Situationen. Man muss es gelesen haben, um zu wissen was diesen Band ausmacht. Sehr stilvoll.
„Friday, Book One, The First Day of Christmas“ von Ed Brubaker, Muntsa Vicente und Marcos Martín. Eine Geschichte, die perfekt in die Weihnachtszeit passt. Wenn Weggezogene zurück in die Heimat zur Familie reisen für die Festtage, kommen gemischte Gefühle auf. Vergangenheiten, die einholen können und on top ganz eventuell und vielleicht auch sehr spannende und lebensbedrohliche Begegnungen eingebettet in puderweiche Atmosphäre, geschaffen durch nahbare Zeichnungen und warme Kolorierung. Man möchte es geradezu am Kaminfeuer lesen. Aber weich ist hier nichts! Ein Detektivspiel beginnt. Ich habe es sehr gemocht.
Marc Schmidt

Einige der in den vergangenen Tagen genannten Favoriten der Tagesspiegel-Leser:innen.
Einige der in den vergangenen Tagen genannten Favoriten der Tagesspiegel-Leser:innen.

© Reprodukt, avant, Carlsen, Schreiber & Leser, Splitter, Egmont, Edition Moderne

Meine drei besten Comics des Jahres 2021 sind:
„Parallel“ von Matthias Lehmann. Matthias Lehmann nimmt sich mit viel Empathie eines wenig beleuchteten Themas an. Er tut dies in Form eines Briefes als Haupterzählstrang in einer so originellen wie klaren Form und mit einer Grafik, die so schwer fassbar scheint wie der Protagonist selbst und doch so entschieden, wie das Verlangen des Protagnisten, Begegnungen mit Männern zu suchen
„Der Duft der Kiefern“ von Bianca Schaalburg. Bianca Schaalburg verknüpft auf anregende Weise Mikro- und Makrogeschichte und springt dafür gekonnt durch die Zeiten und zwischen Erzählung, Reflexion und Vorstellung hin und her. Sie tut dies mit einem Zeichenstil, der nicht auf Effekte setzt, sondern die Neugierde widerspiegelt, mit der sich die Autorin mit dem Stoff auseinandersetzt. Und immer wieder findet sie überraschende bildliche Umsetzungen.
„Burma“ von Tardi/Malet. Weil es toll ist, die tollen Bände dieses tollen Zeichners in einem zu haben.
Andri Beyeler

„Kitaro“ von Shigeru Mizuki: Einfach total phantasievoll und grandios gezeichnete, witzige Geschichten mit leichtem Grusel-Faktor. Obwohl schon so alt, irgendwie nicht antiquiert.
Robert Logemann

Meine Bestenliste:
„Atom Agency 2: Kleiner Maikäfer“. Paris in den 50ern. Für einen jungen Mann aus der armenischen Diaspora gelten genau zwei Regeln: A.) Man tut, was Papa sagt. Und B.) Man heiratet ein anständiges armenisches Mädchen. Auf beides hat Sturkopf Atom keine Lust und macht eine eigene Privatdetektei auf. Jedes Comicprojekt von Yann und Schwartz ist eine unterhaltsame und lehrreiche Zeitreise. Es lohnt sich die Bilder genauer zu betrachten, denn hier werden auch im Hintergrund kleine Geschichten erzählt.
„Dschingis Khan“. Der kleine Temudjin möchte wie sein Adoptivvater ein Schamane werden. Doch die Götter haben ein anderes Schicksal für ihn vorgesehen. Aus dem aufgeweckten Jungen der legendäre Kriegsherr. Bei dem Titel erwartet man etwas anderes, aber „Dschingis Khan“ ist eine tolle Geschichte über männliche Identität, die einen nicht mit altbackenen Klischees langweilt.
„Im Kopf von Sherlock Holmes: Das Rätsel der skandalösen Eintrittskarte“. Bei diesem Fall steckt der Leser buchstäblich im Kopf des Meisterdetektivs und folgt dem roten Faden der Geschichte kreuz und quer durch Sherlocks Hirnwindungen. Ein irrer Spaß. Häufig verkommt das viktorianische England zu einer kitschigen Kulisse. Hier aber nicht.
„Spirou oder: Die Hoffnung, Teil 3“. Mir gefällt dieser ernste Spirou viel besser als die üblichen Funnies. Die Geschichte eines Jungen, während des Zweiten Weltkriegs für das Gute kämpft und es dabei schafft, seinen Pazifismus zu bewahren.
„Mademoiselle Baudelaire“. Paris 186: Zu Lebzeiten war der Dichter Charles Baudelaire nur mäßig erfolgreich. Nun ist er tot. Seine Geliebte schreibt der Mutter einen Brief und fordert sie auf, ihr ein Erbe zukommen zu lassen: Schließlich war sie die Muse des Dichters. Einfach einmalig, wie der Autor/ Zeichner Yslaire Verzweiflung, Lust und Rausch einfängt. Eine Künstlerbiografie, so intensiv wie ein Schlag in Magengrube; geschildert aus der Perspektive der Geliebten.
„Contrapaso“. Spanien 1956 während der Franco-Diktatur. Schon seit vielen Jahren treibt ein Frauenmörder in Madrid sein Unwesen. Weil im Faschismus nicht sein kann, was nicht sein darf, wurden bereits eine Menge Unschuldiger Kerle als Sündenböcke hingerichtet. Die Generäle an der Macht behindern die Ermittlungen der Polizei. Doch ein grantiger alter Lokalreporter und sein junger Assistent fühlen sich den Opfern verpflichtet. Was für eine Geschichte!! Was für eine faszinierende, düstere Zeit! Hier stimmt alles: Jedes Bild, jeder Satz, jede noch so kleine Nebenfigur fühlt sich „echt“ an. Ein krasser Noir Krimi, der mich von Anfang an gepackt hat, und an den ich noch lange nach der Lektüre denken musste. Für mich das beste Buch des Jahres!
Eduard m. Erreth

Meine Empfehlung ist:
„Der ferne, schöne Klang“ von ZEP. Großartige Zeichnungen! Zep kann neben der erfolgreichen Serie „Titeuf“ auch ganz anderes. Die Alben „Scheibchenweise“ und „The End“ zeigten eine ganz neue Seite und vor allem , bei „The End“ oder eben „Der ferne, schöne Klang“ jeweils sehr gut aufgebaute Geschichten über ein ganzes Album. Wie immer sehr menschlich und tiefgründig - aber dabei ganz natürlich.
Bernd Gotthardt

Mein Favorit: „Asterix und der Greif“. Ich habe alle Hefte, nach einigen schwächeren Bänden wurde das mit den letzten Ausgaben besser. Und „Der Greif“ ist wieder eine gelungene Mischung aus Witz, Fantasy und Geschichte.
Jörn Möhring

Weitere Lieblingstitel 2021 der Tagesspiegel-Leser:innen.
Weitere Lieblingstitel 2021 der Tagesspiegel-Leser:innen.

© Panini, Carlsen, Egmont, Splitter, Cross Cult, Schreiber & Leser

Mich hat 2021 der Comic „Aldobrando“ von Gipi und Critone beeindruckt. Der Comic ist Märchen, Coming-of-Age-Geschichte, Liebesgeschichte und Machtkritik in einem. Die Geschichte ist ein Fantasieprodukt, bleibt aber der Wirklichkeit verbunden. Die Charaktere sind vielschichtig und das Bildmaterial ruhig und ansprechend. Zudem hat der Comic den Mut, die verworrenen Wege der Charaktere zu einem guten Ende zu führen.

Und ich möchte ich noch einen zweiten Comic nennen: „Der ferne, schöne Klang“ von Zep, dem Schöpfer von „Titeuf“. In ruhigen Panels entfaltet Zep die Geschichte eines Karthäusermönchs, der hinaus in die Welt muss und dort der eigenen Geschichte und der Liebe begegnet. Diese Begegnungen nimmt er mit auf seinem weiteren Weg der Gottsuche. Inspiriert könnte die Geschichte von dem Schweizer Film „Broken Silence“ aus dem Jahre 1995 sein, der eine ganz ähnlich Thematik aufgreift.
Burkhard Conrad

Meine Comics des Jahres 2021 sind:
„Beate und Serge Klarsfeld / Die Nazijäger“ - wunderbar, wie Sylvian Dorange und Pascal Bresson deutsche und europäische Geschichte als Graphic Novel aufgearbeitet haben. Ein Muss!
„Lucky Luke (Wanted)“ - Matthieu Bonhommes zweite Hommage ist ernsthaft und humorvoll zugleich. Luky Luke will oder muss allein und ohne gedrehte Kippe klar kommen. Das ganze durch tolle Zeichnungen perfekt in Szene gesetzt.
„Die Chroniken von Under York“ 1 und 2 - eigentlich eine „Urban Fantasy“ meets „Coming of Age“- Geschichte, die vor allem durch ihre fantastischen Zeichnungen und intensiven Farben beeindruckt. Die Tagebuchseiten hätte ich nicht haben müssen. Der Comicteil ist toll.
„Asterix und der Greif“ - aktuelle gesellschaftliche Themen wie Fakenews und Frauenrechte in gallischer Manier humorvoll aufs Tableau gehoben.
Frank Angermund

Wie schön, dass es Comicreihen gibt, die der Zugkraft ihrer längst etablierten Figuren vertrauen und ihren Leserinnen und Lesern zutrauen, ganz neue Facetten an ihren Lieblingsfiguren kennenlernen zu wollen. 2021 war ein gutes Jahr für Hommagen und Spezials, die Lucky Luke und schon bedeutend länger Spirou und Fantasio in immer wieder neuem und oft überraschenden Licht glänzen lassen: Man nehme den Witz von Ralf Königs Lucky Luke-Variante „Zarter Schmelz“, das grandios kolorierte Artwork von Matthieu Bonhommes zweitem Lucky Luke-Album „Wanted“, lege beides neben die subtile Polit- (und Love-)Story von „Pacific Palace“, der Spirou und Fantasio-Version von Christian Durieux, und freue sich schließlich riesig über die lang erwartete Fortsetzung von „Spirou oder: die Hoffnung, Teil 3“ von Émile Bravo – und heraus kommen die besten Comics des Jahres 2021. Alle vier Bände sind in Kombination, aber auch einzeln wärmstens zu empfehlen.
Thomas Kleinebrink

Mein Lieblingscomic ist die Mangareihe „Golden Kamuy“. Ich habe sie lieben gelernt und lese nun schon den fünften Band. Ich mag den Zeichenstil und die Story. Das Japanische interessiert mich sehr und der Manga lässt einen mehr lernen über die dortige Kultur. Meine andere Reihe ist „Chainsaw Man“. Bei diesem Manga gefallen mir die Zeichnungen sehr und die Transformationen. Die Charaktere sind sehr gut und es auch einige gute Plot-Twists.
Jakob Wolfarth

Meine Vorschläge als beste Comics 2021:
1. „Starman Compendium“ Nr.1 (auf Englisch) von DC Comics: Erster Band einer Sammlung aller Ausgaben plus Anuals und weiteren Auftritten der Kultserie „Starman“ von 1994-2001. Diese gilt als eine der besten Comicserien der 90er und erzählt die Geschichte eines etwas anderen Superhelden.
2. „Strange Adventures“ Band 1 und 2 von Panini/ DC: Politisch sehr brisante Serie über einen Helden, der vielleicht gar keiner ist.
3. „Hitman Deluxe Edition“ Band 1 und 2 (von insgesamt 4) von Panini/ DC: Sammlung aller Ausgaben von „Hitman“ plus Annuals. Diese Serie, die von 1996 bis 2001 lief, ist eines der vielen Meisterwerke des Nordiren Garth Ennis und begeisterte die Fans von damals wie heute mit ihrem cleveren Humor und brachialer Gewalt, die aber nie aufgesetzt wirkt.
Ronny Thon

Nach vielen Jahren - ich bin schon jenseits der 60 - habe ich mir einen Kindheitstraum erfüllt und die „mosaik“ bestellt. In den 60ern war diese Zeitschrift der Comic-Hit und im Abo nicht zu bekommen. So freut sich das Kind im Mann! Aktuell wird die Zeit Karls des Großen „lebendig“. Sehr gut gezeichnet und inhaltlich recherchiert, meine Empfehlung!
Wilfried Jahn

Ich empfehle den dritten Band von Spirou und Fantasio Spezial 34: „Spirou oder: die Hoffnung 3“ von Émile Bravo. Spirou, der Page, trotzt den deutschen Besatzer:innen zur Zeit des Nationalsozialismus in Belgien. Dabei ist er keiner dieser unerreichbaren, nicht zur Identifikation geeigneten „Helden“, denen vielleicht irgendwann ein Denkmal gebaut werden würde (obwohl er eines verdient hätte). Er ist jemand, der aus Menschlichkeit handelt, ohne genau zu überschauen, was um ihn herum gänzlich passiert. Er zeigt, dass Handlungsmöglichkeiten unter den Bedingungen des Nationalsozialismus möglich sind - im Alltagshandeln: Er weigert sich unmenschlich zu sein und möchte sich den Nationalsozialismus nicht gefallen lassen. Er hilft! Im okkupierten Belgien trotzt er den deutschen Besatzer:innen, den belgischen Kollaborateur:innen und Profiteur:innen. Eine Geschichte von Courage und ein Plädoyer für Demokratie. Ein Meisterwerk der Comickunst - zeichnerisch und inhaltlich -, das aktuell mit dem dritten Band fortgesetzt wird.
Stefan Bamberg

Weitere Favoriten der Tagesspiegel-Leser:innen 2021.
Weitere Favoriten der Tagesspiegel-Leser:innen 2021.

© Egmont, Schaltzeit, Reprodukt, Image, avant, Cross Cult, Splitter, Luchterhand, Zebra, Carlsen, Edition Modern, Guano

Auch wenn ich vermute, noch einige Highlights vor mir zu haben (schließlich habe ich „Shangri-La“ noch nicht gelesen), sind dies für mich die besten Comics 2021:
„The Impure 1“ (u. a. Ralf Singh, Hannes Radke) hat einen intelligenten Storyaufbau und erinnert mich in der Komplexität an die TV-Serie „The Expanse“. Zeichnerisch ungewohnt und dabei fantastisch umgesetzt, freue mich auf die weiteren Bände.
Die besten Licht- und Schattenspiele des Jahres habe ich in „Die Lethargie“ gefunden. Miguelanxo Prado hat mich mit einem unverwechselbaren Stil beeindruckt. Sein genauer Blick auf uns Menschen hat außerdem einen Punkt tief in mir drin getroffen. Optisch prächtig, inhaltlich treffend.
Voller Herzlichkeit und schwarzem Humor strotzt „Niemals“ von Duhamel und zeugt dabei von voller Hingabe zum Leben und der Liebe. Seine Protagonistin Madeleine zählt mit ihren 95 Jahren zu den ältesten in der Comicwelt und machte den Band in all seiner Pastelligkeit und dem hauchfeinem Strich zu einem Highlight für mich.
Sandra Wiegratz (www.booknapping.de)

Mein Favorit aus diesem Jahr ist eindeutig „Auf einem Sonnenstrahl“ von Tillie Walden. Eine so wundervolle Geschichte, in der jeder Charakter Gewicht hat, voller spannender Ideen und einer großartigen Comicarchitektur! Wie Walden die Schicksale mit nur wenigen Strichen und Farben aufs engste verknüpft, wie sie es schafft, Stimmungen und Gefühle einzufangen, hat mich einfach begeistert.
Shigeru Mizukis „Kitaro“ wiederum war eine totale Überraschung für mich. Wenn man sich einmal hineingewagt hat, entdeckt man auf jeder Seite, wie Mizuki nachfolgende Künstler:innen inspiriert hat, bis heute.
Robin Pütz

Die frischen Zwanzigerjahre 2020-21 bringt dieses Buch von „Zebra“ für mich auf den Punkt: „In der Tusche liegt die Wahrheit“. Da wird nichts vertuscht, nichts beschönigt, aber alles herrlich ehrlich verdichtet. Voller Trost, abgrundtiefem Witz und – last not least – mitten ins Herz der Pandemie trifft Rudolph Perez den Geist unserer Zeit mit Georg K. Berres, Bill GoGer und Ludwig Kreutzner. Ihr „Zebra“-Domizil selbst steht oft im Mittelpunkt der Storys. Doch die Location selbst ist ebenso überraschend wandelbar. Mal entstammt es aus einem Straßendorf im Mittleren Westen, mal nur noch ein Zelt, dann wieder aus einem modernistischen Glas-Stahl-Silo oder ein Traumschloss. Ja, aber so die Wahrheit in Wirklichkeit und zugleich zukunftsweisend. Bravo.
Uwe Spoerl

Der beste Comic 2020 ist „Something is killing the Children“ aufgrund der düsteren Illustrationen und der mitreißenden Geschichte.
Hendrik Vogler

1. Jaroslav Rudis/Nicolas Mahler: „Nachtgestalten“. Zwei Freunde gehen von Kneipe zu Kneipe, erzählen sich zwischen all den Bieren kleine Geschichten von der Liebe und dem Leben. Und dahinter schaut immer wieder eine viel größere Geschichte hervor. Tolle, schön reduzierte Zeichnungen und Dialoge.
2. Ralf König: Lucky-Luke-Hommage, Band 5 – „Zarter Schmelz“. König hat mit seinem typischen Stil (die Knollennasen!) den Comic in sein Universum einverleibt - aber respektvoll und mit einer witzigen Geschichte. Und ganz nebenbei, völlig unaufgeregt, ziehen zwei schwule Cowboys die Aufmerksamkeit ein wenig von Lucky Luke und der Story auf sich.
2. Matthieu Bonhomme: Lucky-Luke-Hommage, Band 4 – „Wanted“. Bonhomme verleiht dem Comic mehr Kanten, Falten und etwas Düsternis. Ein Grund, mal wieder in den früheren Alben zu blättern.
Ingo Berg

„Sibylla“ von Max Baitinger: Intelligent und mit markantem Stil verwebt Baitinger seine kritische Haltung zur Jubiläumskultur mit der berührenden Begeisterung für eine fantastische Lyrikerin.
„Dragman“ von Steven Appleby: Kaum jemand hat elegantere Linien als Steven Appleby, die Geschichte ist substantiell und die klügste Superheldenvariation, die man sich gerade denken kann.
„Yasmina und die Kartoffelkrise“ von Wauter Mannaert: Auch dieses Jahr gab es wieder fantastische Comics für Kinder. Ganz vorne der zeichnerisch furiose Ökothriller Yasmina mit einer Heldin, die ihre unbändige Energie gegen einen Kartoffelschurken einsetzt und für köstliches Essen.
„Anna“ von Mia Oberländer: Große Frauen haben es nicht leicht, Berge dürfen groß sein, aber Frauen bitte nicht. Eine berührende und zugleich grotesk-lustige Geschichte über drei Annas aus drei Generationen, die sich ihre Größe vererbt haben.
Jakob Hoffmann

Mein liebster Comic in diesem Jahr war „Marsupilami: Die Bestie, Teil 1“. Obwohl ich seit über 20 Jahren viel und intensiv Comics lese, waren Franquin-Comics - etwa Spirou - meist noch an mir vorbeigegangen. Erst als ich Alben für meine Kinder kaufte, öffnete sich mir diese Welt. „Die Bestie“ ist dabei mehr als eine düstere Reimagination einer beliebten Figur, um diese für ein älteres Publikum aufzuwerten. Die Geschichte dreht sich viel mehr um die Menschen als um das Tier aus Palumbien. Sie verbindet einen spannenden Blick in das Leben in Belgien nach dem Krieg mit den Erlebnissen des Marsupilamis. Auch optisch macht das Album viel her. Ich freue mich schon sehr auf den zweiten Teil.
Jesco Brodersen

Unter den vielen Neuerscheinungen 2021 blieb mir „Stray Dogs“ (Image Comics) von Tony Fleecs und Trish Forstner in besonderer Erinnerung. Die Autoren verbinden einen warmen, aufgeräumten und einladenden Zeichenstil (ein wenig wie Disneys „Susi und Strolch“) mit einer cleveren und düsteren Horror-Story (ein wenig wie „Das Schweigen der Lämmer“), die kaum ohne Spoiler beschrieben werden kann. Deshalb nur so viel: in diesem ein wenig an „Memento“ erinnernden Thriller aus der Hundeperspektive kommen den vierbeinigen Protagonisten zunehmend Zweifel an ihrem liebevollen und fürsorglichen Herrchen.
Carsten Gring

Meine beiden Lieblingscomics 2021 waren:
1.) Pascal Bresson und Sylvain Dorange – „Beate & Serge Klarsfeld. Die Nazijäger“ (aus dem Carlsen Verlag). Diesem wunderbar erzählten und gleichermaßen fantastisch gezeichneten Comic gelingt es, einen Ausschnitt der verstaubt anmutenden Geschichte so spannend zu vermitteln, dass man sich wünscht, sie würde immer weiter erzählt werden. Dieser Comic hat es geschafft meine Leidenschaft fürs Comiclesen neu zu entfachen.
2.) Frauke Bahle und Julian Waldvogel – „Vogelschiss. Die Graphic Novel gegen Rechts“ (Guano Project). Dieser Comic ist in meiner Auswahl, weil er Aufklärungslektüre ist, die einerseits den menschenverachtenden Populismus der AfD entlarvt. Andererseits zeigt er, wie mit humorvollen Guerillamethoden gegen diese rechts gesinnten Typen vorgegangen werden kann, ohne zu vernachlässigen, auf die damit einhergehenden Gefahren hinzuweisen. Trotzdem macht er Mut sich gegen den wachsenden Antihumanismus zur Wehr zu setzen. Nicht zuletzt deshalb verdient es dieser Comic so oft es geht genannt zu werden.
Thomas Meiswinkel

Und noch mehr Top-Titel unserer Leser:innen.
Und noch mehr Top-Titel unserer Leser:innen.

© Reprodukt, Carlsen, Splitter, Egmont, Zwerchfell, Penguin

Meine Favoriten:
„Cthulhus Ruf“ von Gou Tanabe, erschienen bei Carlsen Manga. Tanabes klarer, detailreicher Zeichenstil schafft es perfekt, das Grauen, das von Lovecrafts Storys ausgeht, einzufangen und zu transportieren. Der Künstler arbeitet dabei sehr dicht am Original. Das gilt nicht nur für dieses zentrale Werk in Lovecrafts Werk, sondern für die gesamte bisherige Reihe.
„Usagi Yojimbo“ (Band 19 – „Väter und Söhne“) von Stan Sakai, erschienen im Dantes Verlag. Diese wunderbare Serie zeigt in einer epischen Saga das mittelalterliche Japan. Der Protagonist, ein Hasen-Ronin, wandert dabei durch die Landschaften und Städte Japans und erlebt Abenteuer, die oft in der japanischen Geschichte oder Mythologie angesiedelt sind. Aber auch ganz alltägliche Begebenheiten führen zu Abenteuer und Kampf. Er stößt dabei immer wieder auf eine gewisse Anzahl wiederkehrender Freunde und Feinde, wodurch sich neben der Abgeschlossenheit einzelner Episoden insgesamt eine großartige Handlung ergibt, die alles miteinander verbindet.
„Will Eisner – Graphic Novel Godfather“ von Alexander Braun, erschienen im Avant-Verlag. Aus der Kategorie der Sekundärliteratur ist sicherlich dieser „Katalog“ ganz oben zu nennen. Wie alle Publikationen von Herrn Braun ist es ein umfassendes, interessantes und reich bebildertes Kompendium, das keine Wünsche offen lässt und Leben und Werk des großartige Altmeisters darstellt.
Jörg Schrumpf

2021 war das schönste Leseerlebnis der Comic „TUKI: Fight for Fire“ (Cartoon Books) von Jeff Smith. Ich war begeisterter „Bone“- und später „Rasl“-Leser und wollte das aktuelle Werk von Jeff Smith auch lesen, war aber mit den Erwartungen vorsichtig. Es hat einfach sehr großen Spaß gemacht, wieder eine Geschichte zu lesen, die wunderbar erzählt und gezeichnet ist, wie früher. Dynamik und Schwung der Story sind optisch und inhaltlich sehr angenehm. Nach „Rasl“ hatte ich mich mit der Biografie von Nikola Tesla beschäftigt, der in dem Comic eine Rolle spielte. Eventuell werde ich mich nach „Tuki“ (voraussichtlich auf 6 Bände angelegt) mit den Menschenvorfahren beschäftigen, die hier eine Rolle spielen.
Michael Grimm

Für mich ist es „Beate & Serge Klarsfeld: Die Nazijäger“. Der Comic erzählt und erklärt Hintergründe der Nazizeit und auch die Geschichte der Besetzung Frankreichs. Sehr schön gezeichnet und gut erläutert. Das ist meine erste Wahl, gerade in der heutigen Zeit, wo der Faschismus wieder zunimmt.
Marianne Oberpriller

Meine Auswahl der besten Comics 2021:
Splitter hatte ein Hammerjahr, was Comics angeht. „Something Is Killing The Children“ ist einfach großartig und auch Colleen Dorans Adaption von Neil Gaimans „Snow, Glass, Apples“ hat mich umgehauen. Aber mein Splitter-Comic-des-Jahres muss einfach „Trotz allem... Liebe“ sein. Die Liebesgeschichte von Ana und Zeno wird Memento-artig rückwärts erzählt: In kurzen Episoden wird vom Treffen als Senioren über den Briefwechsel im mittleren Alter bis hin zur ersten Begegnung und die Liebe auf den ersten Blick. Autor und Zeichner Jordi Lafebre hat einen sehr romantischen Zeichenstil, der zwischen verspielt und detailreich wechselt. Mein Highlight: Die erste Begegnung zwischen Ana und Zeno wird ohne Worte erzählt und funktioniert wunderbar - auch wenn die Zeit tatsächlich rückwärts läuft!

Wenn es eine Autorin gibt, ohne die ich mittlerweile nicht mehr leben kann/möchte, ist es Tillie Walden. Deswegen muss „Auf einem Sonnenstrahl“ einfach auf meine persönliche Bestenliste 2021! Ich finde es großartig, wie sie die Geschichte der ersten Liebe mit einer Space Opera verbunden hat, ohne dass eins der Elemente in den Hintergrund geraten ist. Auch, wie sie mit Farben spielt und teilweise ganze Panels oder Seiten in eine Farbe taucht... Das muss man gesehen haben. Mein einziger Kritikpunkt ist, dass ich den Comic gerne in Übergröße gehabt hätte, damit die einzelnen Seiten in all ihrer Pracht sich hätten entfalten können.

„Laura Dean und wie sie immer wieder Schluss macht“ hat zwar einen fast unmöglich langen Titel, dahinter verbirgt sich aber eine feinfühlige und wunderschön bebilderte Coming-of-Age-Geschichte. Kein Wunder, dass nicht nur der Comic bei den Eisner Awards in der Kategorie „Best Publication for Teens“, sondern sowohl Autorin Mariko Tamaki als auch Illustratorin Rosemary Valero-O'Connell die prestigereiche Auszeichnung gewonnen haben. Der Manga-artige Stil der Bilder passt zum jugendlichen Ton und mir gefallen die rosa Akzente, die immer wieder in den Seiten auftauchen.
Nina Pimentel Lechthoff

Meine Lieblingscomics im Jahr 2021:
Lucky Luke - Zarter Schmelz“: Ralf König schafft es, das Thema Homosexualität gekonnt ins Lucky-Luke-Universum einzubringen. Außerdem ist Calamity Jane (Heldin meiner Kindheit) mit dabei und outet sich als Lesbe. Was für eine Frau :-)
„Floyd Gottfredson Library - Micky Maus“: Hierauf habe ich sehnsüchtig gewartet! Den Klassiker „Tapferes kleines Schneiderlein“ kannte ich von meiner Kindheit her nur als Fernsehcartoon. Endlich kann ich die Geschichte als Comic lesen.
Jan Schick

2021 war ja wieder ein gutes Comicjahr:
„Requiem“, Albert Mitringer, Zwerchfell Verlag: Abgesehen von wunderschönen Zeichnungen und einem tollen Cover findet man in diesem Geheimtipp mit dem Skelett eines lange verstorbenen Ritters, das sich auf die Suche nach seiner früheren Heimat macht, einen der interessantesten, skurrilsten und traurigsten Protagonisten des heurigen Comicjahres.
„Im Kopf von Sherlock Holmes“, Dahan und Lieron, Splitter Verlag: Hier werden tolle Bilder, die zum Mitdenken und genauem Lesen verpflichten, in einem wunderschön gestalteten Comic geboten.
„Shangri-La“, Bablet, Splitter Verlag: Ein Sci-Fi-Comic, wie er sein sollte. Eine interessante Story, die sich vor allem mit dem Thema des Massenkonsums und der Steuerbarkeit der Menschen durch denselben auseinandersetzt, wird in einem ungewöhnlichen Zeichenstil präsentiert. Im Comicforum eines der meist diskutierten Werke des Jahr 2021.
„Lehrjahre“, Delisle, Reprodukt: Einfach weil Delisle (fast) immer sehr gut ist. So auch dieses Werk!
Rüdiger Zentner

Selbstverständlich konnte auch der 5. Teil von Riad Sattoufs „Der Araber von morgen“ begeistern, wie auch Tillie Waldens endlich in Deutschland erschienene Graphic Novel „Auf einem Sonnenstrahl“ und die Fortsetzungen von Lemires „Gideons Falls“ (Schluss) und Tynion IVs „Something is killing the Children“. Den für mich dennoch bemerkenswertesten Comic anno 2021 hat Ralf König geschaffen: „Zarter Schmelz“ ist ein Fest für Lucky-Luke-Fans und alle anderen Comicfreunde - zum Schießen!
Martin Militsch

Wie so oft, bin ich beim Lesen meiner Comics nicht gerade auf den Laufenden. So sind die beiden Comics, die mir dieses Jahr am besten gefallen haben, schon aus den vorherigen Jahren: „Off Season“ (auf Deutsch: „Ausnahmezustand“) von James Sturm und „Busengewunder“ von Lisa Frühbeis. Diese beiden haben das stärkste Wow! bei mir hinterlassen.
Ein paar habe ich dann aber doch noch aus diesem Jahr geschafft und dabei gefiel mir „Zarter Schmelz“ von Ralf König am besten: Wunderbarer Witz, gute Hommage und feine Varianten von bekannten Charakteren. Ein Genuss!
Marko Schulz

Der beste Comic, den ich 2021 gelesen habe, ist definitiv „Bis zum bitteren Ende“ von Jérôme Félix und Paul Gastine. Ich habe selten ein Comic gelesen, dessen Plot sich so großartig in der Szenerie wiederfindet. Gleich auf den ersten Seiten hat man förmlich die stereotype Musik eines wunderbaren Wildweststreifens im Ohr. Zudem gelingt es Paul Gastine großartig, Mimik und Gestik seiner Figuren darzustellen, und so ergibt sich ein bleibender Leseeindruck. Man ist fast traurig, nicht nur über das Ende der Geschichte an sich, sondern weil dieses Lesevergnügen so schnell vorbei ist.
Marcus Löwer

Mein Lieblingstitel des vergangenen Jahres ist „Marsupilami: Die Bestie“: Ein wohlbekannter Held aus der Kindheit in neuer, erwachsener Form, getragen von eindrucksvollen Bildern und mit einer Geschichte, die von Seite 1 an mitreißt.
Aaron Waible

Auch diese Titel waren 2021 unter den Comicfavoriten der Tagesspiegel-Leser:innen.
Auch diese Titel waren 2021 unter den Comicfavoriten der Tagesspiegel-Leser:innen.

© Suhrkamp, Egmont, Panini, Fantagraphics, Splitter, Carlsen, Schreiber & Leser

Das waren in diesem Jahr unsere Highlights:
„7 Detektive“ (Splitter Verlag) - In diesem Jahr ging es mit den Bänden 4 bis 7 weiter und es macht einfach Spaß die Serie zu verfolgen. Schönes Artwork mit guten Geschichten.
„Unsere Farben“ (Carlsen) - Band 2 und 3 brachten die Mini-Serie von Gengoroh Tagame gekonnt zum Abschluss. Diese leisen Töne mit der eindringlichen Erzählweise machen diesen Comic einfach extrem lesenswert.
„Zeig mir das Meer“ (Panini) - Ein DC-Comic der (fast) gar nichts mit Superhelden zu tun hat. Die Verwicklungen zwar teilweise ein wenig zu klassisch. Alex Sanchez schafft es, interessante Charaktere zu entwickeln, denen man auch die Entwicklung abnimmt und sie als glaubwürdig einstufen kann. Das Artwork von Julie Maroh („Blau ist eine warme Farbe“) ist dazu sehr stimmig. Besonders die unaufgeregte und zugleich eindringliche Farbgebung ist der Hammer, da hier das Artwork gekonnt unterstützt wird.
„Lucky Luke Hommage Band 4 – Wanted“ (Egmont) - Matthieu Bonhomme hat mich schon mit seiner ersten Hommage überrascht und begeistert. Die zweite Hommage ist zwar nicht ganz auf demselben Niveau, greift aber gekonnt tief in die Ursprungsserie und zeigt auch interessante weibliche Charaktere ohne gleich die aktuelle Wahrnehmung über die damaligen Verhältnisse zu bügeln. Das Artwork ist auch hier wieder ohne Tadel. Ich hoffe auf eine Fortsetzung.
Holger & Bastian Wedeking

Im Jahr 2021 gab es keinen produktiveren Comicautoren als Jeff Lemire, der in den unterschiedlichsten Genres, qualitativ hochwertige Comics ablieferte und dabei stets als Erzähler glänzte. Die Veröffentlichung von „Sweet Tooth“ als dreibändige Deluxe-Edition und die Neuinterpretation „Sweet Tooth - Die Rückkehr“ (beide Panini) passend zur Ausstrahlung der gleichnamigen Netflixserie. Genreperlen wie „Colonel Weird Cosmagog“ (Splitter), „Joker - Killer Smile“ (Panini) und der Abschluss von „Gideon Falls“ (Splitter). Die anspruchsvolle von ihm geschriebenen und gezeichneten Graphic Novel „Mazebook“ (Darkhorse). Der Start seines Subststack-Newsletters, der tiefe Einblicke in sein kreatives Schaffen gewährt und in dem seine neue Serie „Fishflies“ vorveröffentlicht wird.
Michael Lauterbach

„Nachtgestalten“ von Jaroslav Rudis und Nicolas Mahler: Zwei Freunde wandern durch eine Prager Nacht - eine zu diesem Corona-Jahr passende Erzählung vom Sehnsuchtsort Wirtshaus
Christoph Weber

Hätte vor ein paar Jahren jemand gesagt, dass ausgerechnet Lucky Luke bei meinen Comicfavoriten wäre, hätte ich wohl abgewunken, aber seitdem die Hommage-Reihe gestartet wurde, sind hier sehr gute Geschichten um den Lonesome Cowboy erschienen und dieses Jahr gab es gleich zwei Stück, zum einen „Lucky Luke Wanted“ von Matthieu Bonhomme, der auch schon den ersten Hommage-Band „Der Mann, der Lucky Luke erschoss“ gestaltet hatte. Und „Wanted“ schließt fast nahtlos an die Qualität des ersten Bandes an. In „Wanted“ wird ein Kopfgeld auf Lucky Luke ausgesetzt, entsprechend interessieren sich plötzlich viele Menschen für Ihn und parallel versucht Luke noch, drei Schwestern bei deren Viehtrieb zu helfen. Tolle Bilder von Bonhomme mit einer wirklich sehr guten Geschichte.
Und das andere Spektrum hat dann „Lucky Luke Zarter Schmelz“ von Ralf König abgebildet. Luke und Co. als Knollennasen, das ist zuerst ungewohnt, aber dann funktioniert es erstaunlich gut und macht eine Menge Spaß. Luke soll in dieser Geschichte einfach nur ein paar Kühe hüten, bis sich diese von der langen Überfahrt aus der Schweiz erholt haben. Denn ein Schweizer will hier die Milchschokolade in den Westen bringen. Unterstützt wird Luke dabei von Bud, was wiederum anderen Cowboys nicht so in den Kram passt, denn Bud interessiert sich nunmal für Terence. Und wer weiß, vielleicht erwidert Terence ja die Zuneigung? König bekommt dabei diesen Spagat zwischen einer Verbeugung vor Lucky Luke und seinen eigenen Comics sehr gut hin.
Zur Abwechslung mal ein Manga mit „Search And Destroy“ von Atsushi Kaneko. Kaneko adaptiert dabei wiederum den klassischen Manga „Dororo“ von Osamu Tezuka zu einer eigenen, dreibändigen Geschichte um die junge Frau Hyaku und die kleine Diebin Doro. Beide leben in einer Stadt, die nach einem Krieg von für den Krieg gebauten Robotern, den Kreas und Sapos, den Menschen bewohnt wird. In einer Stadt zwischen extremer Armut und extremen Reichtum versucht sich Doro irgendwie durchzuschlagen, während Hyaku versucht, Ihre Körperteile wiederzubekommen, die an 48 Roboter weitergegeben wurden. Das inszeniert Kaneko in einem tollen Zeichenstil mit vielen, schwungvollen schwarzen Strichen. Etwas, das aus der Masse der Manga jedenfalls locker heraussticht.

...und noch ein paar Fan-Favoriten des zu Ende gehenden Jahres.
...und noch ein paar Fan-Favoriten des zu Ende gehenden Jahres.

© Carlsen, Panini, Reprodukt, Splitter, Bahoe

Ausdrucksstarke Linien kann auch jemand anders, Tim Sale um genau zu sein, dessen Comic „Superman - Ein Held fürs ganze Jahr“ dieses Jahr eine Neuauflage spendiert bekommen hat. Seinerzeit zusammen mit Jeph Loeb als Autoren erstellt, dreht sich dieser Comic um Superman und wie er als vier verschiedenen Perspektiven wahrgenommen wird. Von seinem Vater Jonathan Kent, als er noch in Smallville lebt, von Lois Lane, als sich Superman in Metropolis einen Namen macht, von Lex Luthor, der Ihn nur als Rivalen wahrnehmen kann und am Ende von Lana Lang, die darüber nachdenkt was hätte sein können. Wenn es einen Comic gibt, der sowas wie eine warme Decke ist, dann passt das auf „Superman - Ein Held fürs ganze Jahr“.
„Die Kinder der Resistance“ vom Autoren Vincent Dugomier und dem Zeichner Benoit Ers handelt, wie es schon der Titel andeutet, von Kindern, die sich im von den Nazis besetzten Frankreich des Jahres organisieren und selbst Widerstand leisten wollen. Die beiden Jungs Eusebe und Francois merken schnell, dass mit den Besatzern nicht zu spaßen ist und als Lisa in Ihr Leben kommt, geht es eigentlich erst richtig los. Die Comic-Reihe ist eigentlich auch als Unterrichtsmaterial für Kinder angelegt und soll so die Besatzungszeit in Frankreich vermitteln und erinnert optisch dabei sehr an die Zeichentrick-Serie „Die langen großen Ferien“, aber trotz der offensichtlichen Anlage für den Unterricht kann man den Comic auch so einfach gut lesen und mit dem zweiten Band „Erste Repressionen“ schlägt die Geschichte auch eine härtere Gangart an, denn Widerstand zieht hier auch Konsequenzen nach sich. Also, auch wenn es eigentlich für Kinder gedacht ist, funktioniert der Comic auch genauso gut für Erwachsene.
Ein kurzer Tipp aus der digitalen Welt, wenn mal eine neue Ausgabe erscheint, was auch nicht so oft passiert, dann ist „Friday“ von Ed Brubaker, Marcos Martin und Muntsa Vicente immer einen Blick wert. Die Geschichte um zwei ehemalige Kinderdetektive gehört einfach derzeit zu den besten Comics, die veröffentlich werden. Auch wenn es halt schade ist, dass das so sporadisch vorkommt.
Und zum Abschluss noch etwas Sekundärliteratur, „Will Eisner - Graphic Novel Godfather“. In diesem dicken Brocken von einem Band arbeitet sich Alexander Braun durch die Geschichte und das Werk von Will Eisner. Sehr umfangreich, sehr interessant, sehr schön und atemberaubend, wenn man versucht, den Band abends im Bett zu lesen.
Lars Sudmann

Meine besten Comics des Jahres 2021 sind die beiden Schuber der „Floyd Gottfredson-Library“ aus dem Egmont-Verlag. Ich mochte die Micky-Comics von Gottfredson schon als Kind und hab mir seitdem eine schöne Sammlung der Geschichten (analog zu den Carl Barks- und Don Rosa-Sammlungen) gewünscht. Und endlich, nach so vielen Jahren, wurde dieser Wunsch erhört! :)
Knapp dahinter liegt als (für mich) Neuentdeckung die Deluxe-Ausgabe von „Sweet Tooth“ im Panini-Verlag. Eine tolle postapokalyptische Comic-Story, die den Ansatz vom Ende der Menschheit so ganz anders angeht als beispielsweise „The Walking Dead“ (was ich aber auch toll finde!) und dabei mitten ins Herz geht – obwohl die Zeichnungen gewöhnungsbedürftig sind, hier aber dennoch wie die Faust aufs Auge passen.
Patrick Reschke-Plakties

Ich habe dieses Jahr viele ältere Sachen nachgeholt, aber von den aktuellen Erscheinungen fand ich „Gogo Monster“ von Tayio Matsumoto ziemlich faszinierend. Wie sich die assoziativ verknüpften Panels immer mehr verdichten und sich so langsam die Erzählung herausschält. Wie mit Wiederholungen von Motiven gespielt wird, die durch Variation plötzlich ein neues Gewicht bekommen. Wie unbelebte Objekte „animiert“ werden, zum Beispiel die Wassertropfen, in denen Gesichter auftauchen. Und vor allem die fast schwarzen Seiten, bei denen man sich nicht sicher ist, welche schemenhaften Figuren man sich nur vorstellt und welche wirklich auftauchen.
Kaspar Aebi

Meine besten Comics 2021 waren unter anderem:
„The Impure“ von Ralph Singh und Hannes Radke. Sci-Fi-Action mit höheren Mächten … gut gemachte Kunst!
„Something is killing the children“: Horrorcomic, der sich sehr gut verschlingen lässt, fesselnd bis zum Ende.
„Thor“ von Donny Cates und Nic Klein: Sehr starke Zeichnungen und die Thor-Story wird mal wieder anders und sehr stark erzählt
„Fire Power“ von Robert Kirkman: Sich steigernde Kung-Fu-Story mit einem hoffentlich spannenden Finale.
„Bis zum bitteren Ende: Ein stimmungsvoller, guter Western mit einem würdigen Ende.
Holger Danielzik

„Zarter Schmelz“ von Ralf König: Eine Hommage an Lucky Luke, die sich dank vieler gelungenen Anspielungen vor dem Großen Morris verneigt, aber trotzdem einen eigenen Stil und Humor mitbringt. Dank Ralf König ist Luke nun endgültig im 21. Jahrhundert angekommen.
„Marsupilami: Die Bestie“ von Zidou / Frank Pe: Die Bilder sind düster. Trotzdem eine gelungene Geschichte. Ein belgischer Funny-Comic wird erwachsen.
„Die Viper - 1. Feuerregen“ von Astier: Nicht nur Männer waren die Helden im Wilden Westen. Hier hat die Hauptfigur eines Western endlich mal einen Rock an, weiß sich aber trotzdem durchzusetzen. Ein moderner Western, der die klassischen Zutaten nicht vergisst.
Kristian Holler

„Monsters“ - Barry Windsor-Smith (Fantagraphics): Weil ich selten so intensives Leseerlebnis hatte wie bei Monsters. Zuletzt hat mich „Brodecks Bericht“ von Manu Larcenet ähnlich berührt und schockiert.
„Chartwell Manor“ - Glenn Head (Fantagraphics, auf Deutsch bei Carlsen): Die äußerst bedrückende Geschichte hätte mich sowieso gepackt. Aber die Kombination der Story mit Heads Zeichenstil - der mich eher an Funnies oder Underground Comics erinnert - fand ich dann umso persönlicher und verstörender.
„Crisis Zone“ - Simon Hanselmann (Fantagraphics): Simon Hanselmanns tägliche Comicseiten haben mir 2020 (den Anfang) der Pandemie erleichtert und für beinahe ein Jahr habe ich jeden Tag mit eben diesen begonnen.
Michael Hacker

Meine Comics des Jahres waren zum einen die Neuinterpretationen alter Klassiker. Als erstes der Lucky Luke von Ralf König „Zarter Schmelz“. Lucky Luke auf dem Brokeback Mountain und es liest sich trotzdem wie ein richtiger Lucky Luke. Diesen Band im Zeitungsladen kaufen zu können, war großartig.
Das Black Label von DC Comics ermöglicht deutlich düsterere Interpretationen der bekannten Superhelden als gewöhnlich, wie immer mal besser, mal schlechter. Besonders gut: „Batman, the Imposter“ mit Bruce Wayne auf dem Therapiesofa.
Zum anderen habe ich dieses Jahr viele Comic-Krimis entdeckt, unter anderem die Caroline-Baldwin-Gesamtausgabe über eine toughe Privatdetektivin in Ligne-Claire-Stil und die Graphic-Novel-Reihe „Reckless“ von Ed Brubaker. Düstere Stories mit einem tollen 80er Jahre Flair von dem ehemaligen Marvel-Texter (unter anderem Captain America: „The Winter Soldier“), der wohl nur noch eigene Sachen schreibt.
Bodo Haß

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