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© Illustration: Warnatsch

Luftbrücken-Comic: Kreative im Anflug

Die Luftbrücke - kein Stoff für junge Leute? Drei Berliner finden: doch! Als Comic und vielleicht schon bald als prominent besetzter Film.

Ein Fliegergeschwader nähert sich der Stadt. Die Flugzeuge tragen eine tödliche Fracht: Bomben gehen auf Berlin nieder, Flammen erhellen den Nachthimmel.

Mit der gezeichneten Bilderfolge beginnt eine ungewöhnliche Auseinandersetzung mit dem Thema Luftbrücke, die jetzt, zum Jahrestag des historischen Ereignisses, erscheint: Ein von einem Berliner Team erarbeiteter Comic, der vor allem jugendlichen Lesern ein Gefühl für eine der wichtigsten Epochen der Berliner Geschichte vermitteln soll. „Bridges“ heißt die 48-seitige Bildgeschichte, die der zeichnerisch und erzählerisch begabte promovierte Historiker Stephan Warnatsch zusammen mit dem für Farbe und Lettering verantwortlichen Grafiker und Kameramann Tobias Reich sowie dem Produzenten und Verleger Florian Frerichs erarbeitet hat. Dies ist nur der Anfang: Das Trio, dessen Firma „Warnuts Entertainment“ mit Musikvideos und DVD-Dokumentationen ihr Geld macht, plant auf der Grundlage des Comics einen teilanimierten Kurzfilm über die Luftbrücke, bei dem reale Schauspieler in virtuellen Kulissen agieren. Schauspieler Gedeon Burkhard und der als Musiker bekannte Ärzte-Frontmann Bela B. hätten schon zugesagt, erzählen die Organisatoren beim Treffen am Fuße des Luftbrückendenkmals.

Erst fallen Bomben auf Berlin, später Lebensmittel

„Wir wollen zeigen, dass unsere Stadt den Alliierten viel verdankt“, sagt Florian Frerichs. „Mich bewegt die uneigennützige Hilfe der ehemaligen Gegner“, ergänzt Stephan Warnatsch. „Erst werfen sie

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Bombenidee. Stephan Warnatsch (stehend), Florian Frerichs (re.) und Tobias Reich beeindruckt das Thema Luftbrücke. -

© Kitty Kleist-Heinrich

Bomben und drei Jahre später bringen sie Nahrungsmittel.“ Auf einer der späteren Comic-Seiten sieht man wieder ein Fliegergeschwader im Anflug auf die Stadt. Diesmal gehen statt Bomben Päckchen mit Süßigkeiten auf die Stadt nieder. In „Bridges“ werden die Amerikaner durch einen Piloten repräsentiert, der in dieser fiktiven, aber an den historischen Fakten orientierten Handlung erst die Stadt bombardiert und später als einer der Beschützer der westlichen Stadthälfte und ihrer Bewohner auftritt. Captain Saul Bridges verbindet eine dramatische, hollywoodtaugliche Geschichte mit zwei Berliner Kindern, Traute und Lukas. Als sein Bomber kurz vor Kriegsende abgeschossen wird, verstecken ihn die beiden. Drei Jahre später kehrt Bridges als Pilot eines Rosinenbombers zurück, der im dichten Nebel über Berlin abstürzt. Da kreuzen sich sein Schicksal und das der Kinder erneut. Am Schluss steht ein Kampf auf Leben und Tod. Diesmal rettet Bridges seinen einstigen Beschützern das Leben.

Stephan Warnatsch, 41, Geschichtslehrer an einer Berliner Oberschule, ist als Autodidakt zum Schreiben und Zeichnen gekommen. Der Comicfan, den vor allem frankobelgische Klassiker und US-Comics inspirieren, hat sich auch bei seiner eigenen Familiengeschichte bedient. Seine Mutter ist im Alter der Helden von „Bridges“, wie der kleine Lukas war auch sie damals an TBC erkrankt. „Ich bin halt ein Frontstadt-Kind“, sagt Warnatsch, der den Comic in der Freizeit erarbeitet hat. „Wenn’s irgendwo knallt, denke ich immer noch, die Russen kommen.“

Für Schüler ist der Comic ein guter Einstieg ins Thema

Der Zeichner und der 25-jährige Produzent Florian Frerichs, einst Warnatschs Schüler, haben namhafte Förderer für das Comic-Film-Projekt gewonnen. Neben der Checkpoint-Charlie-Stiftung und der US-Botschaft gibt es auch erste Absprachen mit einem US-Fernsehsender und einer Produktionsfirma für animierte Filme. Der von den Machern im Selbstverlag gedruckte Comic ist eine Art Testballon: Die Bilder sind schon so angelegt, dass sie als Vorlage für den Film taugen.

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Filmisch. Die Zeichungen sind so angelegt, dass sie als Vorlage für eine Verfilmung taugen.-

© Illustration: Warnatsch

Woher sie die Energie nehmen, neben ihrer regulären Arbeit so ein aufwändiges Projekt zu stemmen? „Weil wir verrückt sind“, lacht  Warnatsch. „Weil wir was erreichen wollen“, sagt Frerichs. Sie hätten nun mal ein Faible für gute Geschichten und wollten immer schon mal etwas im Film-Noir-Stil machen. Da hat sich das Luftbrücken-Thema angeboten. Dazu kommt, dass Warnatsch aus eigener Erfahrung weiß, wie schwer es ist, junge Leute für historische Themen zu begeistern. „Da ist der Comic ein guter Einstieg“, sagt er. Seinen eigenen Schülern wird er „Bridges“ auf jeden Fall zur Lektüre empfehlen.

Warnatsch/Reich/Frerichs: „Bridges“, 48 Seiten (Din A 4), 9,90 Euro, auf Deutsch und Englisch. Bestellung unter: www.warnuts.de

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