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Zwischen den Fronten: Das Waisenmädchen Maus wird in den Kampf zwischen Gut und Böse hineingezogen.

© Splitter

Märchencomic: Das kalte Herz

Ein Märchen für jedes Alter: Mit „Frostfeuer“ liegt die nächste Comic-Adaption eines Romans des deutschen Bestseller-Autors Kai Meyer vor. Die stimmigen Zeichnungen stammen von der Berliner Künstlerin Marie Sann.

Kai Meyer ist nicht nur einer der sympathischsten, sondern auch einer der erfolgreichsten deutschsprachigen Fantastik-Autoren. Inzwischen hat er mehr als fünfzig Titel veröffentlicht, die zudem in fast dreißig Sprachen übersetzt wurden. Dabei sind Meyers Bestseller häufig längst mehr als erfolgreiche Romane für Leser aller Altersklassen, wurden sie doch bereits als Filme und als Hörspiele umgesetzt. Außerdem sind seine fantastischen Werke durchaus eine wichtige Quelle für deutsche Comic-Eigenproduktionen.

Obwohl die Adaption seiner „Wellenläufer“ bei Ehapa gleich zwei Mal und in zwei verschiedenen Formaten und Versuchen – einmal im Softcover-Album, einmal im kompakteren, buchhandelsfreundlicheren Hardcover – gescheitert ist, scheint es im großformatigen Hardcover beim Bielefelder Splitter-Verlag bestens zu funktionieren. Dort adaptiert Yann Krehl, der mit Christian Nauck schon Meyers frühzeitig abgesoffene „Wellenläufer“ in Comicform umgesetzt hat, neben der fantastischen „Wolkenvolk“-Trilogie mit Ralf Schlüter nun auch Meyers „Frostfeuer“ in drei Teilen.

Fantastische Schneekönigin

Das Zarenreich, 1893. Der Schneekönigin wird ein Stück ihres kalten Herzens gestohlen. Sie verfolgt den geheimnisvollen Dieb bis nach Sankt Petersburg. Dort bewohnt sie die Zarensuite in jenem Hotel, in dem auch das Waisenmädchen Maus schwer als Schuhputzerin schuftet und von den meisten anderen Angestellten zudem ziemlich schlecht behandelt wird. Und während Maus die sympathische Diebin trifft und in den Kampf zwischen ihr und der kalten Dame aus dem Norden hineingezogen wird, fließen immer mehr Kälte und Frost aus der Schneekönigin und ins ständig von der Revolution bedrohte, verschneite Reich des Zaren...

Gezeichnet wird diese etwas andere Geschichte der Schneekönigin von Marie Sann, die bisher vor allem Manga („Sketchbook Berlin“, „Krähen“) vorgelegt hat. „Frostfeuer ist meine erste Comicarbeit, die nicht im Mangastil gehalten ist und bei der ich zum ersten Mal in Farbe arbeite“, schreibt die 1986 geborene Berlinerin in ihrem Blog. „Dadurch taten sich neue Möglichkeiten, aber auch neue Herausforderungen auf. Insgesamt bin ich sehr zufrieden mit dem ersten Buch. Durch das, was ich bei der Arbeit daran gelernt habe, wird Band zwei aber noch ein Stück schöner werden.“

Frostig: Das Cover des Buches.
Frostig: Das Cover des Buches.

© Splitter

Gelungene Adaption

Meyer und seine Fans müssen sich allerdings schon jetzt nicht über die Qualität der neuesten Comic-Umsetzung beschweren: Bereits das erste „Frostfeuer“-Album „Herzzapfen“ kann sich sehen lassen und fängt die Magie der Vorlage in Schrift und Bild meistens sehr schön ein. „Mehr Märchen sind wahr, als wir denken. Und leider sind es nur selten die Schönen“, heißt es in der Geschichte. In diesem Fall hat die junge Magierin Tamsin Spellwell allerdings unrecht. Denn auch als Comic ist „Frostfeuer“ ein gediegenes All-Age-Märchen mit femininem und zuweilen frostigem Touch.

Kai Meyer, Yann Krehl, Marie Sann: Frostfeuer, Bd. 1, 48 Seiten, 13,80 Euro, Splitter-Verlag, Lesepbrobe auf der Verlags-Website.

Der Blog unseres Autors Christian Endres findet sich hier: www.christianendres.de.

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