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Das Mädchen im Mond. Kürzlich wurden die Abenteuer von Sailor Moon neu aufgelegt.

© Naoko Takeuchi/Kodansha

Manga: Der Erfolg der Mondfrauen

"Sailor Moon" ist bei Teenagern ein Dauerbrenner. Unsere Autorin erklärt, was Mangaserien wie diese so erfolgreich macht.

Einer japanischen Legende nach lebt ein Hase im Mond. Hase heißt usagi auf Japanisch. Im Manga "Sailor Moon" ist das der Name der Heldin Usagi Tsukino (tsuki bedeutet Mond). Und auch wenn Bunny, wie sie mit Spitznamen genannt wird, im Alltag eher eine Heulsuse ist, am liebsten schläft und sowohl in der Video-Spielhalle als auch in der Schule regelmäßig den Highscore verpasst, deutet sich so bereits ihre geheimnisvolle Beziehung zum Mond an. Als dann auch noch die sprechende Katze Luna in ihr Leben tritt, geht eine Verwandlung mit ihr vor: aus der Pubertierenden wird "Sailor Moon", eine starke und mutige Kriegerin für Liebe und Gerechtigkeit. Von nun an ist es ihr bestimmt, das Universum zu bewahren.

Seit den 1990ern begeistert die Zeichnerin Naoko Takeuchi Leser(innen) mit dieser speziellen Form des Mädchen- Mangas, die Verkaufszahlen gehen auch in Deutschland in die Millionen, die Serie ebnete zahlreichen anderen Manga-Erzählungen den Weg. "Sailor Moon" gehört zur Gattung des senshi manga, in dessen Mittelpunkt ein Kampfteam steht. Im Verlauf gesellen sich weitere schöne Mädchen (genannt bishojo) mit karmischer Bestimmung dazu. Damit ähnelt dieses Genre den ebenso erfolgreichen action-basierten Jungs-Mangas wie "Naruto" oder "Dragon Ball" mit ihren sich weiterentwickelnden Kampfteams.

Doch nicht nur das Leitmotiv des Planeten der Weiblichkeit definiert in "Sailor Moon", dessen zwölf Bände auf Deutsch kürzlich bei Egmont Manga neu aufgelegt wurden, zuvorderst Mädchen als Zielgruppe. Mit der Mond-Metapher einher geht auch eine besondere Ästhetik: Die Panels sind fließend und oft unterlegt mit floralen Mustern. Die Action wird mehr erzählt als gezeigt. Großaufnahmen dominieren, die Kämpfe sind förmliche Supernovae in den Gesichtern der Heldinnen. Und diese Gesichter haben es in sich: Mit ihren galaktisch riesigen Augen, ihren zarten Gliedmaßen, länglich wie Pflanzen-Ranken, sind die Verträumten natürlich auch die ultimativen Jungs-Fantasien - allerdings ohne dabei in die Umlaufbahn sexuell expliziterer Manga-Genres zu geraten. Vielmehr stellen die Heldinnen Wunschprojektionen ihrer jugendlichen Leserinnen dar, die in dieser Lebenszeit diverse Veränderungen durchlaufen.

Was europäische Märchen mit Mangas verbindet

Das Cover des ersten Bandes.
Das Cover des ersten Bandes.

© promo

So ist die von Posen und mantrischen Parolen begleitete Verwandlungsszene, henshin genannt, ein weiteres Merkmal dieser Gattung. Zelebriert wird dabei die Transformation, welche die Heldinnen mit magischen Gegenständen herbeiführen: Gleich in den ersten Episoden besucht Bunny einen Maskenball und verwandelt sich wie Aschenputtel in eine Ballkönigin, die nicht einmal ihr Vater erkennt.

Das ist kein Zufall, denn Vorläufer dieser Form sind die von europäischen Märchen beeinflussten japanischen Mädchen-Novellen. Mit ihren magischen Accessoires werden die weiblichen Figuren so zu Göttinnen der Schönheit. Die Liebe ist denn auch ein wesentliches Erzählelement, das von der ornamentalen Symbolik getragen wird.

In "Sailor Moon" ist die Heldin in den amnesischen Tuxedo Mask verliebt. Ständig steht dabei die Reinheit ihrer Liebe auf dem Prüfstand. Dies bildet den übergeordneten Spannungsbogen, während Bunny in den einzelnen Episoden mit moralischer Empörung gegen die Besessenheiten des modernen Lebens kämpft. Denn hinter den übernatürlichen Vorgängen steckt oftmals eine gute Portion Realität; etwa wenn Themen wie die Gewalt von Medien behandelt werden, wie in einer Episode, in der ein verzaubertes Video die Menschen zu Dämonen macht.

"Sailor Moon" ist ein Prototyp des Erfolgs seiner Gattung. Mangas wie "Please Save my Earth" sind Varianten; zumal es auch hier um die Sehnsucht nach dem Mond geht. Charakteristisch ist ebenso der oft elegische Tonfall wie im stylish en "Nana". In diesem Manga geht es ebenfalls fast wortwörtlich um Himmelskörper, indem hier die Geschichte einer Band erzählt wird, die Star-Ruhm erlangt. Dämonie und Action wiederum finden sich auch in "Inu Yasha", während romantische Mädchenträume vor allem in "Wedding Peach" wahr werden.

Allen gemein ist jedoch die aufregend gestaltete Charakterentwicklung. Gekonnt zeichnet diese die Phasen einer erstarkenden Weiblichkeit nach. Und genau darin liegt wohl der anhaltende Reiz von Heldinnen wie Bunny, aus deren Hasenherzchen allmählich starke Persönlichkeiten hervorgehen.

Naoko Takeuchi: Pretty Guardian "Sailor Moon", Egmont Manga, 12 Bände, je ca. 240 S., je 6,50 €

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